31.08.2021

Helmholtz: Ein Gigant der Wissenschaft

Vor 200 Jahren wurde der Physiologe und Physiker Hermann von Helmholtz geboren.

„Hermann von Helmholtz hat als Naturforscher ebenso für die Physik wie für die Physiologie Bedeutendes geleistet. Er hat beide Disziplinen um eine beeindruckende Anzahl grundlegender Erkenntnisse bereichert, ihr heutiges Selbstverständnis entscheidend mitgeprägt, ihre Verfahren auf neue Gegenstandsbereiche angewendet und war schließlich führend an ihrem institutionellen Ausbau zu Laborwissenschaften beteiligt“, schreibt Gregor Schiemann in seinem Artikel für das Physik Journal, der im Oktober-Heft erscheinen wird.

Darin würdigt der Philosoph von der Universität Wuppertal die vielen Facetten des bedeutenden Naturforschers Hermann von Helmholtz zu dessen 200. Geburtstag. Gemeinsam mit seinen Kollegen Michael Heidelberger und Helmut Pulte hat Schiemann 2017 die umfangreichen philosophischen und populärwissenschaftlichen Schriften von Hermann von Helmholtz herausgegeben. „Helmholtz war vermutlich der letzte große Wissenschaftler, der weit über die sich damals schon zusammenziehenden Ränder seiner Fächer hinausblickte“, betont Schiemann. Zu Lebzeiten sei er daher von seinem britischen Kollegen James Clerk Maxwell zu Recht als „intellectual giant“ bezeichnet worden.

Der Maler Ludwig Knaus hielt Hermann von Helmholtz im Jahr 1881 auf diesem...
Der Maler Ludwig Knaus hielt Hermann von Helmholtz im Jahr 1881 auf diesem Gemälde fest. Unter den dargestellten Objekten sticht vor allem der von ihm erfundene Augenspiegel in seiner linken Hand hervor.

Hermann von Helmholtz wurde am 31. August 1821 in Potsdam geboren. Er entstammt dem bürgerlichen Mittelstand und war von 1830 bis 1838 Schüler am Gymnasium seines Vaters. Während der Ausbildung zum Arzt am Medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut in Berlin besuchte er Vorlesungen, unter anderem bei dem berühmten Anatomen und Physiologen Johannes Müller, bei dem Helmholtz 1842 mit einer physiologischen Arbeit auch promovierte.

Anschließend arbeitete er bis 1848 als Schwadronschirurg und Militärarzt in Potsdam, konnte aber nebenbei eigene Forschungen durchführen, unter anderem im Labor des Physikers Gustav Magnus, aus dessen Studierendenkreis 1845 die Keimzelle der Deutschen Physikalischen Gesellschaft hervorging. Dieser hat Hermann von Helmholtz von 1878 bis zu seinem Tode selbst als Präsident vorgestanden.

Helmholtz' akademische Laufbahn führte ihn von Berlin über Königsberg (1849), Bonn (1850) und Heidelberg (1855) wieder zurück nach Berlin, wo er 1870 Nachfolger des verstorbenen Ordinarius für Physik an der Friedrich-Wilhelms-Universität, Heinrich Gustav Magnus, wurde. In diese Periode fallen auch zwei seiner bedeutendsten Leistungen für die Physik bzw. Physiologie: die erste mathematische Formulierung des Energieerhaltungssatzes und die Entwicklung des Augenspiegels.

Im Jahr 1883 wurde Helmholtz in den Adelsstand erhoben. Zusammen mit Wilhelm Foerster und Werner von Siemens initiierte er die Gründung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (1887), deren Präsident er 1888 wurde.

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In seinen letzten Lebensjahren musste Helmholtz, der nach dem Tod seiner ersten Frau Anna im Jahr 1869 wieder geheiratet hatte, den Tod seines Sohnes Robert (1889) und den Tod des Freundes Werner von Siemens (1892) ertragen. 1894 starben zudem sein Schüler Heinrich Hertz und sein Kollege August Kundt. Am 8. September 1894 erlag Helmholtz einem zweiten Schlaganfall. Die Tode von Hertz, Kundt und Helmholtz veranlasste die DPG bzw. ihre Vorgängerin, die Physikalische Gesellschaft zu Berlin, die Feier ihres 50-jährigen Bestehens auf 1896 zu verschieben.

Die Helmholtz-Gemeinschaft würdigt ihren Namenspatron durch zahlreiche Veranstaltungen, nicht zuletzt eine große Feier am 31. August. Am Nachmittag lädt der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, zu einer Kranzniederlegung am Grab von Helmholtz auf dem Friedhof Wannsee ein, an der sich auch die DPG beteiligt.

Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften hat die 200. Geburtstage von Hermann von Helmholtz und des Mediziners Rudolf Virchow zum Anlass für das Jahresthema „Vermessung des Lebendigen“ genommen. Auch hierzu gibt es ein vielfältiges Programm.

Von und über Hermann von Helmholtz gibt es im Web viel zu entdecken (siehe untenstehende Links), nicht zuletzt auf einer informativen Jubiläums-Webseite der Helmholtz-Gemeinschaft. Viele Veröffentlichungen und Bücher von und über Helmholtz sind mittlerweile als Digitalisate frei zugänglich. Einige seiner Vorträge finden sich im Archiv der Physikalischen Blätter in der Wiley Online Library.

Wer sich tiefgehender mit dem Leben und Werk des großen Wissenschaftlers beschäftigen möchte, sei die umfangreiche Biografie des amerikanischen Wissenschaftshistorikers David Cahan empfohlen, die nun auch auf Deutsch vorliegt.

Alexander Pawlak

 

Weitere Infos

Werke Helmholtz

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