07.03.2024

Physik-Tagungen in Freiburg und Gießen

Themenspektren reichen von der Quantenoptik bis zur Kernphysik.

Gut 2000 Physikerinnen und Physiker treffen sich kommende Woche auf den DPG-Frühjahrstagungen in Freiburg und Gießen. Im Breisgau diskutiert die Sektion Atome, Moleküle, Quantenoptik und Photonik an der Albert-Ludwigs-Universität aktuelle Themen. An der Justus-Liebig-Universität Gießen werden Themen der Kernphysik sowie der Gravitation und der Relativitätstheorie im MIttelpunkt stehen. Auch der Arbeitskreis Chancengleichheit und die junge DPG sind am Programm in Gießen beteiligt.

Abb.: Kommende Woche treffen sich Physikerinnen und Physiker in Freiburg und...
Abb.: Kommende Woche treffen sich Physikerinnen und Physiker in Freiburg und Gießen.
Quelle: DPG

Einen Bogen von den kleinsten Bestandteilen der Materie bis zu gigan­tischen Objekten in den Tiefen des Universums zu schlagen – um nicht weniger geht es in diesem Jahr vom 11. bis 15. März bei der Frühjahrstagung der Deutschen Physikalischen Gesell­schaft (DPG) in Gießen. Beteiligt sind die DPG-Fachverbände Gravitation und Relativitäts­theorie sowie Physik der Hadronen und Kerne, der Arbeitskreis Chancengleichheit und die junge DPG. „Die enge Verbindung zwischen dem Verständnis der kleinsten Bausteine der Materie und der Beschreibung der Eigen­schaften des Kosmos zeigt eindrucksvoll, wie die Physik mit ihren fundamentalen Gesetzen und Theorien den Gesamtzusammenhang unseres Universums erfasst – vom allerkleinsten bis zum größten uns bisher zugänglichen Maßstab“, betont DPG-Präsident Joachim Ullrich. „In Gießen finden sich in diesem Jahr also eng miteinander verwandte Teilgebiete der Physik zusammen.“

Hadronen sind subatomare Teilchen, die durch die starke Wechselwirkung zusammengehalten werden. Dazu zählen beispielsweise die Bestandteile von Atomkernen, die Protonen und Neutronen. Die experimentelle Erforschung ihres inneren Aufbaus, zu der auch Wissen­schaftlerinnen und Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität beitragen, ist herausfordernd. Auch zur Theorie der starken Wechsel­wirkung wird weiterhin intensiv geforscht. Diesen und anderen Themen geben die Forschenden auf der Tagung Raum. „Wir freuen uns, Kolleginnen und Kollegen zum wissen­schaftlichen Austausch in Gießen zu begrüßen“, sagt Tagungsleiter Kai-Thomas Brinkmann von der Universität Gießen. „Der Zeitpunkt ist perfekt, da in Kürze ganz in der Nähe in Darmstadt erste Experimente an der internationalen Beschleuniger-Anlage FAIR starten werden, von denen wir neue und spannende Resultate für unser Fachgebiet erwarten.“

Teilchenbeschleuniger wie FAIR erzeugen durch Teilchenkollisionen extreme physikalische Bedingungen, beispielsweise eine extrem hohe Dichte und Temperatur. Wie sich Atomkerne und ihre Bestandteile unter solchen Extrem­bedingungen verhalten, betrachten die beiden an der DPG-Tagung beteiligten Fachverbände im Rahmen eines Symposiums am Mittwoch, 13. März. Dabei geht es um das theoretische Verständnis und um Experimente, aber auch darum, wo im Universum solche extremen Bedingungen angetroffen werden. Dies ist insbesondere im Innern von Neutronensternen und bei Supernova­explosionen der Fall.

Extreme Bedingungen herrschen auch bei schwarzen Löchern. Der Begründer der Allgemeinen Relativitätstheorie, Albert Einstein, konnte sich mit dem Gedanken ihrer Existenz nicht anfreunden. Mittlerweile sind aber tatsächlich viele schwarze Löcher im Universum zweifelsfrei identifiziert worden. Reinhard Genzel vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching hat für die Entdeckung des schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße zusammen mit Andrea Ghez den Physiknobelpreis 2020 erhalten. Er wird im Rahmen der DPG-Tagung am Mittwoch, den 13. März um 19:30 Uhr im Hörsaal 1 öffentlich über „Galaxien und Schwarze Löcher“ sprechen. Alle Interessierten sind herzlich zu diesem Programmpunkt eingeladen, der Eintritt ist frei. Ebenfalls öffentlich und kostenlos ist ein Vortrag von Martin Buhmann am 12. März um 19:30 Uhr mit dem Titel „Mathe macht glücklich“. Der stellvertretende Direktor des Gießener Science Centers „Mathematikum“ spricht ebenfalls im Hörsaal 1.

Freiburg empfängt 1.500 Forschende zum Austausch über Atome, Moleküle und Licht

Die Erforschung der mikro­skopischen Welt bringt immer wieder technische Innovationen hervor – etwa hochgenaue Messgeräte, neuartige Materialien oder auch die Hardware für Quantencomputer. Um sich über die faszinierenden grundlegenden Phänomene des Mikrokosmos und deren Anwendungen auszutauschen, versammeln sich vom 10. bis 15. März 2024 Physikerinnen und Physiker an der Universität Freiburg. Das Treffen der Sektion Atome, Moleküle, Quantenoptik und Photonik ist eine von fünf diesjährigen Frühjahrstagungen der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG). Neben den zur Sektion gehörenden Fach­verbänden tragen auch der Arbeitskreis Chancengleichheit und die junge DPG zum Programm bei. Dieses umfasst rund 1.300 wissenschaftliche Beiträge.

DPG-Präsident Joachim Ullrich hebt das Engagement der Organisa­torinnen und Organisatoren hervor: „Das Programm ist hochkarätig und vielfältig und bildet die aktuellen Entwicklungen in der Atom- und Molekülphysik sowie in der Quantenoptik und Photonik hervorragend ab.“ Die Atom- und Molekülphysik untersucht mithilfe der Quantentheorie und in Experimenten das Verhalten von Materie auf der Skala ihrer atomaren Bausteine. Die Quantenoptik und Photonik­beschäftigen sich speziell mit der Wechselwirkung zwischen Materie und Licht sowie mit der Frage, wie sich mit Licht Information speichern, übertragen und verarbeiten lassen.

Diese Themen sind auch Schwerpunkte des physikalischen Instituts der Universität Freiburg. „Unsere Gruppen engagieren sich zum Beispiel in der Attosekunden­physik, der Molekülspektroskopie und in den Quantenwissen­schaften“, sagt Tagungsleiter Tobias Schätz. „Gerade für die Studierenden und Promovierenden bietet diese bedeutende Tagung einen breiten Einblick in zukünftige Forschungs­perspektiven sowie die Möglichkeit, die eigene Arbeit zu präsentieren und im größeren Kontext zu sehen und zu diskutieren.“

Im Rahmen der Tagung kommen auch Forschende zu Wort, die in diesem Jahr wichtige Preise der DPG erhalten. So spricht Immanuel Bloch von der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Max-Planck-Institut für Quantenoptik über Quanten­simulationen. Dabei handelt es sich um Experimente, mit denen sich Quanteneffekte untersuchen und so die Vorhersagen der Quantentheorie überprüfen lassen. Blochs Arbeiten werden in diesem Jahr mit der Stern-Gerlach-Medaille gewürdigt – die höchste Auszeichnung der DPG für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der experimentellen Physik. Die Preisverleihung findet im März in Berlin statt.

Der Preisträger des diesjährigen Robert-Wichard-Pohl-Preises, Harald Giessen von der Universität Stuttgart, wird in Freiburg über 3D-gedruckte Mikrooptiken sprechen. Isabelle Kleiner aus Créteil bei Paris, die in diesem Jahr den von der DPG und ihrer französischen Schwester­gesellschaft Societé Française de Physique ausgelobten Gentner-Kastler-Preiserhält, berichtet von ihrer Forschung zur Molekülphysik. Olga Kocharovskaya von der Texas A&M University (USA) stellt ihre aktuellen Arbeiten zur Quantenoptik vor. Ihr wird im Rahmen der Freiburger Tagung der Herbert-Walther-Preis 2024 verliehen. Neben den renommierten Expertinnen und Experten zeichnet die DPG auch die wissenschaftlichen Leistungen des Nachwuchses aus: So können sich bei der Tagung die vier Finalistinnen und Finalisten im Rennen um den Dissertationspreis der Sektion mit ihren Arbeiten präsentieren. Im Anschluss an die Vorträge wird die Gewinnerin oder der Gewinner gekürt.

DPG / JOL

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