23.01.2024

Die große Vereinigung

Ein öffentlicher Abendvortrag und eine anschließende Diskussionsrunde beleuchten die physikalische Forschungslandschaft im vereinigten Deutschland.

DPG / Alexander Pawlak

„Das tritt nach meiner Kenntnis – ist das sofort – unverzüglich“, mit diesem verstolperten Statement zur Visafreiheit für Bürgerinnen und Bürger der DDR brachte SED-Funktionär Günter Schabowski am 9. November 1989 mehr als nur einen Stein ins Rollen. Der Mauerfall am 9. November 1989 traf Politik wie Gesellschaft unerwartet.

Das galt auch für die Wissenschaft. Doch die Physikerinnen und Physiker in Ost und West handelten schnell und vereinbarten bereits im März 1990 die Vereinigung der beiden physikalischen Gesellschaften, obwohl es davor über lange Zeiten kaum offizielle Kontakte gab. Dennoch ging diese Vereinigung zügig und mit gegenseitigem Respekt über die Bühne.

Am 20. November 1990 konnten Theo Mayer-Kuckuk und Gerd Röpke den Vertrag...
Am 20. November 1990 konnten Theo Mayer-Kuckuk und Gerd Röpke den Vertrag über die Vereinigung der beiden Physikalischen Gesellschaften der BRD und DDR unterzeichnen.
Quelle: DPG Archiv / Ernst Dreisigacker

Die Veranstaltung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) und der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin zu ihrem Gründungstag möchte Anstöße für eine Diskussion bieten, die eine Brücke von den Erfahrungen von Forschenden aus den 1970er- und 1980er-Jahren bis zur heutigen Forschungslandschaft des vereinigten Deutschland schlägt. Ein Vortrag mit anschließender Diskussion findet am 31. Januar von 18:30 bis 20:30 Uhr im Magnus-Haus Berlin statt und lässt sich auch online verfolgen.

Das Magnus-Haus steht nicht nur für die Gründung der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin (PGzB) und damit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), sondern es war auch der Sitz der Physikalischen Gesellschaft der DDR zu Zeiten der deutschen Teilung. Während die Parallelgeschichte der beiden deutschen physikalischen Gesellschaften und ihr Austausch mehrfach thematisiert und historisch beschrieben wurde, ist wenig bekannt zum Einfluss der Physikalischen Gesellschaft in der DDR auf Generationen von Physikerinnen und Physikern, welche die Wende erlebten und ihre Karrieren im vereinigen Deutschland weiterführten.

Der 1940 in Magdeburg geborene Festkörperphysiker Gunnar Berg hält den einführenden Vortrag zum Titel „Als Physiker in zwei Welten – ein Sprung ins 'kalte Wasser', aber mit kollegialer Begleitung“. Berg gehörte nach der Wende zunächst dem neu gewählten Vorstand der Physikalischen Gesellschaft der DDR an und nach der Fusion acht Jahre lang dem DPG-Vorstand.

Der Wissenschaftshistoriker Arne Schirrmacher von der Humboldt-Universität zu Berlin moderiert die anschließende Diskussionsrunde mit der Plasmaphysikerin Sibylle Günther, dem Wissenschaftshistoriker Dieter Hoffmann und der Physikprofessorin Stephanie Reich von der Freien Universität Berlin.

Alle drei sind Zeitzeugen der Wende. Sibylle Günther wurde 1964 in Rostock geboren, wo sie auch Physik studierte. Seit 2011 ist sie Wissenschaftliche Direktorin des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP) in Greifswald. Dieter Hoffmann, Jahrgang 1948, befasst sich seit Mitte der 1970er-Jahre in der DDR mit Physikgeschichte. Stephanie Reich, geboren 1973 in Ostberlin, ist Tochter des Molekularbiologen Jens Reich, der vor allem als parteiloser Bürgerrechtler des Neuen Forums in der Wendezeit der DDR bekannt geworden ist.

Vortrag wie Diskussion möchten Einblicke in die bisher vielleicht zu wenig beachteten Entwicklungen geben, welche die Physik in Deutschland in den letzten 40 Jahre geprägt haben, und aufzeigen, welchen Impuls die Vereinigung der physikalischen Gesellschaften gegeben hat und wie die Einbindung der Neuen Länder in die Forschungslandschaft der Physik geglückt ist.

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