Physik Journal 12 / 2020

Cover

Das Gravity-Instrument der ESO hat die Annahme eines super­massiven Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße weiter ­erhärtet. Diese Visualisierung verwendet Daten aus Simulationen der Bahnbewegungen von Gas, das mit etwa 30 Prozent der Lichtgeschwindigkeit um das Schwarze Loch kreist. (Bild: ESO / Gravity Consortium / L. Calçada)


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Meinung

Mehr Science Diplomacy wagen!Götz Neuneck12/2020Seite 3

Mehr Science Diplomacy wagen!

Die Stimme der Wissenschaft in der Politik ist nötig, um gemeinsame Probleme anzugehen und internationale Partnerschaften aufzubauen.

Aktuell

Alexander Pawlak12/2020Seite 6DPG-Mitglieder

Zweischneidige Forschung

Ein Expertentreffen am DESY in Hamburg untersuchte die Frage, ob sich Forschung und Technik am European XFEL für militärische Zwecke missbrauchen lassen könnten.

Maike Pfalz / MLZ12/2020Seite 7DPG-Mitglieder

Mehr Raum für Neutronenforschung

Am Heinz Maier-Leibnitz Zentrum in Garching wurden zwei neue Gebäude eingeweiht.

Maike Pfalz / MLZ12/2020Seite 8DPG-Mitglieder

Studium daheim

Auch das Wintersemester ist von der Corona-Pandemie betroffen und die Präsenzlehre stark eingeschränkt.

Anja Hauck / Wissenschaftsrat12/2020Seite 10DPG-Mitglieder

Datenströme lenken und nutzen

Der Wissenschaftsrat veröffentlicht Stellungnahmen zur datenintensiven Forschung und zum Kerndatensatz Forschung.

Kerstin Sonnabend12/2020Seite 11DPG-Mitglieder

Die Freiheit der Forschung schützen

Mit der Bonner Erklärung erkennen die EU-Mitgliedsstaaten die Forschungsfreiheit als universelles Recht und öffentliches Gut an.

Matthias Delbrück12/2020Seite 11DPG-Mitglieder

Große Erwartungen, ungewisse Aussichten

Die Jahresplanung für das Finanzjahr 2020/21 steht für Großbritannien fest, während weiter der „Hard Brexit“ droht.

Kerstin Sonnabend12/2020Seite 12DPG-Mitglieder

Mittelfristig herrscht Unsicherheit

Die European University Association hat den Einfluss der Corona-Pandemie auf die Finanzierung der europäischen Universitäten untersucht.

12/2020Seite 13DPG-Mitglieder

Neue DFG-Graduiertenkollegs

Kerstin Sonnabend12/2020Seite 13DPG-Mitglieder

Außenposten im Orbit

Seit zwanzig Jahren leben auf der Internationalen Raumstation ISS durchgehend Menschen.

Alexander Pawlak12/2020Seite 14DPG-Mitglieder

Fenster zum Mond

ESA und NASA vereinbaren eine erweiterte Zusammenarbeit für den geplanten bemannten Außenposten in einer Mondumlaufbahn.

Kerstin Sonnabend12/2020Seite 15DPG-Mitglieder

Staub und Geröll aus fernen Welten

Die NASA-Sonde OSIRIS-REx hat eine Probe auf der Oberfläche des Asteroiden Bennu gesammelt.

Kerstin Sonnabend, Matthias Delbrück12/2020Seite 16DPG-Mitglieder

USA

Am seidenen Kabel, Kernreaktoren im Bau, Neue Facette am SLAC

Matthias Delbrück12/2020Seite 16DPG-Mitglieder

Pandemiebekämpfung statt Wissenschaft?

Mexiko leitet Forschungsfonds in den allgemeinen Staatshaushalt.

High Tech

Michael Vogel12/2020Seite 18DPG-Mitglieder

Lebensmittel durchleuchten; Metaflächen als Pixel-Booster; Dreidimensional abgebildet; Mischen statt senden

Brennpunkt

„Öffne die Fenster – zu Hause und im Büro!“Detlef Lohse12/2020Seite 20DPG-Mitglieder

„Öffne die Fenster – zu Hause und im Büro!“

Ein effizientes Lüften von Innenräumen verhindert, dass die Konzentration von Aerosolen und Tröpfchen im Innenraum zu stark ansteigt.

Schaumschläger lüften grenzwertige GeheimnisseWiebke Drenckhan-Andreatta12/2020Seite 22DPG-Mitglieder

Schaumschläger lüften grenzwertige Geheimnisse

Erstmals lässt sich erklären, warum einige Flüssigkeitsmischungen ohne Stabilisatoren schäumen.

Nobelpreis

Die Realität Schwarzer LöcherDomenico Giulini12/2020Seite 24DPG-Mitglieder

Die Realität Schwarzer Löcher

Eine Hälfte des Physik-Nobelpreises 2020 geht an Roger Penrose für seine Entdeckung,dass Schwarze Löcher eine robuste Vorhersage der Allgemeinen Relativitätstheorie sind.

„It will be shown that, after a certain critical condition has been fulfilled, deviations from spherical symmetry cannot prevent space-time singularities from forming.“ So fasste der 33-jährige Roger Penrose die wesentliche Erkenntnis einer nur zweieinhalb Seiten umfassenden Arbeit zusammen, die Anfang 1965 erschien [1]. Für die theoretischen Konsequenzen dieser Erkenntnis erhält er nun 55 Jahre später den Nobelpreis für Physik.

In einer Arbeit von 1969 schrieb Roger Penrose fast schon prophetisch [2, S. 1162]: „I only wish to make a plea for ‚black holes‘ to be taken seriously and their con­sequences to be explored in full detail. For who is to say, without careful study, that they cannot play some impor­tant part in the shaping of observed phenomena?“ Damals gab es noch keine Beobachtungsindizien auf die Existenz Schwarzer Löcher, wie sie nun in überzeugender Weise von den Gruppen Reinhard Genzels und Andrea Ghez’ gelie­fert wurden. Dass Einsteins Allgemeine Relativitätstheo­rie zu Instabilitäten kompakter Sterne führt, die in einer Newtonschen Beschreibung keine Entsprechung haben, war dagegen bekannt [3 – 5] und ist qualitativ leicht ein­zusehen. Denn die Schwere nimmt relativistisch mit dem Druck zu. Unter Umständen ist dies durch keinen weiteren Druckaufbau kompensierbar, eben aufgrund der erneut zu­nehmenden Schwere. In diesem Fall kommt es zum Gravi­tationskollaps des Sterns.

Was aber kann ein möglicher Endzustand dieser Kon­traktion sein? Darauf sollte die Allgemeine Relativitätstheo­rie eine Antwort wissen. In der Tat! Stellt man sich der Ein­fachheit halber vor, der Stern sei sphärisch symmetrisch und kollabiere streng radial, dann muss auch das Endpro­dukt sphärisch symmetrisch und eine Lösung der quellen­freien Einsteinschen Feldgleichungen sein – die Quelle ist ja kollabiert. In diesem Fall gibt es eine eindeutige Ant­wort, die ebenfalls lange bekannt war. Es ist nämlich ein mathematischer Satz der Allgemeinen Relativitätstheorie, dass es genau eine einparametrige Schar solcher Lösungen gibt, die Karl Schwarzschild bereits 1916 gefunden hatte [6]. Diese beschreibt das Gravitationsfeld eines sphärisch­symmetrischen Sterns außerhalb der Quelle und wird normalerweise unterhalb der Sternoberfläche durch eine weitere Lösung (Innenraumlösung) fortgesetzt. Diese kann nicht mehr eindeutig sein, sondern hängt sensibel vom je­weiligen Materiemodell ab. (...)

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Blick ins ZentrumKarl M. Menten12/2020Seite 28DPG-Mitglieder

Blick ins Zentrum

Reinhard Genzel und Andrea Ghez haben das extrem massereiche Schwarze Loch im Herzen der Milchstraße charakterisiert.

Roger Penrose hat bewiesen, dass die Allgemeine Relativitätstheorie das Entstehen Schwarzer Löcher vorhersagt. Die astronomischen Untersuchungen von Reinhard Genzel und Andrea Ghez haben entscheidend dazu beigetragen, dass wir zweifelsfrei wissen, dass sich im Zentrum der Milchstraße ein extrem massereiches Schwarzes Loch befindet.

In unserem Universum kommen Schwarze Löcher in zwei sehr unterschiedlichen Formaten vor. Zum einen entstehen sie beim Kollaps eines massereichen Sterns als Überrest einer Supernovaexplosion. Die Masse dieser Schwarzen Löcher beträgt bis zu mehrere Dutzend Sonnenmassen. Verschmelzen zwei dieser stellaren Schwarzen Löcher, entstehen Gravitationswellen; ihr erstmaliger direkter Nachweis wurde mit dem Physik-Nobelpreis 2017 ausgezeichnet. Zum anderen befinden sich Schwarze Löcher im Zentrum von Galaxien. Ihre Massen entsprechen der millionen- oder gar milliardenfachen Sonnenmasse. Ein populäres Beispiel ist das Schwarze Loch im Zentrum der aktiven Galaxie Messier 87: Sein „Foto“ faszinierte im letzten Jahr die Weltöffentlichkeit. Seit den 1960er-Jahren ist bekannt, dass Quasare die energiereichen Zentren aktiver Galaxien bilden: Sie setzen in einer sehr kompakten Region so viel Energie frei wie ganze Galaxien. Als Ursache kommt dafür nur die potentielle Energie infrage, die frei wird, wenn Materie in das extreme Gravitationspotential eines riesigen Schwarzen Lochs stürzt. Dabei entsteht intensive Radiostrahlung, die für Messier 87 und viele andere Fälle nachweisbar ist. Das stärkte die Vermutung, dass sich im Zentrum vieler, vielleicht sogar aller Galaxien supermassereiche Schwarze Löcher befinden – auch in unserer Milchstraße. (...)

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Überblick

Nachhaltig durch die LuftMykhaylo Filipenko, Jochen Kaiser, Kay Plötner und Andreas Strohmayer12/2020Seite 34DPG-Mitglieder

Nachhaltig durch die Luft

Die Elektrifizierung der Luftfahrt kann den Flugverkehr umweltverträglicher machen und neue Mobilitätskonzepte ermöglichen.

Die Idee des elektrischen Fliegens lässt sich bis in die 1970er-Jahre zurückverfolgen. Damals entstanden die ersten Prototypen batterieelektrischer Flugzeuge, als die Öl-Krise und der erste Bericht des „Club of Rome“ die E-Mobilität publik machten. Doch als die Preise für fossilen Treibstoff wieder fielen, verliefen die ersten Versuche im Sand. Das elektrische Fliegen findet erst seit Anfang des Jahrtausends wieder mehr Beachtung. Anlass waren erneut der gestiegene Ölpreis, aber auch die nun breite Verfügbarkeit der Lithium-Ionen-Technologie. Dass elektrisches Fliegen prinzipiell möglich ist, haben die früheren Versuche eindrucksvoll bewiesen. Nun gilt es zu zeigen, ob in absehbarer Zeit eine nennenswerte Reichweite möglich ist.

Neben der Corona-Krise steht die Flugzeugbranche vor der Herausforderung, die Emissionswerte der Personen- und Güterbeförderung signifikant zu reduzieren. Der Beitrag von Flugzeugen an den weltweiten CO2-Emissionen beträgt derzeit etwa zwei Prozent, und die Branche ist stetig um etwa vier Prozent pro Jahr gewachsen. Trotz kontinuierlich verbesserter Emissionswerte bei Flugzeugen und Triebwerken kann dieses Wachstum in den nächsten 15 Jahren zu einem signifikanten Anstieg der Gesamtemissionen aus der Luftfahrt führen. Daher hat die Europäische Kommission zusammen mit den führenden europäischen Unternehmen der Luftfahrtbranche ehrgeizige Ziele formuliert, um die Emissionen zu reduzieren: Mit dem Programm „Flightpath 2050“ sollen die Emissionen pro Passagierkilometer bis 2050 für CO2 um 75 Prozent, für NOx um 90 Prozent und für Lärm um 65 Prozent sinken. Als Referenz dient das Bezugsjahr 2000 mit etwa 60 Gramm Emissionen pro Passagierkilometer. Zwar haben bisher Weiterentwicklungen in Aerodynamik und Antriebstechnologien dazu beigetragen, den Verbrauch und die Emissionen kontinuierlich zu senken. Angesichts des Wachstums im Luftverkehr reichen diese inkrementellen Verbesserungen aber nicht aus, um die Ziele von Flightpath 2050 zu erreichen. Elektrische und hybrid-elektrische Antriebe bieten dafür einen praktikablen Lösungsansatz. Einen elektrischen Antriebsstrang in eine speziell dafür ausgelegte Flugzeugkonfiguration zu integrieren, kann die Effizienz des gesamten Systems erhöhen. Bei vertretbaren Betriebskosten und erhöhter Zuverlässigkeit lassen sich Schadstoffemissionen eliminieren bzw. reduzieren. Außerdem ist es möglich, die Lärmbelastung im Umfeld des Flughafens deutlich zu senken. (...)

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Die Physik dynamischer TropfenChristoph A. Weber, Lars Hubatsch und Frank Jülicher12/2020Seite 42DPG-Mitglieder

Die Physik dynamischer Tropfen

In lebenden Zellen spielen dynamische Tropfen eine wichtige Rolle, um biochemische Prozesse zu organisieren.

Zellen führen biochemische Prozesse aus, um zentrale Abläufe wie die Zellteilung zu realisieren. Bei der dafür erforderlichen raumzeitlichen Organisation der zellulären Prozesse kommt den Organellen eine wichtige Rolle zu. Organellen wie die Mitochondrien oder der Zellkern sind durch Membranen von ihrer Umgebung getrennt. Diese ermöglichen es ihnen, in ihrem Inneren geeignete biochemische Bedingungen für biologische Prozesse zu erzeugen. Doch es gibt auch membranlose Organellen. Wie bewahren diese ihre chemische Identität? Hierbei kommt die Koexistenz proteinreicher, flüssiger Phasen ins Spiel. Ausgehend von der Physik der Phasenseparation ist ein tieferes Verständnis der Dynamik und raumzeitlichen Organisation biochemischer Prozesse möglich.

Lebende Zellen lassen sich als außerordentlich komplexe Form von weicher, kondensierter Materie auffassen. Wie sie ihr Inneres räumlich und zeitlich organisieren, ist eine zentrale Frage der Biologie und der Biophysik. So gilt es beispielsweise aufzudecken, wie Zellen sich teilen, über biochemische Signale miteinander kommunizieren oder ihren Metabolismus regulieren. Or-ganellen wie die Mitochondrien und der Zellkern sind als die Organe der Zelle dafür verantwortlich, grundlegende Zellfunktionen und wichtige biochemische Prozesse zu realisieren. Zum Beispiel entstehen in den Mitochondrien große Mengen an Adenosintriphosphat (ATP) – ein Zelltreibstoff für viele biochemische Reaktionen und zelluläre Transportprozesse. Mitochondrien besitzen eine Membran, mit deren Hilfe sie sich vom Zytoplasma abgrenzen und ihren spezifischen biochemischen Charakter bewahren.

Aber es gibt auch Organellen ohne Membran. Vor etwa zehn Jahren gelang es zu zeigen, dass membranlose Organellen proteinreiche tropfenähnliche Objekte sind, die mit dem umgebenden Zytoplasma koexistieren, genau wie phasengetrennte Flüssigkeiten. Aus dieser Erkenntnis entstand ein dynamisches und interdisziplinäres Forschungs-feld an der Schnittstelle von Zellbiologie und Biophysik. Phasengetrennte Organellen erlauben es der Zelle, Biomoleküle in Raum und Zeit zu organisieren. Membranlose Zellorganellen ähneln flüssigen Tropfen in einer entmischten Flüssigkeit, zum Beispiel Essig und Öl in einer Vinaigrette. (...)

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Geschichte

Röhren für den DurchblickGünter Dörfel12/2020Seite 48DPG-Mitglieder

Röhren für den Durchblick

Röntgens Strahlen und Lenards Röhren im Lichte wenig beachteter oder erst kürzlich aufgefundener Dokumente.

Am Abend des 8. November 1895 fand der in Würzburg lehrende Physikprofessor Wilhelm Conrad Röntgen (1845 – 1923) bei Experimenten mit Gasentladungsröhren erste Hinweise auf eine „neue Art von Strahlen“ von bisher nicht bekannter Durchdringungsfähigkeit. In einer außergewöhnlich intensiven und von der Außenwelt abgeschirmten Arbeitsphase verifizierte und systematisierte er seine Entdeckung der zunächst von ihm so genannten „X-Strahlen“. In den Weihnachtstagen 1895 bereitete er seine Ergebnisse zum Druck in den wenig bekannten „Sitzungsberichten der Würzburger Phys.-medic. Gesellschaft“ vor [1] und verschickte die Separatdrucke in den ersten Januartagen 1896 an die bekanntesten Vertreter seines Fachgebietes. Ein Sturm brach los. Der Röntgenbiograph Otto Glasser zählte für 1896 über tausend Publikationen zur Nachstellung, Variation und Nutzbarmachung von Röntgens Experimenten. Nie zuvor und selten danach hatten Wissenschaftler und Techniker – hier Physiker, Mediziner, Elektrotechniker und Glasbläser – einer wissenschaftlichen Entdeckung so schnell zum Durchbruch und zur Nutzung verholfen.

Es fehlte nicht an konkurrierenden Prioritäts ansprüchen. Aber letztlich entsprachen sie alle der Erkenntnis, dass man spätestens seit der in der Mitte des 19. Jahrhunderts von dem in Bonn tätigen Glastechniker Heinrich Geißler angesto-ßenen Gas entladungsforschung die neuen Strahlen zwar immer wieder erzeugt, manchmal auch indirekt bemerkt hatte, aber doch nie entdeckt und beschrieben. Von ganz anderem Kaliber war der Seitenhieb, den Philipp Lenard in seinem Nobel-Vortrag am 28. Mai 1906 austeilte: Röntgen habe seine Entdeckung als erster Nutzer der von ihm, Lenard, entworfenen Fenster-Röhre „ganz notwendigerweise“ machen müssen. „Es treffen in ihr die ... Kathodenstrahlen die große Fläche des Platins, welches sie, wie man heute weiß, am besten in die damals noch nicht bekannten Röntgenstrahlen verwandelt.“ (...)

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Stefan L. Wolff12/2020Seite 53

Herbert Pese (1899 − 1943)

Dem Spezialisten für optische Probleme der Farbenlehre gelang es nach 1933 nicht, eine Anstellung im Ausland zu erhalten. 1943 wurde er in Auschwitz ermordet.

Herbert Pese forschte und unterrichtete an der Universität Breslau. Finanziert wurde er durch Gelder der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft. Obwohl Pese damit formal nicht unter das Berufsbeamtengesetz fiel, verlor er wie andere in der gleichen Situation dennoch sein Stipendium. Damit war er neben Professor Fritz Reiche und der Privatdozentin Hedwig Kohn (siehe Physik Journal, November 2020, S. 36/37) der dritte Physiker, dessen Laufbahn an der Universität Breslau 1933 abrupt endete.

Herbert Pese wurde 1899 in Gleiwitz als Sohn eines Kaufmanns geboren, der ein „Damenputz-Spezialhaus“ betrieb, das er 1905 nach Breslau verlagerte. Pese durchlief dort die Schule bis zum Abitur (1919), studierte dann an mehreren Universitäten, zuletzt an der TH Breslau, wo er sich zwi-schen 1924 und 1926 bei Erich Waetzmann mit Membranen und der Analyse von akustischen Schwingungen beschäftigte. Am 25. Juni 1925 trat er der DPG bei, die er 1931 wie-der verließ. 1927 wechselte er an das von Clemens Schäfer geleitete physikalische Institut der Universität Breslau, was mit einer Umorientierung zur Optik verbunden war. Schäfer verschaffte ihm bald ein Stipendium der Notgemeinschaft. (...)

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Bildung und Beruf

Der Arbeitsmarkt für Physikerinnen und PhysikerAlexander Heinrich, Susanne Friebel und Anja Metzelthin12/2020Seite 54DPG-Mitglieder

Der Arbeitsmarkt für Physikerinnen und Physiker

Eine Bestandsaufnahme nach der ersten Coronawelle

Die von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichten Jahreszahlen lassen zwar den Einfluss der Coronakrise auf den Arbeitsmarkt für Physikerinnen und Physiker erkennen, aber die Zunahme der Arbeitslosigkeit und der Rückgang der offenen Stellen liegen deutlich unter den Schwankungen der letzten Dekaden. Insbesondere die Beschäftigungssituation für berufserfahrene Physikerinnen und Physiker erweist sich bisher als krisenfest.

Für den Arbeitsmarkt von Physikerinnen und Physikern gibt es zwei Datenquellen – die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit und jene des Mikrozensus. Während Erstere monatlich beziehungsweise jährlich erscheinen, basieren Letztere auf einer umfangreichen Befragung und Modellbildung. Dadurch beleuchten sie einen um drei Jahre zurückliegenden Stand des Arbeitsmarktes – aktuell also das Jahr 2017. Für das Gesamtbild braucht es dennoch beide Erhebungen.

Der Mikrozensus betrachtet alle erwerbstätigen Physikerinnen und Physiker, die nach Selbstauskunft einen akademischen Physikabschluss haben (insgesamt 117 100). Physikerinnen und Physiker arbeiten hierbei in vielfältigen Bereichen. Der Anteil derjenigen, die in klassischen Physikberufen tätig sind, d. h. dem „Erwerbsberuf Physiker“ nachgehen, liegt nach der Einordnung des Mikrozensus bei nur rund 20 Prozent.

Die Arbeitslosendaten der Bundesagentur beziehen sich nur auf dieses Fünftel des „Erwerbsberufs Physiker“. Die Daten zu sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, Arbeitslosen und offenen Stellen für „Physiker“ stellt die Bundesagentur für Arbeit der DPG im Rahmen einer Sonder auswertung, basierend auf den Septemberdaten, zur Verfügung. Von diesen handelt dieser Artikel und stellt sie vor dem Hintergrund langfristiger Entwicklungen mit speziellem Fokus auf die Besonderheiten der ersten Corona welle vor. (...)

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„Ich habe der Physik nie den Rücken gekehrt“Anja Hauck12/2020Seite 58DPG-Mitglieder

„Ich habe der Physik nie den Rücken gekehrt“

Der Physiker Philipp-Michael Lang arbeitet als Karatetrainer und betreibt einen Online-Shop für Kampfsportartikel.

Nach seiner Promotion an der TU Darmstadt ging Philipp Lang (36) zum European XFEL nach Hamburg und forschte auf dem Gebiet der Astroteilchen- und Plasmaphysik. Neben der Physik gilt seine zweite Leidenschaft dem Karate, das er seit betreibt und bei dem er Träger des 3. Dan (schwarzer Gürtel) ist.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Physik zu studieren?

Schon während der Grundschulzeit habe ich Sachbücher über das Sonnensystem oder über Magnetismus verschlungen. Daher war eigentlich immer klar, dass ich in diese Richtung gehen wollte. Ich habe in Darmstadt ein Physikstudium angefangen und dort auch promoviert.

Womit haben Sie sich dabei beschäftigt?

Ich habe bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt das Protonenmikroskop PRIOR mit aufgebaut und getestet. „Ich habe der Physik nie den Rücken gekehrt“

Wie ging es danach weiter?

Nach der Promotion war ich in Hamburg beim European XFEL in der Detektorentwicklung tätig und habe ein Projekt für einen ultraschnellen Röntgendetektor federführend vorangetrieben. Mit diesem Large Pixel Detector lassen sich Bilder von Prozessen wie chemischen Reaktionen aufnehmen.

Was hat Sie an dieser Arbeit fasziniert?Ich fand es schön, Teil eines internationalen Projekts zu sein und meinen Beitrag in der aktuellen Spitzenforschung zu leisten. (...)

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Physik im Alltag

Chemisches KraftwerkMichael Vogel12/2020Seite 60DPG-Mitglieder

Chemisches Kraftwerk

Brennstoffzellen verwandeln chemische Bindungsenergie unmittelbar in elektrische Energie.

Menschen

12/2020Seite 62DPG-Mitglieder

Personalien

Prof. Dr. Sergey Popel, Prof. Dr. Hamid Saleem, Prof. Dr. Hans Schamel12/2020Seite 66DPG-Mitglieder

Nachruf auf Klaus Elsässer

Prof. Dr. Stephan Schlemmer12/2020Seite 67DPG-Mitglieder

Nachruf auf Dieter Gerlich

Alexander Pawlak12/2020Seite 68DPG-Mitglieder

„Man muss Rätsel unter Zeitdruck lösen.“

Interview mit Sabine Rockenstein

Rezensionen

Ulrich Eberl12/2020Seite 70DPG-Mitglieder

Patrick Illinger: Quantum – Tödliche Materie

dtv, München 2020, broschiert, 448 S., 16,90 €, ISBN 9783423262606

Kerstin Sonnabend12/2020Seite 70DPG-Mitglieder

Esther Horvath, Sebastian Grote und Katharina Weiss-Tuider: Expedition Arktis – Die größte Forschungsreise aller Zeiten

Prestel Verlag, München, 288 S., 160 Abb., geb., 50 €, ISBN 9783791386690

Stefan Oldenburg12/2020Seite 71DPG-Mitglieder

Charles F. Bolden, Jr., Owen Edwards, John Mace Grunsfeld und Zoltan Levay: Expanding Universe – The Hubble Space Telescope

2. Aufl., Taschen, Köln 2020, geb.. 260 Seiten, 30 €, ISBN 9783836583633

Matthias Dahlmanns12/2020Seite 72DPG-Mitglieder

Vince Ebert: Broadway statt Jakobsweg

dtv, München 2020, broschiert, 368 S.,11,90 €ISBN 9783423349901

Kerstin Sonnabend12/2020Seite 72DPG-Mitglieder

Torben Kuhlmann: Einstein – Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit

NordSüd Verlag, Zürich/Schweiz,128 S., geb., 22 EuroISBN 9783314105296

Alexander Pawlak12/2020Seite 73DPG-Mitglieder

Bernhard Ludewig: Der nukleare Traum - Die Geschichte der deutschen Atomkraft

DOM Publishers, 420 S., geb., 98 €ISBN 9783869220888

DPG

12/2020Seite 33DPG-Mitglieder

Fotowettbewerb: DPG Tagungstaschen „on Tour“

12/2020Seite 41DPG-Mitglieder

Physik im Advent

Tobias Heindel, Doris Reiter, Alexey Chernikov, Marc Aßmann, Antonietta De Sio, David Egger, Simone Luca Portalupi, Annika Thiel12/2020Seite 74DPG-Mitglieder

Die AGyouLeaP stellt sich vor

Im Oktober fand das Kick-off-Meeting der neuen Arbeitsgruppe im Physikzentrum Bad Honnef statt.

Katharina Adrion12/2020Seite 75DPG-Mitglieder

Bundesweit und digital

Das Abiturpreistreffen fand online statt – die Teilnehmenden lernten die junge DPG und ihre Studienorte von zu Hause aus kennen.

12/2020Seite 88DPG-Mitglieder

Virtuelle Jobbörse

Tagungen

Karina Morgenstern, Kristina Tschulik und Sandra Jendrzej12/2020Seite 76DPG-Mitglieder

From Interfaces to Cages – Confining Effects on Molecular Processes

730. WE-Heraeus-Seminar

Tilman Pfau und Christophe Salomon12/2020Seite 76DPG-Mitglieder

Long Range Interacting Quantum Systems: from Cold Atoms and Molecules to Photons

French-German WE-Heraeus-Seminar

Notizen

12/2020Seite 77DPG-Mitglieder

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