28.04.2021

Verborgene Muster

Eine Ausstellung im ZKM Karlsruhe widmet sich den Netzwerkvisualisierungen des Physikers Albert-László Barabási.

Netzwerke aus Knotenpunkten und Verbindungslinien sind uns beispielsweise aus den Liniennetzplänen des öffentlichen Nahverkehrs vertraut. Doch Netzwerke finden sich auch in soziologischen, biologischen, physikalischen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt kommunikativen Zusammenhängen – man denke nur an das World Wide Web und die sozialen Netzwerke.

Ein Pionier der Erforschung von Netzwerken ist der ungarische Physiker Albert-László Barabási (geb. 1967). Im Jahr 2000 entwickelte er anhand einer großangelegten Untersuchung der Verbindungen im World Wide Web sein Modell der skalenfreien Netzwerke. Demnach ist der Knotengrad solcher Netzwerke nach einem Potenzgesetz verteilt: Die meisten Knoten besitzen nur sehr wenige Verbindungen, nur wenige Knoten („Hub“) sind stark verknüpft. Darauf aufbauend entwickelte Barabási Methoden, um Netzwerke anhand von kennzeichnenden Knoten und Netzen, von Parametern und Mustern zu visualisieren, mittlerweile zusammen mit seinen Mitarbeiter*innen im eigenen Labor an der Northeastern University in Boston (USA).

Welche faszinierenden Visualisierungen von Netzwerken aus Naturwissenschaft, Medizin, Technologie und Kultur sich ergeben, zeigt die Ausstellung „BarabásiLab. Hidden Patterns. Netzwerkdenken“ ab 1. Mai 2021 im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe. Die virtuelle Eröffnung findet am Freitag, den 30. April um 18 Uhr bei digitaler Anwesenheit von Barabási statt.

„Auf das verbale und visuelle Denken folgt das Zeitalter des Netzwerk-Denkens, das uns hilft, bisher verborgene Muster der Welt und unseres Handelns zu entdecken“, betont der Leiter des ZKM, Peter Weibel.

 

Die Ausstellung soll zeigen, wie es die Analyse von Netzwerken erlaubt, die Zusammenhänge unterschiedlichster komplexer Systeme zu untersuchen und besser zu verstehen. Dazu gehören nicht zuletzt die Ausbreitungswege von Epidemien. Darüber hinaus geht es auch um künstlerische Aspekte. Barabási hatte ursprünglich geplant, Malerei und Bildhauerei zu studieren, bevor er sich der Physik zuwendete: Das prägt die Ästhetik seiner Netzwerkvisualisierungen, die er mittlerweile auch als dreidimensionale Skulpture realisiert.

Die in Kooperation mit dem Ludwig Museum in Budapest, Ungarn, realisierte Ausstellung liefert erstmals in Deutschland einen umfassenden Überblick über die vom BarabásiLab entwickelten Visualisierungsformen, die das Produkt eines kollaborativen Prozesses sind, an dem Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Designer*innen gleichermaßen beteiligt sind.

Im Rahmenprogramm zur Ausstellung findet ab Anfang Juni eine Vortragsreihe statt, in der unter anderem der Physiker Dirk Brockmann (RKI / Humboldt-Universität) zum Thema „Epidemische Ausbreitung“ spricht. Für den 22. Januar 2022 ist das Symposium „Das neue Daten-Denken“ geplant, das sich unter anderem mit der Netzwerkwissenschaft in Mathematik und Physik und der Geschichte der Netzwerkwissenschaft befassen wird.

Solange das ZKM aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht für Besucher zugänglich ist, empfiehlt sich die Lektüre des englischsprachigen Begleitbuchs, das im Bildteil zahlreiche Beispiele von Netzwerkvisualisierungen zeigt und die Hintergründe erläutert. Im Textteil informiert es über die wissenschaftlichen und ästhetischen Aspekte der Netzwerkforschung. Zudem findet sich ein aufschlussreiches längeres Interview mit Barabási.

ZKM / Alexander Pawlak

 

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