21.12.2012

Rücksturz in die Zukunft

Das Haus der Geschichte in Bonn widmet sich in einer Ausstellung der „Science Fiction in Deutschland“.

Für alle die, die bei Weltuntergang nicht nur an den Maya-Kalender denken, bietet das Haus der Geschichte in Bonn eine kleine, aber feine Sonderausstellung zur „Science Fiction in Deutschland“. Die Ausstellung widmet sich daher besonders der Verknüpfung von Science Fiction und Zeitgeschichte sowie dem Einfluss des Genres auf Bereiche des Alltagslebens wie Design, Mode oder Spielzeug.

Die Science Fiction war und ist mit ihren futuristischen Gesellschaftsmodellen, der Erforschung „unendlicher Weiten“ oder Endzeit- und Katastrophenszenarien stets ein Spiegel der jeweiligen Gegenwart. Die Zeit der industriellen Revolution beflügelt Autoren wie Jules Verne oder den deutschen Science Fiction-Pionier Kurd Laßwitz („Auf zwei Planeten“) zu literarischen Szenarien, welche die naturwissenschaftlich-technische Errungenschaften des 20. Jahrhunderts vorwegnehmen. Fritz Lang markiert mit seinen Werken „Metropolis“ (1927) und „Die Frau im Mond“ (1929) den Beginn des modernen Science-Fiction-Films.

In den 1950er-Jahren stehen Schreckensszenarien von nuklearen Katastrophen, UFO-Invasionen und autoritären Zukunftsstaaten Vorstellungen eines modernen Garten Edens gegenüber, den sich damals viele durch die friedliche Nutzung der Atomenergie erhoffen. Die 1960er-Jahre sind vom Wettlauf ins Weltall zwischen den Supermächten geprägt. Sowjetische Raumfahrterfolge wie der Start des ersten Weltraum-Satelliten „Sputnik“ 1957 schockieren die westliche Welt. Im September 1961, acht Jahre vor Neil Armstrong, „landet“ Perry Rhodan, der Held der bis heute größten Science-Fiction-Reihe der Welt, auf dem Mond. 1966 startet die erste deutsche TV-Serie „Raumpatrouille Orion“ und wird zum Kult. In der DDR entsteht 1960 mit dem Film „Der schweigende Stern“, die erste Großproduktion der DEFA in diesem Genre.

Pessimistisch und düster werden die Zukunftsperspektiven in den 1970er-Jahren. Auf deutscher Seite reihen sich Tom Toelles und Wolfgang Menges „Millionenspiel“ (1970) oder Rainer Werner Fassbinders „Welt am Draht“ (1973) in den Kreis qualitativ überdurchschnittlicher Produktionen ein. „Star Trek“ und die „Star Wars“-Saga erreichen eine Popularität, die weit über den Kreis der eingefleischten Science Fiction-Fans hinausreicht. Nicht zuletzt inspirieren sie viele junge Leute dazu, sich mit Technik und Naturwissenschaften zu befassen.

In jüngerer Zeit finden die Bedrohungen durch Klima- und Naturkatastrophen den Weg ins Kino: Roland Emmerich verwandelte solche Themen mit seinen Filmen „The Day After Tomorrow“ und „2012“ in effektreiches Popcorn-Kino. Der Weltuntergang im Zusammenhang mit dem Maya-Kalender ist ganz sicher ein Produkt einer lebhaften Fantasie, so dass sich die Bonner Ausstellung über den 21. Dezember 2012 hinaus bis zum 10. März 2013 anschauen lässt. Dort finden sich neben Filmplakaten und Heftromanen auch die Doktorarbeit des Raketenpioniers Herrmann Oberth und Requisiten aus „Raumpatrouille Orion“.

Haus der Geschichte / Alexander Pawlak

 

 

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