01.03.2023

75 Jahre Max-Planck-Gesellschaft

Die Max-Planck-Gesellschaft hat ihr Gründungsjubiläum mit einem Festakt im Deutschen Museum in München gefeiert.

„Am 26. Februar wurde in Göttingen auf einer Versammlung führender deutscher Wissenschaftler eine neue Gesellschaft gegründet, die die hervorragendsten nichtstaatlichen wissenschaftlichen Forschungs-Institute zusammenschließen soll“, berichtete im Jahr 1948 das März-Heft der Physikalischen Blätter. Als Namensgeber der neuen Forschungsgesellschaft diente Physik-Nobelpreisträger und DPG-Ehrenmitglied Max Planck. Sein untadeliger Ruf und sein Engagement für die reine Grundlagenforschung machten ihn zur idealen Persönlichkeit dafür.

75 Jahre später gehört die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) zu den vier großen Forschungsgesellschaften in Deutschland und damit zu den tragenden Säulen des Wissenschaftssystems. Ihre insgesamt 86 Institute und Forschungseinrichtungen widmen sich primär der anwendungsoffenen Grundlagenforschung, nicht nur in den Natur-, sondern auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften.

Das Gründungsjubiläum wurde am 26. Februar mit einem Festakt im Deutschen Museum in München gefeiert. Joachim Gauck, Bundespräsident a.D. und Senator der MPG, hielt die Eröffnungsrede. Anschließend sprach der renommierte Historiker Jürgen Kocka über „Harnacks späte Erben. Die Metamorphosen der Max-Planck-Gesellschaft seit 1948“. Er ging in seinem Vortrag auf ihre wechselvolle Geschichte ein, die sich nicht ohne ihre Vorläuferorganisation, die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG), betrachten lässt.

Beim Festakt zum 75-jährigen Gründungsjubiläum der Max-Planck-Gesellschaft...
Beim Festakt zum 75-jährigen Gründungsjubiläum der Max-Planck-Gesellschaft charakterisierte Bundespräsident a.D. Joachim Gauck in seiner Ansprache die Wissenschaft als „Suchbewegungen ins Offene“, bei denen Zweifel „kein Systemfehler, sondern Grundlage“ ist. (Foto: Max-Planck-Gesellschaft)

Der Umgang mit dem Erbe der KWG gehört zu den wichtigen Wegmarken der MPG seit ihrem 50-jährigen Bestehen im Jahr 1998. 2001 entschuldigte sich der damalige MPG-Präsident Hubert Markl bei den Opfern medizinischer Versuche an Kaiser-Wilhelm-Instituten während des Nationalsozialismus.

Die Jahre nach 1998 markieren auch wichtige Entwicklungen in Ostdeutschland. 1999 wurde der Max-Planck-Forschungscampus Potsdam-Golm eröffnet. Drei neu gegründete Max-Planck-Institute (MPI) zogen dort ein: das MPI für Gravitationsphysik, für Kolloid- und Grenzflächenforschung sowie für molekulare Pflanzenphysiologie. 2006 bezog das MPI für Wissenschaftsgeschichte sein neues Gebäude in Berlin-Dahlem. Damit war der von der MPG unterstützte Aufbau der Wissenschaftslandschaft in den neuen Bundesländern abgeschlossen, in dessen Rahmen 18 Institute aufgebaut wurden.

Ab 2007 expandierte die MPG auch über Europa hinaus, indem der Senat die Gründung des ersten Auslandsinstituts außerhalb Europas beschloss, dem 2012 auf dem Jupiter Campus der Florida Atlantic University eröffneten Max Planck Florida Institute. 2010 eröffnete das erste Max Planck Center in Indien, das „Indo German Max Planck Center für Computer Science“ am Indian Institute of Technology in Delhi.

Für die MPG stellen die Max Planck Center ein zentrales Element der Internationalisierungsstrategie dar. Sie baute und baut auf diese Weise ihre Kooperationen mit internationalen Spitzenforschungseinrichtungen aus – von Vancouver bis Lausanne, von Princeton bis Paris, von Jerusalem bis Tokio. Diese Strategie war 2013 ein Anlass für die Verleihung des Prinz-von-Asturien-Preis für Internationale Zusammenarbeit an die MPG. Dazu kommt neben weiteren Kooperationsprojekten die internationale Nachwuchsförderung. So unterstützt die MPG besonders ausgewiesene ehemalige junge Nachwuchsforschende nach Rückkehr in ihre Heimat beim Aufbau einer Partnergruppe vor Ort.

Die MPG ist in den letzten Jahrzehnten auch personell stark gewachsen: 1998 waren in ihren damals 80 Instituten und Forschungseinrichtungen rund 11.000 Mitarbeitende beschäftigt, davon rund 2730 Forschende. Ein Vierteljahrhundert später liegen die Zahlen bei 24.000 bzw. 7.000, wobei der Frauenanteil unter den Forschenden 32 Prozent beträgt.

Bis heute wurden insgesamt 30 Wissenschaftliche Mitglieder der MPG und KWG mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, fünf davon allein von 2020 bis 2022, darunter die Physiker Klaus Hasselmann (2021) und Reinhard Genzel (2020). Damit gehört die Max-Planck-Gesellschaft weltweit zu den drei Institutionen, deren Forschende die meisten Auszeichnungen erhalten haben.

Zu den Schattenseiten der vergangenen Jahre gehörten sicher die negativen Schlagzeilen zu den Arbeitsbedingungen an einigen Max-Planck-Instituten und die ab 2018 erhobenen Vorwürfe wegen Mobbings. Die MPG reagierte hier entschlossen mit einer Umfrage unter ihren Mitarbeitenden und Maßnahmen wie der Einrichtung von Anlaufstellen für Beschwerden. Allerdings zeigte sich auch, dass Mobbing-Fälle bei der MPG nicht überdurchschnittlich oft vorkamen und insgesamt eine große Kollegialität vorherrscht. Bei Umfragen unter jungen Berufstätigen landet die MPG stets auf den vorderen Rängen.

Im Rahmen des Festakts wurde auch die Ausstellung „Pioniere des Wissens ‒ Die Nobelpreisträger*innen der Max-Planck-Gesellschaft“ eröffnet, die bis 10. April im Bibliotheksbau des Deutschen Museums zu sehen ist. Anschließend wandert die Ausstellung von Göttingen über Dresden, Tübingen und Berlin nach Hamburg. Zusätzlich gibt es eine aufwändige „Digital Story“ im Netz, die in einem breiten Bogen erzählt, wie die Forschung der Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger den Alltag der Menschen veränderte und die moderne Welt prägte.

Weitere Aktionen und Veranstaltungen sollen im Rahmen des Gründungsjubiläums an verschiedenen Orten stattfinden. Darüber informiert eine Programm-Übersicht, die fortlaufend aktualisiert wird.

Alexander Pawlak / MPG
 

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