09.12.2020

Photonik-Studium mit Virtual Reality

Universität Jena plant ersten komplett online studierbaren Photonik-Studiengang.

Vom Ausland aus im Jenaer Labor experi­mentieren – dies soll mit Hilfe von Augmented und Virtual Reality bald im inter­nationalen Master­studiengang Photonics an der Universität Jena möglich sein. Die Weiterentwicklung des Studiengangs wird nun für zwei Jah­re vom Deutschen Akademischen Austausch­dienst (DAAD) mit 400.000 Euro für das Projekt „digiPHOTON“ unterstützt. „Wir reagieren damit auf den, besonders bei inter­nationa­len Studierenden, zunehmend größeren Bedarf nach digital und flexibel verfügbaren Lehrin­halten“, sagt Projekt­leiter Thomas Pertsch. „Dieser Bedarf ist riesig und das Poten­zial groß, das hat uns nicht zuletzt das vergangene Semester unter Pandemie-Bedingungen gezeigt." Ziel ist es, den Photonik-Studiengang zum ersten komplett online studier­baren Stu­diengang der Universität Jena auszubauen und dieses Angebot inter­national sichtbar zu machen.

Abb.: Master­studiengang Photonics an der Univer­sität Jena auf dem Weg in...
Abb.: Master­studiengang Photonics an der Univer­sität Jena auf dem Weg in die digitale Zukunft. (Bild: S. Best)

Die Corona-Pandemie hat alle Hochschulen in Deutschland dazu veranlasst, sich intensiv mit digitaler Lehre zu beschäftigen. Während die Umstellung bei Vorlesungen und Seminaren vergleichsweise einfach machbar ist, stellt die Digi­talisierung der Übermittlung for­schungs­praktischer Fertigkeiten im Labor eine Herausforderung dar, betont Christian Helgert, Geschäftsführer der Abbe School of Photonics in Jena. Als stark forschungs­orien­tierter Studiengang wird bei Photonics viel Wert auf die Erlangung praktischer Fähigkeiten im Labor gelegt. Mit Hilfe von digitalen Techniken wie Augmented Reality und Virtual Reality sollen Studierende, die nicht in Jena vor Ort sind, Experimente und Unter­suchungen im Labor durchführen können.

„Langfristig könnte es ein Ziel sein, Forschungs­infrastrukturen und Tech­no­logien per Fern­steuerung zu bedienen und in virtuellen Umgebungen Zugang zu sonst stark einge­schränkten Labo­ren und Einrichtungen zu erhalten“, erläutert Helgert das Vorha­ben. „Auch die Prüfungen müs­sen digi­talisiert werden und dabei dennoch faire und ver­gleich­bare Bedingungen zwi­schen allen Studierenden ermöglichen.“ Prinzipiell sieht Helgert eine gute Ausgangs­situation für die Digi­talisierung an der Universität Jena. „Die bisher genutzte E-Learning-Infra­struktur bietet eine gute Basis, um beispielsweise auch analysierende Elemen­te ins System einzubauen, mit denen die Studierenden während des Studiums in Eigen­ver­antwortung ihren Lernfort­schritt objektiv und fair messen können, um sich so bestmöglich auf eine digitale Prüfung vorzubereiten.“

Wichtig beim gesamten Projekt ist es, den strategischen Ausbau der Digi­talisierung durch­zuführen und dabei sowohl die Qualität als auch die Reichweite der Jenaer Lehre weiter steigern zu können. „Ein entscheidendes Ziel unseres Projektes ist es, eine Symbiose inner­halb des Studien­gangs herzustellen, so dass ein Studierender je nach individueller Lebens­situation flexibel zwischen Präsenz- und Onlinelehre wechseln kann“, so Projektleiter Pertsch. Diesen Wechsel müssen auch die Lehrenden und Mitarbei­tenden bedenken. Helgert zeigt sich in dieser Hinsicht optimistisch: „Viele Kolleginnen und Kollegen sind digital sehr affin und haben bereits im vergangenen Semester mit großem Engagement eigene und zum Teil sehr unter­schiedliche Lösungs­ansätze ausprobiert. Dies kommt uns in unserem Vorhaben zugute.“ Darauf will man sich aber nicht ausruhen, sondern für das Projekt beispielsweise einen Digital-Learning-Designer engagieren, der die passende Gestaltung der Methoden und Instrumente für die digitale Lehre profes­sionalisiert und implementiert.

Mit dem Vorhaben des Studiengangs soll der Zugang zur Lehre in Jena krisensicher und fle­xibel aufgestellt werden. Potenzielle Studiums­hindernisse wie Reise­beschränkungen, aber auch physische Zugangs­beschränkungen oder die Schwierigkeit der Verein­barkeit von Kin­der­betreuung und Studium könnten auf diese Weise stückweise abgebaut werden. Gleich­zeitig kann durch das digitale Angebot auch die Wahrnehmung der Universität als moderne innovative Forschungs- und Wissenschafts­ein­richtung international gestärkt werden, sind sich die Physiker sicher. Außerdem werde die Digi­talisierung langfristig mehr Studierende auf das Angebot aufmerksam machen, so dass der Studiengang wachsen kann.

Um das geplante Projekt umzusetzen, kooperiert Projekt­leiter Pertsch universitäts­intern mit den Master­studiengängen Inter­kulturelle Wirtschafts­kommunikation, Physik und Medical Pho­tonics. Mit Blick auf den Graduierten­bereich soll noch stärker als bisher mit der Max Planck School of Photonics, die in Jena koordiniert wird, zusammen­gearbeitet werden. Im dort kürzlich vorgestellten und eröffneten „Digital Teaching Lab“ wurden bereits erste inno­vative Formate digitaler Lern- und Lehr­möglichkeiten für die Photonik entwickelt.

U. Jena / JOL

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