09.09.2020

Kristall aus Wirbeln

Skyrmionen bilden zweidimensionales System, das auf einsetzende hexatische Phase hinweist.

Durch eine Zusammenarbeit von experimentellen und theoretischen Physikern im Rahmen des rheinland-pfälzischen Landes­forschungs­zentrums Dynamics and Topology (TopDyn) ist es gelungen, ein System von vielen kleinen magnetischen Wirbeln so zu präparieren, dass sie sich regelmäßig anordnen. Ein solcher Übergang von einer ungeordneten in eine geordnete Phase verläuft ähnlich wie eine Kristallisation, die hier allerdings in zwei Dimensionen stattfindet. Für die Forschungsarbeit an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben Experimental­physiker um Mathias Kläui und eine Gruppe theoretischer Physiker um Peter Virnau kooperiert. 
 

Abb.: Aufnahme einer erzeugten Skyrmionen-Struktur: Hexagonale Anordnung und...
Abb.: Aufnahme einer erzeugten Skyrmionen-Struktur: Hexagonale Anordnung und Ausrichtung sind beispiel­haft ein­gezeichnet. (Bild: J. Zázvorka, F. Dittrich)

Zweidimensionale Systeme sind ein aktuelles Forschungs­gebiet: Sie können eine Reihe von exotischen Zuständen und Übergängen aufweisen, die es in drei Dimensionen gar nicht gibt. Ein Beispiel hierfür ist der Kosterlitz-Thouless-Übergang, für dessen Beschreibung im Jahre 2016 der Nobelpreis für Physik verliehen wurde, oder die hexatische Phase, die in Systemen aus zwei­dimensionalen harten Scheiben zwischen der flüssigen und der festen Phase angetroffen werden kann. 

Bei der jetzt vorgestellten Arbeit haben die Forscher magnetische Wirbel, Skyrmionen, in sehr dünnen Metallfilmen erzeugt. Die Anzahl der Skyrmionen und deren Größe lässt sich durch anliegende Magnetfelder variabel einstellen. Dies sind ideale Voraus­setzungen zur experimentellen Realisierung von dichten zwei­dimensionalen Modellsystemen. Dabei ist es gelungen, ein experimentelles System aus magnetischen Wirbeln zu erzeugen, das Anzeichen einer einsetzenden hexatischen Phase aufweist. Damit zeigt sich, dass es sich in der Tat um ein zweidimensionales System handelt, das effektiv als System von harten Scheiben beschrieben werden kann. Darüber hinaus konnten die abstoßenden Wechsel­wirkungen zwischen Skyrmionen mit Hilfe von Simulationen beschrieben und im Computer nachgestellt werden. 

„Ich freue mich, dass die gemeinsame Arbeit zwischen der Soft-Matter-Theorie-Gruppe von Herrn Virnau und uns in diese gemeinsame Veröffentlichung gemündet hat. Solche neuen Kooperationen sind genau das Ziel des Forschungs­zentrums TopDyn", sagt Mathias Kläui, Sprecher des Forschungs­zentrums. 

Da sich die Eigenschaften von Skyrmionen über externe Felder flexibel einstellen lassen, ist dies ein erster wichtiger Schritt zur gezielten Präparation und Untersuchung auch der Dynamik von zwei­dimensionalen Phasen- und Phasen­übergängen. Das Landes­forschungs­zentrum Dynamics and Topology wurde 2019 als Kooperation der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der TU Kaiserslautern und des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung Mainz gegründet. Es wird vom Land Rheinland-Pfalz finanziert und verfolgt einen ausgesprochen inter­disziplinären Ansatz. 

JGU / DE

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