26.01.2010

Eine Heimat für Physiker

Der Arbeitskreis Industrie und Wirtschaft der DPG richtet sich strategisch neu aus.



Physik Journal – Der Arbeitskreis Industrie und Wirtschaft der DPG richtet sich strategisch neu aus.

Physiker und Physikerinnen werden nach dem prägenden Studium entwurzelt, wenn sie in Industrie und Wirtschaft wechseln: Sie verteilen sich in die unterschiedlichsten Branchen, Unternehmen und Funktionen und sind oft die einzigen an ihrem interdisziplinären Arbeitsplatz, die ein Physikstudium absolviert haben. Sie arbeiten nicht nur als Entwickler, sondern auch im Vertrieb, im Management oder als Unternehmer. Teilweise finden sie sich in physikfernen Bereichen wie Unternehmensberatungen, Banken und Versicherungen wieder. Dennoch freuen sie sich, wenn sie – auch wirtschaftliche Themen – wieder einmal mit jemandem diskutieren können, der weiß, was "h quer" ist und die Masse des Wasserstoffatoms kennt. Der Arbeitskreis Industrie und Wirtschaft (AIW) will ihnen dafür eine Heimat bieten.

Abb.: Meinung von Susanne Friebel. Sie ist Vorsitzende des Arbeitskreises Industrie und Wirtschaft und Partnerin der Unternehmensberatung Munich Partners AG.

Was aber ist der AIW? Er versteht sich als Forum für Physiker in Industrie und Wirtschaft. Dabei vertritt er die Unternehmen seiner Mitglieder in der DPG und dient dem Austausch der einzelnen Physikerinnen und Physiker untereinander. Historisch wurde der AIW 1955 als Beratender Ausschuss der Industrie (BAI) gegründet. Er erlangte 1981 den Status eines Fachverbands und wurde 2001 in „Ausschuss Industrie und Wirtschaft“ umbenannt. Der AIW bestand damals aus einem erlesenen Kreis von rund 40 engagierten Physikerinnen und Physikern, die in ihren Unternehmen in Führungspositionen tätig waren und in der Regel auf Antrag in den AIW aufgenommen wurden. Diese Mitglieder repräsentierten die Physiker in Industrie und Wirtschaft mit ihren vielfältigen Tätigkeitsfeldern. Seit der neuen DPG-Satzung von 2008 ist der AIW formal ein Arbeitskreis und offen für alle interessierten DPG-Mitglieder. Seitdem haben wir 380 neue Mitglieder gewonnen und freuen uns über den regen Zulauf. Natürlich erfordert dieses Wachstum eine Neuausrichtung, da der AIW zu einem Forum für Industriephysiker unterschiedlicher Bereiche und Positionen werden soll.
 

Die Aktivitäten des AIW umfassen neben der Vertretung in DPG-Gremien und Mitarbeit bei Studien und Stellungnahmen insbesondere die Organisation von Veranstaltungen: Dieses sind zum einen Veranstaltungen, die jungen Physikern einen Einblick in die vielfältigen Tätigkeiten in Industrie und Wirtschaft geben. Dazu zählen der „Industrietag“, eine ganztägige Vortragsveranstaltung mit Podiumsdiskussion, die auf ein aktuelles Thema ausgerichtet ist (z. B. erneuerbare Energien, Zukunft der Halbleiter oder Medizintechnik), sowie das Laborbesichtigungsprogramm „Ein Tag vor Ort“ und die Beteiligung an berufsberatenden Veranstaltungen wie „Physiker im Beruf“.
 

Zum anderen richten sich die Aktivitäten an Industriephysiker. Für diese Zielgruppe wurde die Arbeitstagung „Forschung – Entwicklung – Innovation“ neu konzipiert, sodass sie nun auf große Resonanz stößt. Thematisch widmet sich die Tagung dem Transfer und der Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen unter den Bedingungen des Tagesgeschäfts. Sie bietet praxisnahe Einblicke in Innovationsmanagement in Industrie und Wirtschaft sowie ein Forum für den Erfahrungsaustausch. Auch die „Berliner Industriegespräche“ erreichen regelmäßig ein professionelles Publikum, indem sie aktuelle Themen an der Schnittstelle des Transfers wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Anwendung aufgreifen.
 

Dieses Serviceangebot möchten wir zukünftig ausbauen und die DPG für Industriephysiker noch attraktiver machen. Geplant sind themenspezifische Workshops an relevanten Schnittstellen z. B. „Industrie trifft Forschung“, lokale Stammtische mit einem Vortrag und anschließender Diskussion und professionelle Trainings zugeschnitten auf Physiker.
 

Die Stärke der DPG liegt darin, dass sie bestens ausgebildete Köpfe aus den unterschiedlichsten Bereichen der Industrie und Wirtschaft unter einem Dach vereint. Nun gilt es, durch ein verbessertes Angebot geeignete Strukturen zu schaffen und das Potenzial zu nutzen, das im „interdisziplinären“ Austausch verborgen liegt.

Sie können aktiv mitgestalten: Wir sind gerade dabei, den Arbeitskreis neu auszurichten und dabei die Mitglieder stärker einzubinden. Werden Sie AIW-Mitglied (einfach bei der DPG einloggen und bei Ihren Mitgliedsdaten ein Kreuz beim AIW setzen) und helfen Sie mit, den AIW in eine Heimat für „entwurzelte“ Industriephysiker zu wandeln. Sie haben die Möglichkeit, als passives Mitglied Informationen über die Aktivitäten des Arbeitskreises zu erhalten, oder den AIW aktiv mitzugestalten, z. B. indem Sie Workshops vorschlagen und organisieren oder einen Stammtisch in Ihrer Heimatstadt initiieren. Ich würde mich freuen, Sie schon am 24. März beim diesjährigen Industrietag zum Thema Medizintechnik auf der Frühjahrstagung in Regensburg begrüßen zu können.

Susanne Friebel

Quelle: Physik Journal, Februar 2010, S. 3

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