12.10.2017

Aus Einsteins Dachstube ins Universum

Vor 100 Jahren wurde in Berlin das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik gegründet.

Das heutige Max-Planck-Institut für Physik kann auf eine hundertjährige Geschichte zurückblicken. Seit 1958 befindet sich in München, seine Keimzelle ist aber das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in Berlin. Der Antrag auf ein solches Institut ging Anfang 1914 beim preußischen Kulturministerium ein – die Unterzeichner: Fritz Haber, Walther Nernst, Max Planck, Heinrich Rubens und Emil Warburg. Der Beginn des Ersten Weltkrieges verzögerte die Gründung, doch mit den Mitteln eines Berliner Fabrikanten konnte das KWI für Physik am 1. Oktober 1917 seine Arbeit aufnehmen. Den 100. Jahrestag dieser Gründung feiert das MPI für Physik vom 10. Bis 12. Oktober mit einem wissenschaftlichen Symposium und einem abschließenden Festakt.

Erste Direktor war niemand geringeres als Albert Einstein. Das Institut schlug sein Quartier in Einsteins Wohnung in Schönefeld auf. Als „Institutsdirektor ohne Institut“ konnte er die physikalische Grundlagenforschung in den schwierigen Jahren nach dem Ersten Weltkrieg fördern, indem er die Anträge auf Forschungsgelder aus dem Institutsfond begutachtete und dann dem Kuratorium, in dem u.a. Vertreter der Regierung und der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft saßen, Empfehlungen vorlegte.

1937 erhielt das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik ein eigens Gebäude in Berln Dahlem. (Foto: Archiv der Max-Planck-Gesellschaft)

Als Einstein nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 emigrierte, übernahm Peter Debye die Leitung des Instituts, das 1937 in ein großes Gebäude in Dahlem zog und 1938 nach seinem Initiator den Namen „Max-Planck-Institut“ erhielt. Dort wurde nun auch eigene experimentelle Forschung betrieben. Dafür standen unter anderem ein Kältelaboratorium und eine Hochspannungsanlage zur Verfügung. Debye verließ Anfang 1940 Deutschland und ging in die USA. Das Institut wurde bis Juni 1942 direkt dem Heereswaffenamt unterstellt und widmete sich unter der Leitung von Werner Heisenberg und Otto Hahn dem deutschen Uranprojekt.

Heisenberg amtierte ab 1942 als Direktor des Instituts, das seine Arbeit nach dem Krieg zunächst in Göttingen fortsetzte. Mit der Unterstützung des Freistaats Bayern gelang es Heisenberg schließlich, das Institut 1958 in einem modernen und großzügigen Gebäude in München anzusiedeln, erweitert um die Abteilung Astrophysik unter der Leitung von Ludwig Biermann.

Seit 1958 residiert das Max-Planck-Institut für Physik im Münchner Stadtteil Freimann am Föhringer Ring. (Foto: Archiv der Max-Planck-Gesellschaft)

In den Folgejahren gingen aus diesem Max-Planck-Institut verschiedene Tochtereinrichtungen hervor. 1960 entstand das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik. Das Teilinstitut für extraterrestrische Physik wurde 1963 gegründet, die astrophysikalische Abteilung zog 1979 nach Garching. Seit 1991 sind die beiden ehemaligen Teilinstitute eigenständige Max-Planck-Institute für Astrophysik bzw. extraterrestrische Physik.

Der aktuelle Forschungsschwerpunkt des MPI für Physik ist die theoretische und experimentelle (Astro-)Teilchenphysik. Dabei befassen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Ursprung und den Wechselwirkungen von elementaren Teilchen und Kräften – und deren Bedeutung für die Entwicklung des Universums. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Institut ist von 280 im Jahr 2008, an dem der Standort München sein 50. Jubiläum feierte, auf derzeit 330 gewachsen.

Die Forscherinnen und Forscher am MPP sind an zahlreichen internationalen Kollaborationen beteiligt. Zu den größten Projekten am Institut gehört sein Beitrag zum Aufbau des ATLAS-Detektors am Large Hadron Collider am CERN in Genf. Zu weiteren Experimenten, an denen Forscherinnen und Forscher des MPP entscheidend beteiligt sind, gehören das Gammastrahlen-Teleskop MAGIC und das Ende 2010 in Betrieb gegangene Germanium Detector Array (GERDA) im Untergrundlabor im italienischen Gran-Sasso-Massiv. Zu den aktuellen Projekten gehört MADMAX, welches das MPI für Physik Ende 2016 initiiert hat, um nach Axionen zu suchen. Diese bisher rein hypothetischen Teilchen sind Kandidaten für die bislang rätselhafte Dunkle Materie.

In Zukunft steht dem MPI für Physik ein weiterer Standortwechsel bevor, denn es auch auf den Forschungscampus Garching ziehen und wird sich dann in guter Gesellschaft der Max-Planck-Institute befinden, die aus ihm hervorgegangen sind.

Alexander Pawlak / MPI für Physik

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