27.05.2020

Weltraumschrott im Fokus

Großes Forschungsobservatorium soll Bahnen von erdnahen Satelliten und Weltraumschrott zuverlässig vermessen.

Mit einem neuen Forschungs­observatorium geht das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) einen weiteren Schritt, um die Flugbahn und Beschaffenheit von Objekten in erdnahen Umlaufbahnen möglichst schnell, präzise und zuverlässig zu bestimmen. Für die Zukunft der Raumfahrt ist das elementar. Nur so lassen sich Zusammenstöße, zum Beispiel von Weltraum­schrott mit Satelliten, vermeiden. Im Fokus der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des DLR-Instituts für Technische Physik steht die hochgenaue Entfernungs­messung mit Hilfe spezieller Laser. 
 

Zudem wollen die Wissenschaftler bisher unbekannte orbitale Objekte ausfindig machen und mit Spektral­analysen, bei denen sie die farbliche Zusammen­setzung des Lichts der Objekte ermitteln, möglichst genau charakterisieren. Sie können auf diese Weise zum Beispiel heraus­finden, um was es für ein Objekt es sich handelt, in welcher Bahn es sich befindet und wie es rotiert. „Mit dem Forschungs­observatorium am Innovations­campus in Empfingen führen wir unsere bisherigen Entwicklungs­arbeiten zusammen. Das neue und wesentlich größere Teleskop ermöglicht es uns, noch kleinere Objekte zu untersuchen und die Technologie­entwicklung in diesem Bereich wesentlich voranzutreiben. Unser Ziel ist es, Objekte, die bis zu zehn Zentimeter klein sind, zu erfassen, zu orten und zu bestimmen“, erklärt Thomas Dekorsy, Direktor des in Stuttgart ansässigen DLR-Instituts für technische Physik.

Die Bauarbeiten für das optische Großteleskop mit dem Projektnamen MS-LART (Multi-Spectral Large Aperture Receiver Telescope, multi­spektrales Empfangs­teleskop) beginnen Ende Mai 2020 auf dem Innovations­campus Empfingen im Nordschwarzwald. In einem 15 Meter hohen Rundturm mit drehbarer Kuppel wird das Teleskop mit einem Primär­spiegel­durchmesser von 1,75 Metern untergebracht sein. Der Innovations­campus ist für die DLR-Forscher aus Stuttgart-Vaihingen schnell zu erreichen und bietet ideale Bedingungen für die Forschungs­arbeiten. „Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit dem dortigen Innovations­campus und der Gemeinde Empfingen und danken für die umfangreiche Unterstützung. Unser Team steht bereits in den Startblöcken, um loszulegen“, sagt Thomas Dekorsy.

Die Spezialfirma Astro Systeme Austria (ASA) fertig Teleskop und Gebäude. Im Dezember 2020 soll das Teleskop das erste Licht empfangen. Die offizielle Einweihung ist für das Frühjahr 2021 geplant. Das DLR-Forschungs­teleskop ist dann das größte seiner Art in Europa. Die Investitions­summe von rund 2,5 Millionen Euro stammt aus Mitteln des DLR und des Bundes­ministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi).

Im Fokus der Beobachtungen und Messungen der Wissenschaftler stehen vor allem Objekte, die zwischen 400 und 2000 Kilometer von der Erde entfernt sind. In dieser niedrigen Umlaufbahn (Low Earth Orbit, kurz LEO) umkreisen immer mehr Satelliten die Erde – und damit langfristig auch Weltraum­schrott. Er kann zur Gefahr für die bemannte wie unbemannte Raumfahrt werden. Schätzungen gehen davon aus, dass im niedrigen Erdorbit bis Ende der 2020er Jahre rund 70.000 Satelliten und mehr unterwegs sein könnten. Vor allem Mega-Konstellationen, die aus tausenden Satelliten bestehen, werden erheblich zu dieser Entwicklung beitragen.

DLR / DE
 

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