17.11.2020 • EnergieVakuum

Strom reibungslos ans Ziel bringen

Längste Supraleiterverbindung der Welt wird durch München verlegt.

Die Stadt­werke Mün­chen (SWM) und fünf Ko­ope­ra­ti­ons­partner be­ka­men im Okto­ber grü­nes Licht, im Rah­men des Pro­jekts Su­per­Link die Ent­wick­lung und den Test der Kom­po­nen­ten für ein zwölf Kilo­meter lan­ges Sup­ra­leiter­kabel in Mün­chen auf­zu­neh­men. Die be­glei­tende För­de­rung wurde vom Bun­des­minis­te­rium für Wirt­schaft und Ener­gie (BMWi) be­wil­ligt.

Inner­halb von zwei Jah­ren sollen alle Kom­po­nen­ten (Sup­ralei­ter, Kabel und Küh­lung) so­weit fer­tig­ent­wi­ckelt und ge­testet wer­den, dass sie im Hauptum­spannwerk in Menzing unter rea­len Ein­satz­be­din­gun­gen im Netz ge­testet wer­den kön­nen. Ge­lingt die­ser Test, plant die SWM Infra­struk­tur in der zwei­ten Phase, in Mün­chen eine 12 Ki­lome­ter lange Sup­ralei­ter- Hoch­span­nungs­stre­cke von Menzing in den Last­schwer­punkt Süd zu re­a­lisie­ren – es wäre die welt­weit erste der­art lange Sup­ra­lei­ter-Ka­bel­stre­cke mit ech­tem Ver­sor­gungsauf­trag.

Abb.: In 2019 wurden die Pläne für den „Super­Link“  ge­schmie­det...
Abb.: In 2019 wurden die Pläne für den „Super­Link“ ge­schmie­det (v.l.): Dr. Alexan­der Alek­seev, Techno­logy Mana­ger, Linde; Dr. Werner Prusseit, Ge­schäfts­führer Theva; Dr. Jörg Ochs, Ge­schäfts­führer SWM Infra­struk­tur; Prof. Dr.-Ing. Robert Bach, Fach­hoch­schule Süd­west­falen; Peter Michalek, Leiter Bau­mana­ge­ment SWM Infra­struktur; Andreas Mattivi, Leiter Netz­infra­struktur SWM Services; Dag Willén, Head of Super­con­duc­ting Cable De­velop­ment, NKT. (Bild: SWM)

Um alle Kompo­nen­ten von An­fang an opti­mal auf­ei­nan­der ab­zu­stimmen, sind drei Un­ter­neh­men mit von der Par­tie: Linde für die Kühltechnik, NKT für das Ka­bel und Theva für den Sup­ra­lei­ter. Be­glei­tet wird das Pro­jekt von der Fachhochschule Süd­westfa­len und vom Karlsru­her Institut für Techno­lo­gie (KIT).

Die Nut­zung von Sup­ra­lei­tern ist eine wegwei­sende techni­sche Lö­sung für die zu­künfti­gen Ener­gie­netze von Metro­po­len. Prof. Dr.-Ing. Ro­bert Bach vom Fachbe­reich Elektri­sche Energie­technik der Fachhochschule Süd­westfahlen initi­ierte das Pro­jekt zu­sammen mit den SWM. In der neuen Techno­lo­gie sieht er eine we­sentliche Un­ter­stüt­zung für die Energie­wende in Großstädten: „Die in un­se­rem Kon­sor­tium zu ent­wi­ckelnde Ka­bel­kon­struktion kann als eine Art „Blaup­ause“ auch für an­dere Metro­po­len die­nen. Wir wer­den zu­künftig häu­figer das Problem lö­sen müssen, bei be­grenz­tem Platz „un­ter dem Bür­gersteig“ mehr elektri­sche Energie um­weltneutral in die Städte zu brin­gen.“

Auch Theva-Ge­schäfts­füh­rer Dr. Werner Prus­seit sieht die Übertragbarkeit der Er­geb­nisse auf wei­tere An­wendun­gen gesi­chert, „da In­dustrie­partner mit ska­lier­ba­rer Ka­bel- und Kühltechnik so­wie mit mögli­chen Be­triebs- und Ser­vice­an­ge­bo­ten bei der Kompo­nen­ten­ent­wicklung mit von der Par­tie sind.“

„Dank der ge­ball­ten Ex­per­tise die­ses Kon­sor­ti­ums“, so Prusseit wei­ter, „wird es uns möglich sein, mit die­sem Bei­spiel ei­nen Use Case zu etab­lie­ren. Dies er­laubt es uns, schnell auch an­dere Städte mit ähn­li­chen Lö­sun­gen zu be­die­nen. Aus­le­gung, Be­trieb und Ser­vice kön­nen dank mo­du­la­rer Bau­weise an an­dere Situ­atio­nen adaptiert und an­ge­bo­ten wer­den. Dies eb­net den Weg für den Um­bau der städti­schen Energie­ver­sor­gung und lässt Smart Ci­ties schneller zur Rea­lität wer­den.“

Abb.: Supraleitendes Kabel. (Bild: NKT)
Abb.: Supraleitendes Kabel. (Bild: NKT)

Ziel des Pro­jek­tes ist, ein ext­rem kompak­tes und hochleistungs­fä­hi­ges Supraleiter­ka­bel zu ver­le­gen, das zum ei­nen we­nig Platz be­nö­tigt, zum an­de­ren kei­ner­lei ne­ga­ti­ven Ein­flüsse auf die Um­welt hat wie an­dere Lö­sun­gen. Konventio­nelle Strom­tras­sen werden be­glei­tet von elektri­schen o­der magne­ti­schen Fel­dern und Ka­bel be­ein­flus­sen den Bo­den thermisch. Prusseit: „All diese Probleme ha­ben wir mit Supralei­tern und dank mo­dernster Kühltechnik ab­so­lut nicht.“ Weitere Vor­teile: Die Tiefbaukos­ten werden er­heblich re­du­ziert. Auch die mit dem Bau ver­bunde­nen Be­ein­trächti­gungen des Um­felds sind im Ver­gleich zu ei­ner konventio­nel­len Ka­bel­ver­bin­dung er­heblich re­du­ziert. Im lau­fen­den Be­trieb re­du­zie­ren sich ebenfalls die Kos­ten durch ein­ge­sparte Ver­luste.

Mehr als 30 Jahre nach dem No­bel­preis an die zwei deutschen Ent­de­cker der Hochtempera­tur-Supralei­tung, Karl-Ale­xan­der Müller und Georg Be­d­norz, po­siti­o­nie­ren sich nun also deutsche Un­ter­nehmen auch bei der Um­set­zung der Technolo­gie in der Energiever­sor­gung von Metro­po­len an der Weltspitze und un­ter­streichen den Ruf des Techno­lo­gie­standorts Deutschland.

SWM / FH Südwestfalen / Theva / LK

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