12.08.2015

(Physik-)Filme, die Schule machten

Die Film-Bestände des Instituts für den wissenschaftlichen Film (IWF) sind online zugänglich.

Wer mit dem Kürzel IWF etwas anfangen kann, erinnert sich sicher an das Rattern eines Filmprojektors in einem abgedunkelten Klassenzimmer. Das Göttinger Institut für den wissenschaftlichen Film war über ein halbes Jahrhundert die maßgebliche Einrichtung in Deutschland für die Produktion von Lehrfilmen. Doch 2010 musste das IWF seinen Betrieb einstellen, nachdem Bund und Länder die Förderung eingestellt hatten.

Die Technische Informationsbibliothek (TIB) in Hannover übernahm 2012 den IWF-Bestand aus rund 11000 Filmen. Auf dem im Mai 2014 eingerichteten „TIB|AV-Portal“ werden diese nun online öffentlich zugänglich gemacht. Bislang finden sich dort rund 1100 Filme, davon 120 aus der Physik, eins der sechs Kernfächer der TIB, zu denen noch Technik, Architektur, Chemie, Informatik und Mathematik zählen.

Im Online-Archiv der IWF-Filme findet z.B. dieses Gespräch von Werner...
Im Online-Archiv der IWF-Filme findet z.B. dieses Gespräch von Werner Heisenberg und Carl Friedrich von Weizsäcker über Kosmologie, inklusive einer kompletten Transkription. (Quelle: TIB)

Viele der physikalischen Filme sind dabei keineswegs nur aus historischer Perspektive interessant. Oft sind sie zeitlos, etwa wenn vorbildlich aufgebaute Experimente zu sehen sind, wie man sie aus klassischen Physik-Anfängervorlesungen kennt. Der Berliner Physiker Klaus Lüders präsentiert beispielsweise in über sechzig IWF-Filmen grundlegende physikalische Effekte anhand klassischer Demonstrationsexperimente von Robert Wichard Pohl (1884 – 1976): chromatische Aberration, freihändiges Fahrradfahren, Schaumentstehung oder das Hooksche Gesetz und vieles andere mehr.

Faszinierend sind die Filmdokumente, in denen große Physiker zu Wort kommen: Werner Heisenberg und Carl Friedrich von Weizsäcker führen ein Gespräch über Kosmologie, Friedrich Hund erzählt aus seiner langen Karriere als Physiker, insbesondere aus den Anfangstagen der modernen Quantenmechanik, oder er diskutiert mit Paul Dirac.

Die meisten Videos lassen sich in verschiedenen Formaten und Größen herunterladen. Meist besitzen sie auch ein vollständiges Audiotranskript. Einzelne Segmente lassen sich durch einen Zitierlink kennzeichnen. Dazu kommen ausführliche Produktions- und Metadaten, teilweise auch Zusatzmaterialien zu den gezeigten Experimenten als PDF.

Im TIB|AV-Portal finden sich auch viele weitere Filme aus der Physik, etwa Vorlesungen des Stanford-Professors Leonard Susskind oder Web-Tutorials der AG Didaktik der Physik der TU Kaiserlautern. Die Erschließung des IWF-Bestands ist längst noch nicht abgeschlossen. Dafür gilt es, die Rechtlage der einzelnen Filme zu klären. Ziel ist es dabei, die Filme unter Open-Access-Lizenzbedingungen von Creative Commons verfügbar zu machen, um freie und vielfältige Nutzung zu ermöglichen.

Alexander Pawlak
 

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