30.09.2022

Mit Astrophysik in eine strahlende Zukunft

Das Deutsche Zentrum für Astrophysik entsteht in der Lausitz und soll den Strukturwandel in der Region fördern.

Zwei neue Großforschungszentren gehen aus dem Wettbewerb „Wissen.schafft.Perspektiven“ des BMBF hervor: In der Lausitz entsteht das Deutsche Zentrum für Astrophysik; das Center for the Transformation of Chemistry wird im mitteldeutschen Revier angesiedelt. Der Entscheidung für diese beiden Projekte ging ein anderthalbjähriger Auswahlprozess voraus. Die Zentren sollen den Strukturwandel in den Regionen des Braunkohlebergbaus vorantreiben und werden vom Bund, dem Freistaat Sachsen und dem Bundesland Sachsen-Anhalt milliardenschwer gefördert.

Das Deutsche Zentrum für Astrophysik (DZA) ist eine gemeinsame Initiative der Astronomie und Astroteilchenphysik. Mehr als tausend Mitarbeitende sollen an den Standorten in Görlitz und im Kreis Bautzen Beschäftigung finden. Das Konzept des DZA ruht auf drei Säulen: astronomische Spitzenforschung, Datenverarbeitung und Green Computing sowie einem Technologiezentrum. Letzteres will sich die Erfahrung und das moderne Umfeld der Industrie in Sachen zunutze machen. Neue Entwicklungen zu Halbleitersensoren, Silizium-Optiken und Regelungstechniken für Observatorien sind das Ziel. Darüber hinaus gilt es, das Know-how durch Ausgründungen in hochwertige Arbeitsplätze vor Ort umzusetzen.

Bei der Datenverarbeitung zielt das DZA darauf ab, die Datenströme internationaler astronomischer Einrichtungen in Sachsen zu bündeln und der Community weltweit zur Verfügung zu stellen. Um dies zu bewerkstelligen, gilt es, eine ressourcensparende Digitalisierung voranzutreiben und ein nachhaltiges Green Computing zu entwickeln. Beides komme der Gesellschaft auch im Allgemeinen zugute, da die IT sich unaufhaltsam zum größten Stromverbraucher weltweit entwickele. „Dieser Wettbewerb eröffnete Perspektiven und ist ein wichtiges Zeichen für die Zukunft in einer schwierigen Zeit“, sagte der designierte Gründungsdirektor des DZA Günther Hasinger.

In Görlitz ist ein offener Campus für Spitzenforschung auf dem Kahlbaum-Areal geplant. Eingebettet in die Stadt sollen die Zentren für Astrophysik und Datenwissenschaften, das Technologiezentrum und das Zentrum für Innovation und Transfer entstehen; ein Besucherpark gehört ebenfalls zum Konzept.

Das Low Seismic Lab, ein Untergrundlabor zwischen Hoyerswerda, Bautzen und Kamenz, wird in den Tiefen des Granitgesteins der Lausitz entstehen. Probebohrungen an möglichen Standorten sind bereits angelaufen. Die ruhigen geologischen Bedingungen sind ideal für den Betrieb von Gravitationswellendetektoren und die Entwicklung hochpräziser Mess- und Produktionstechnologien. Michèle Heurs von der Leibniz Universität Hannover gehört zu den Antragstellenden des DZA und ist überzeugt, dass sich das DZA „zu einem weltweit sichtbaren Zentrum entwickeln und für die deutsche Astrophysik eine wichtige Rolle in zukünftigen Großprojekten spielen“ wird.

Am 14. August 2020 trat das Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen (StStG) in Kraft, das auch die „Gründung je eines neuen institutionell geförderten Großforschungszentrums nach Helmholtz- oder vergleichbaren Bedingungen in der sächsischen Lausitz und im mitteldeutschen Revier“ vorsieht; der Wettbewerb – zunächst noch unter der Bezeichnung „Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ – begann im November. Eine Perspektivkommission mit untersuchte die eingereichten Initiativen unter anderem im Hinblick auf ihre wissenschaftliche strukturelle Originalität und bewertete Nachhaltigkeitskriterien sowie die erwarteten Effekte auf Wirtschaft und Gesellschaft.

Bereits im Juli 2021 startete mit der Auswahl der sechs aussichtsreichsten Anträge dann die erste Förderphase. Aus den eingereichten Skizzen galt es mithilfe einer finanziellen Unterstützung von jeweils bis zu 500.000 Euro ein tragfähiges und umsetzungsreifes Konzept zu entwickeln; das Projektbüro des DZA war bei DESY angesiedelt. Neben den nun erfolgreichen Projekten gehörten zu dieser Auswahl auch Konzepte zum Bündeln von Klimadaten und -wissen, zur Digitalisierung und Individualisierung in der Medizin, zu den wissenschaftlichen und technologischen Grundlagen für Weltraumstationen sowie zum ressourceneffizienten und klimaneutralen Bauen.

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Nun beginnt für das DZA die dreijährige Aufbauphase, die bei Bedarf um weitere drei Jahre verlängerbar ist, bevor das Zentrum auch formal gegründet wird. Die Trägerschaft des Projekts hat solange die TU Dresden inne, die sich auch in den Bereichen Datenanalyse, Künstliche Intelligenz und Hochleistungsrechnen einbringt. Ein Planungsteam soll zeitnah für den Bau der Büros am Kahlbaum-Areal in Görlitz sorgen und das Low Seismic Lab im Landkreis Bautzen voranbringen. Der Bund will bis 2038 insgesamt mehr als 1,1 Milliarden Euro in jedes der Zentren stecken; Sachsen und Sachsen-Anhalt unterstützen die Finanzierung ebenfalls.

Kerstin Sonnabend

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