15.04.2020

Krise und Chancen - die DPG in Zeiten von Corona

Die Corona-Pandemie machte viele Absagen nötig, bietet aber auch Chancen.

Im Januar 1895 hätte die Vorgängerin der DPG, die Physikalische Gesellschaft zu Berlin, eigentlich ihr 50-jähriges Bestehen feiern können. Doch nach den Todesfällen des Vorjahres – 1894 starben Heinrich Hertz (1. Januar), August Kundt (21. Mai) und Hermann von Helmholtz (8. September) – sah sich die Gesellschaft dazu veranlasst, die Jubiläumsfeier um ein Jahr zu verschieben.

Niemand hätte erwartet, dass die große Jubiläumsfeier zum 175-jährigen Gründungsjubiläums der DPG ebenfalls um ein Jahr verschoben werden muss. Ursprünglich für den 6. Juni dieses Jahres geplant wird sie nun 2021 stattfinden, gewissermaßen zur Feier des 175+1-jährigen Bestehens der DPG.

Die bedrohliche Lage durch die Ausbreitung des Coronavirus machte zunächst die Absage aller Veranstaltungen und DPG-Treffen bis vorläufig 30. April notwendig. Je nach Situation und Sachlage wird der Vorstand die Maßnahmen neu bewerten.

Das war kein leichter Schritt, denn er bedeutete auch die Absage aller DPG-Frühjahrstagungen, der zentralen Elemente im wissenschaftlichen Leben der Physik.

Immerhin ist es für die Frühjahrstagung in Dresden gelungen, Teile des wissenschaftlichen Programms über Video-Live-Schaltungen anzubieten. Mit über 5000 Physikerinnen und Physiker wäre die Tagung, wie auch in den vergangenen Jahren, der größte Physikkongress Europas gewesen.

Die Corona-Krise und ihre Folgen, ausgefallene Veranstaltungen, verschobene Sitzungen und die Vermeidung von persönlichen Treffen, hinterlässt nicht nur viele offene Fragen, sondern schafft durchaus auch Raum für neue kreative Ideen.

Der Foto-Wettbewerb „DPG-Tagungstaschen on tour“ geht weiter, wenn auch...
Der Foto-Wettbewerb „DPG-Tagungstaschen on tour“ geht weiter, wenn auch unter neuen Vorzeichen. Auch der Videowettbewerb: „Physik in der Zukunft“ läuft weiter. (Foto: Anja Metzelthin)

Hier ist es ein wichtiges Signal, dass die Geschäftsstellen der DPG in Bad Honnef und Berlin weiterhin wie gewohnt über E-Mail und Telefon erreichbar sind – auch wenn die Räumlichkeiten vorübergehend für den Publikumsverkehr gesperrt bleiben. Die Betreuung der Mitglieder ist weiterhin gewährleistet, nicht zuletzt um Unterstützung zu leisten, wenn es beispielsweise um alternative Veranstaltungsarten wie Videokonferenzen oder Webinare geht.

Ein gutes Beispiel dafür sind die Webinare zu aktuellen Themen der Halbleiterphysik statt, die der Fachverband Halbleiterphysik unter dem Namen „Halbleiter zum Frühstück“ in den Wochen vor und nach Ostern organisiert hat. Das neue Format sollte insbesondere Studierende und Promovierende ansprechen.

Für die Mitglieder der „AG Schule“ hat die DPG Ideen und digitale Angebote zusammengestellt, die den Physikunterricht sinnvoll ergänzen können. Dazu gehören die Jubiläumsaktionen „175 Inspirierenden“ und „175 Impulse“, die Physikerinnen und Physiker vorstellen bzw. Denkanstöße zu physikalischen Themen mit Alltagsbezug geben.

Das Stuttgarter Industriegespräch am 2. April wurde als Webinar angeboten. Weitere Industriegespräche werden auf diese Art folgen. Auch die junge DPG führt viele ihrer Veranstaltungen virtuell durch.

Mit der Aktion „Physik kreativ“ möchte die DPG zu Lösungsansätzen für Corona und mehr motivieren und insbesondere Interessierte miteinander in Kontakt bringen. Physik heißt kreativ werden, um scheinbar Unlösbarem zu begegnen, auch in der Forschung, um der Corona-Pandemie zu begegnen.

Die Physik hilft dabei, die Ausbreitung von Epidemien zu modellieren und liefert wichtige Daten als Grundlage für politische Entscheidungen. Röntgenlaser sind essenziell, um die Struktur komplexer organischer Moleküle aufzuklären und Erkenntnisse für die Entwicklung von Impfstoffen zu gewinnen. Selbst die Ausbreitung von Viren in den Tröpfchenwolken beim Niesen lässt sich physikalisch modellieren, um die Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit zu verbessern.

Mehr dazu, wie Forschung und Lehre mit der Corona-Krise umgehen, findet sich im Mai-Heft des Physik-Journal.

Über die hier genannten Aktivitäten hinaus, verfolgt die DPG selbstverständlich weiterhin ihre Kernthemen, wie Klima und Energie, Schule, Berufsinformation u. v. m. weiter wie bisher oder mit anderen neuen Ansätzen und Methoden.

Alexander Pawlak / DPG

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