06.12.2013

Sehen besser verstehen

Mit dem Zeiss Vision Science Lab startet eine weitere „Industry on Campus“-Arbeitsgruppe an der Universität Tübingen.

Mehr als vier Milliarden Menschen weltweit sind auf augenoptische und medizinische Hilfe angewiesen, um ihre Sehkraft bestmöglich nutzen zu können. „Seit Zeiss 1912 das erste moderne Brillenglas auf den Markt gebracht hat, sind zahlreiche Fortschritte in der Augenoptik gelungen“, sagte Dr. Raymund Heinen, Leiter Zeiss Unternehmensbereich Vision Care. „Aber viele grundlegende Prozesse des Sehens sind immer noch wenig verstanden.“ Dieses komplexe Zusammenspiel erforschen die Universität Tübingen und Zeiss künftig in einer ganz neuen Art der Kooperation.

Abb.: Dr. Raymund Heinen (CEO Zeiss Vision Lab, links), Prof. Dr. Thomas Gasser (Prodekan Forschung Med. Fakultät), Dr. Bernhard Wittmann uund Dr. Siegfried Wahl (Zeiss Vision Lab), Prof. Dr. Herbert Müther (Prorektor Universität Tübingen), Dr. Arne Ohlendorf u. Dr. Katherina Havermann (Zeiss Vision Lab), Prof. Bartz-Schmidt, Leiter/Chefarzt der Augenklinik, Prof. Dr. Marius Ueffing (Med. Fakultät Universität Tübingen; Bild: F. Albrecht, U. Tübingen)

Das am Donnerstag eröffnete Zeiss Vision Science Lab ist eine weitere „Industry on Campus“-Arbeitsgruppe an der Universität Tübingen. Im Rahmen der Exzellenzinitiative werden hier neue Kooperationsprojekte mit der Industrie an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und Anwendungsorientierung geschaffen. „Für die Universität ist diese Kooperation eine ausgezeichnete Gelegenheit, neue Wege für Industriepartnerschaften zu gehen und damit neue Perspektiven für die anwendungsinspirierte Forschung zu eröffnen“, erklärte Professor Herbert Müther, Prorektor für Forschung der Universität Tübingen.

Viele grundlegende Prozesse des Sehens sind immer noch wenig erforscht: Heute kann Zeiss mit individuell angepassten Brillengläsern zahlreiche Sehfehler ausgleichen. Dabei werden mehrere tausend Parameter berücksichtigt, die Sehschärfe, Kontrast- und Farbsehen, UV-Schutz sowie die Sicht bei Dämmerung, Dunkelheit oder in schwierigen Umweltverhältnissen deutlich verbessern. Die Wellenfronttechnologie, ursprünglich in der Astrophysik zum Ausgleich atmosphärischer Störungen eingesetzt, macht es etwa möglich, einen „Fingerabdruck“ des menschlichen Auges zu vermessen und diese Daten in der Fertigung individuell angepasster Brillengläser zu berücksichtigen.

Doch das komplexe Zusammenspiel von Lichtwellen, Auge, Linse und Brillenglas ist bei weitem noch nicht vollständig entschlüsselt. Wenn die Verarbeitung des Bildes auf der Retina im Gehirn oder die Entstehung von komplexen Sehfehlern zwischen Linse und Retina grundlegend verstanden wird, versprechen sich Experten einen signifikanten Fortschritt bei der Behandlung von Sehschwäche und -fehlern.

Abb.: Das neu eröffnete Forschungslabor von Uni Tübingen und Zeiss. (Bild: F. Albrecht, U. Tübingen)

Gemeinsam mit der Universität Tübingen gründet Zeiss jetzt ein Forschungslabor, das diesem komplexen Zusammenspiel auf den Grund geht. Aufgabe des Zeiss Vision Science Labs ist es, die Entwicklung des Sehens, das Zusammenspiel von Licht mit dem Auge und dem Brillenglas und die Bildverarbeitung im Gehirn in mannigfaltigen und dynamischen Situationen zu verstehen, um daraus neue Ansätze für natürliches und individuell optimiertes Sehen zu eröffnen. Auf der Agenda steht ebenso, die Entwicklung des Sehens und krankhafte Veränderungen der Wahrnehmung zu erforschen, um sie möglichst frühzeitig mit geeigneten Messmethoden diagnostizieren zu können. So könnten in Zukunft für diese Patienten personalisierte Lösungen für verbessertes Sehen entstehen.

„Für uns ist die Universität Tübingen der Partner erster Wahl für dieses anspruchsvolle Vorhaben“, sagt Bernhard Wittmann, Leiter Technologie und Innovation bei Zeiss Vision Care. „Das weltweit einzigartige Kompetenzcluster mit Neurologie, Medizin und Augenoptik, die anerkannt exzellente Forschung der Universität und die intensive Zusammenarbeit mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen in direkter Nachbarschaft zum Campus sind für ZEISS entscheidende Gründe gewesen, die Partnerschaft mit der Universität Tübingen zu suchen.“ In den nächsten Monaten werden die Forschungsvorhaben durch die Kooperationspartner definiert und Themen für Promotionsprojekte identifiziert.

U. Tübingen / CT

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