16.04.2018

Solar-Entwicklung mit unterschiedlichen Vorzeichen

Investitionsrückgang in Deutschland und Europa stehen Rekord-Investitionen in China gegenüber.

Die globalen Investitionen in erneuerbare Energien steigen 2017 gegenüber dem Vorjahr leicht um zwei Prozent auf rund 280 Milliarden US-Dollar. Der moderate Anstieg ist jedoch das Ergebnis von stark gegen­läufigen Trends in verschiedenen Welt­regionen: Einem Investitions­boom in China (plus 31 Prozent auf etwa 126,6 Milliarden US-Dollar) stehen schwächere Investitionen in den USA (minus sechs Prozent auf 40,5 Milliarden US-Dollar) und ein starker Rück­gang in Europa gegenüber (Deutschland minus 35 Prozent auf 10,4 Milliarden US-Dollar und Groß­britannien sogar minus 65 Prozent auf 7,6 Milliarden US-Dollar).

Rund um den Globus wurden 160,8 Milliarden US-Dollar in neue Solar­kraftwerke investiert, etwa 57 Prozent der letztjährigen Gesamt­investitionen in erneuerbare Energien (ohne große Wasser­kraft). Sie übertreffen damit die Neu­investitionen in Kohle-, Gas- und Kern­energie­kapazitäten gemeinsam mit schätzungs­weise 103 Milliarden US-Dollar. Welt­weit ging 2017 ebenfalls mehr solare Kraft­werks­kapazität ans Netz als Kohle-, Gas- und Kern­kraft zusammen genommen.

Den Boom in China, das in 2017 fast die Hälfte (etwa 45 Prozent) der welt­weiten Investitionen in erneuer­bare Energie überhaupt erbringt, treibt entsprechend vor allem ein Rekord­wachstum bei den Solar-Investitionen. Diese wachsen um 58 Prozent über das Vorjahres­niveau auf 86,5 Milliarden US-Dollar. Mit etwa 53 Giga­watt wurden 2017 allein in China mehr Solar­kapazitäten in Betrieb genommen als im gesamten Rest der Welt. Diese und weitere aktuelle Daten und Trends zu Investitionen in Erneuerbare Energien liefert der „Global Trends in Renewable Energy Investment“ Report 2018 (GTR), ein gemeinsamer Bericht des Frankfurt School-UNEP Collaborating Centre, Bloomberg New Energy Finance und UN-Environment, unterstützt vom Bundes­ministerium für Umwelt, Natur­schutz und nukleare Sicherheit (BMU).

In Europa ist der Investitions­rückgang bei den Erneuerbaren deutlich durch sinkende Kraftwerk­investitionen in England und Deutschland geprägt. In England wurde etwa nur ein Offshore-Wind­park finanziert (in 2016 waren es noch vier große Projekte). In Deutschland wird die Zurück­haltung zumindest teilweise der Umstellung der staatlichen Förderung zugeschrieben.

„Auch wenn der Motor bei den Erneuerbaren in Deutschland und Europa etwas stottert: Der Struktur­wandel ist weltweit in Fahrt, die Technologien sind auf einem guten Weg“, erklärt Ulf Moslener, Mit­heraus­geber des Reports und wissenschaftlicher Leiter des Frankfurt School-UNEP Collaborating Centre. „Jetzt müssen die Strom-Markt­strukturen fit gemacht werden, damit mehr Investitionen sowohl in erneuer­bare Energie als auch zum stabilen Netz­betrieb möglich werden.“

Die Kosten von Photovoltaik und Wind­kraft­anlagen sinken. Entsprechend werden Standort­faktoren wie Wind und Sonne wichtiger: Die Investitionen in Australien steigen auf mehr als das Doppelte (8,5 Milliarden US-Dollar), und Mexiko erreicht 2017 die Top Ten mit einer Veracht­fachung der Investitionen auf rund sechs Milliarden US-Dollar, jeweils begleitet von politischen Initiativen.

Trotz dieser positiven Entwicklung verdeutlicht der derzeitige Anteil von Erneuerbaren Energien in Höhe von 12,1 Prozent an der tatsächlichen Strom­produktion, dass der Weg hin zu einer dekarbonisierten, klima­neutralen Wirtschaft noch weit ist. Der gegenwärtig pro Jahr erzeugte Strom auf Basis von erneuerbaren Energie­trägern entspricht in etwa der Vermeidung von 1,8 Gigatonnen Kohlen­dioxid – ungefähr die gesamten Emissionen des Transport­systems in den USA.

„Wir müssen den Wandel hin zu einer klima­neutralen Wirtschafts­weise insgesamt im Blick behalten“, betont Silvia Kreibiehl, Ko-Leiterin des FS-UNEP Collaborating Centre, „und da ist es wichtig, die Investitionen in erneuerbare Energie und den Rück­zug aus der Kohle zusammen zu denken und kohärente Regulierungs­ansätze zu verfolgen. Dies gilt auch über den Strom­sektor hinaus.“

Frankfurt School / DE

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