30.11.2022

Quantenalgorithmen auf klassischen Rechnern

Quantenalgorithmen zur Berechnung von Elektronendichten auf konventionellen Computern genutzt.

Quantencomputer versprechen erheblich kürzere Rechen­zeiten für komplexe Probleme. Aber noch gibt es weltweit nur wenige Quanten­computer mit einer begrenzten Anzahl von Qubits. Quantencomputer-Algorithmen können aber auch auf konventionellen Servern laufen, die einen Quanten­computer simulieren. Ein HZB-Team hat damit nun am Beispiel eines kleinen Moleküls dessen Elektronen­orbitale und ihre dynamische Entwicklung nach einer Laserpuls­anregung berechnet. Die Methode eignet sich auch, um größere Moleküle zu untersuchen, die mit konventionellen Methoden nicht mehr berechnet werden können.

 

Abb.: Hier ist am Beispiel des Moleküls Lithium­hydrid die Verschiebung von...
Abb.: Hier ist am Beispiel des Moleküls Lithium­hydrid die Verschiebung von Elektron­dichte vom Cyanid (rot) zum Lithium (grün) während eines Laser­pulses zu erkennen. (Bild: F. Langkabel / HZB)

„Diese Quantencomputer-Algorithmen sind ursprünglich in einem ganz anderen Kontext entwickelt worden. Wir haben sie hier erstmals genutzt, um Elektronen­dichten von Molekülen zu berechnen, insbesondere auch ihre dynamische Entwicklung nach Anregung durch einen Lichtpuls,“ sagt Annika Bande, die am HZB eine Gruppe zur theoretischen Chemie leitet. Zusammen mit Fabian Langkabel, der bei Bande promoviert, zeigte sie nun in einer Studie, wie gut dies funktioniert.

„Wir haben einen Algorithmus für einen fiktiven, völlig fehlerfreien Quantencomputer entwickelt, und ihn auf einem klassischen Server laufen lassen, der einen Quanten­computer von zehn Qbits simuliert,“ sagt Fabian Langkabel. Dabei begrenzten sie ihre Studie auf kleinere Moleküle, um die Rechnungen auch ohne echten Quanten­computer durchführen zu können und mit konventionellen Berechnungen zu vergleichen.

Sie konnten zeigen, dass auch die Quantenalgorithmen die erwarteten Ergebnisse produzierten. Im Unterschied zu konventionellen Berechnungen eignen sich die Quantenalgorithmen jedoch auch, um mit zukünftigen Quanten­computer deutlich größere Moleküle zu berechnen: „Das hat mit den Rechenzeiten zu tun. Sie steigen mit der Anzahl der Atome, aus denen das Molekül besteht“, sagt Langkabel. Während die Rechenzeit sich mit jedem zusätzlichen Atom für konventionelle Verfahren vervielfacht, ist das für Quanten­algorithmen nicht der Fall, was sie sehr viel schneller macht.

Die Studie zeigt damit einen neuen Weg, um Elektronendichten und ihre Antwort auf Anregungen mit Licht mit sehr hoher Orts- und Zeitauflösung vorab zu berechnen. Damit lassen sich beispielsweise ultraschnelle Zerfallsprozesse simulieren und verstehen, die auch bei Quanten­computern aus so genannten Quanten­punkten entscheidend sind. Aber auch Vorhersagen zum physikalischen oder chemischen Verhalten von Molekülen sind möglich, zum Beispiel während der Aufnahme von Licht und dem anschließenden Transfer von elektrischen Ladungen. Dies könnte die Entwicklung von Photo­katalysatoren für die Produktion von grünem Wasserstoff mit Sonnenlicht erleichtern oder dabei helfen, Prozesse in den licht­empfindlichen Rezeptor­molekülen im Auge zu verstehen.

HZB / DE

 

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