30.04.2024

Voyager 1 sendet wieder

Dank einer Umprogrammierung sendet die Sonde Voyager 1 wieder sinnvolle Daten aus einer Entfernung von rund 24 Milliarden Kilometern.

Alexander Pawlak

Die Voyager-Sonden haben sich ihren Platz im Pantheon der Raumfahrtgeschichte längst verdient, ohne schon Geschichte zu sein, denn die beiden 1977 gestarteten Sonden, die auf ihrer langen Reise längst unser Sonnensystem verlassen haben, senden immer noch. Für ihren Empfang werden mittlerweile alle Antennen des Deep Space Networks bei Madrid benötigt.

Bei Voyager 1 ergaben die empfangenen Daten allerdings keinen Sinn mehr. Ein früheres Problem bei der Übertragung der Telemetriedaten hatte die NASA im August 2022 beheben können, doch ab 14. November 2023 sendete Voyager 1 nur noch immer wieder dieselbe Zahlenfolge.

Im Foto der Sonde Voyager 1, die am 5. September 1977 ins All startete, ist...
Im Foto der Sonde Voyager 1, die am 5. September 1977 ins All startete, ist deutlich die goldene Hülle der Platte zu erkennen, die Bilder, Musikstücke und Grußbotschaften von der Erde enthält.
Quelle: NASA

Die Fehleranalyse erwies sich als harte Nuss, nicht zuletzt weil eine Remote-Wartung schon wegen des extrem schwachen Signals besonders schwierig ist. Denn das Signal benötigt über 19 Stunden von der Sonde zur Erde. Daher dauerte die Fehleranalyse mehrere Monate, bis die NASA-Ingenieur:innen das Problem im Flugdatensystem (FDS) lokalisiert hatten. Dieses wandelt die von den Instrumenten und Bauteilen gelieferten Daten in kompakte Pakete um.

Anhand eines Speicherabbilds des FDS, das sich schließlich doch noch abrufen ließ, stellte sich heraus, dass vermutlich ein defekter Speicherbaustein einen kleinen Teil des Inhalts verfälscht hatte. Um das zu beheben, war eine Neuprogrammierung nötig, für die auch ehemalige Programmierer der NASA reaktiviert wurden.

Nachdem sie zum ersten Mal seit fünf Monaten Daten über die Gesundheit und...
Nachdem sie zum ersten Mal seit fünf Monaten Daten über die Gesundheit und den Status von Voyager 1 erhalten haben, feierten Mitglieder des Voyager-Flugteams in einem Konferenzraum des Jet Propulsion Laboratory der NASA am 20. April.
Quelle: NASA/JPL-Caltech

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Es gelang schließlich, die defekten Speicherbereiche zu umgehen und die zu übermittelnden Daten anders im FDS-Speicher abzulegen. Am 22. April 2024 verkündete die NASA, dass die Kommunikation wieder hergestellt sei und sich wieder Daten über den Zustand der Raumsonde übermitteln lassen.

Damit können beide Voyager-Sonden weiterhin den interstellaren Raum erkunden, solange ihre Batterien noch Energie liefern. Voyager 2 befindet sich mittlerweile rund 20,4 Milliarden Kilometer (rund 134 Astronomische Einheiten) von der Erde entfernt, Voyager 1 ist mit 24 Milliarden Kilometer (164 AU) das am weitesten entfernte von Menschenhand gebaute Objekt.

Pioneer 10 und 11, die beiden Vorgänger der Voyager-Sonden, sind seit 2003 bzw. 1995 außer Betrieb. Die Sonde New Horizons, mit der 2015 erfolgreich ein Vorbeiflug an Pluto gelang und erstmals Fotos des Zwergplaneten und seines Mondes Charon übermittelt werden konnten, ist weiterhin funktionstüchtig. Nach  dem Vorbeiflug am Kuiper-Gürtel-Objekt Arrokoth am 1. Januar 2019 erkundet New Horizons nun die Heliosphäre. Die Energieversorgung könnte bis 2050 ausreichen. Bis dahin werden die Voyager-Sonden längst verstummt sein, aber weiterhin die goldenen Schall-Bild-Platten in die Weiten des Alls tragen.

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