18.03.2024

HZDR-Physikerinnen im Helmholtz-Erstberufungsprogramm gefördert

Anerkennung für herausragende Forschung in den Bereichen Nanotechnologien in den Lebenswissenschaften und molekulare Strukturen.

Zwei Forscherinnen des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf haben den wohl wichtigsten Schritt in ihren akademischen Karrieren geschafft: Die Physikerinnen Kristina Kvashnina und Larysa Baraban sind von ihren jeweiligen Partnerhochschulen in Kooperation mit dem HZDR auf Professuren berufen worden. Für Kvashnina war die gemeinsame Berufung bereits im September 2023 abgeschlossen. Sie ist nun Professorin für Physik an der Uni Grenoble in Frankreich. Die TU Dresden hat Baraban einen Ruf zur Besetzung der Professur „Medical Nanotechnology“ am Else Kröner Fresenius Zentrum für digitale Gesundheit ab Mai 2024 erteilt. Die Helmholtz-Gemeinschaft unterstützt beide Professuren mit einer Fördersumme in Höhe von 200.000 Euro pro Jahr.

Abb.: Larysa Baraban (links) und Kristina Kvashnina (rechts).
Abb.: Larysa Baraban (links), Leiterin der Abteilung „Nano-Mikrosysteme für Biowissenschaften“ am HZDR und Kristina Kvashnina (rechts), Leiterin der Abteilung „Molekulare Strukturen“ am HZDR und verantwortlich für die Rossendorf Beamline an der European Synchrotron Radiation Facility.
Quelle: A. Schneider, D. Morel, HZDR

Hintergrund der Förderung ist das Erstberufungsprogramm der Helmholtz-Gemeinschaft, das dazu dient, herausragende Forscherinnen für Führungspositionen an wissenschaftlichen Einrichtungen zu gewinnen. Im Jahr 2022 hatten sich die beiden mit einem ERC-Grant ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen erfolgreich für das Programm beworben, das durch die Initiative „Pakt für Forschung und Innovation“ des Bundes und der Länder angestoßen wurde. Die Fördermittel kommen Baraban und Kvashnina zugute, indem sie ihnen nicht nur verlässliche Karriereperspektiven in der Wissenschaft bieten, sondern auch zusätzliche Spielräume zur finanziellen Ausgestaltung ihrer Professuren schaffen.

„Wir freuen uns sehr über diesen Erfolg und wünschen beiden Wissenschaftlerinnen für ihre Forschung alles Gute“, erklärt Sebastian Schmidt, Wissenschaftlicher Direktor des HZDR. „Die Bedingungen für eine Aufnahme in das Erstberufungsprogramm der Helmholtz-Gemeinschaft sind außerordentlich hoch. Kristina Kvashnina und Larysa Baraban haben damit einmal mehr bewiesen, dass sie zur absoluten Spitze in ihren jeweiligen Forschungsfeldern gehören. Die Förderung bietet ihnen eine verlässliche und attraktive Karriereperspektive und kommt auch dem HZDR zugute, indem wir Spitzenpersonal langfristig binden, unseren Anteil von Frauen in Führungspositionen erhöhen und die strategische Zusammenarbeit mit wichtigen Partnern wie der TU Dresden und der Universität Grenoble weiter ausbauen.“

Mit dem Titel der Professorin bleibt Barabans bisheriger Schwerpunkt am HZDR bestehen: die Erforschung von Nanotechnologien in den Lebenswissenschaften. Unter anderem arbeitet die 41-jährige Physikerin seit einigen Jahren an der Entwicklung eines elektronischen Nanochips, der dem Monitoring maßgeschneiderter Krebs-Immuntherapien dienen soll. Die Idee der Forscherin ist es, die biochemischen Mechanismen, die sich in Krebszellen vollziehen, mittels Bio-Nano-Sensorik auf die digitale Ebene zu transferieren und messbar zu machen. Daten, die der Nanochip auf diese Weise sammelt, sollen dabei helfen, eine individuell passgenaue Therapieform für Patienten zu finden. Weitere Mikrosysteme, die Baraban entwickelt, sollen bei medizinischen Anwendungen wie dem kostengünstigen Nachweis von Krankheitserregern zum Einsatz kommen und zur allgemeinen Verbesserung der Diagnose- und Überwachungsstandards für die Patienten in der Zukunft beitragen. Unterstützt wird ihre Forschung durch das EKFZ für digitale Gesundheit an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden und dem Dresdner Universitätsklinikum. An der direkten Schnittstelle zur medizinischen Infrastruktur fördert das Zentrum innovative Forschung, um die Digitalisierung in der Medizin voranzubringen.

Baraban begann ihre wissenschaftliche Karriere in ihrer Heimat Ukraine, wo sie an der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität in Kiew Physik studierte. Nach erfolgreichem Abschluss zog sie nach Deutschland und promovierte an der Uni Konstanz in experimenteller Physik. Im Jahr 2009 schloss sie sich einem französischen Forschungsteam an der École superieure de Physique et de Chimie Industrielles de la Ville de Paris an und beschäftigte sich erstmals mit Biotechnologien. Um sich auf Systeme im Nanometerbereich zu spezialisieren, wechselte sie zwei Jahre später ans Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden, anschließend an die TU Dresden. 2020 ging Baraban ans HZDR für die Forschungsgruppe „Nano-microsystems for Life Sciences“, der sie bis heute als Gruppenleiterin vorsteht und aus der sich Anfang 2023 eine eigene Abteilung am Institut für radiopharmazeutische Krebsforschung entwickelt hat.

Eine ganz andere Disziplin erforscht Kvashnina. An der Rossendorf Beamline, die das HZDR am Europäischen Synchrotron in Grenoble betreibt, ist die 46-Jährige Leiterin der Abteilung Molekulare Strukturen. Mit ihrem Forschungsteam nutzt sie die außergewöhnlichen Analysemethoden des Synchrotron-Beschleunigers, um mehr über die Chemie der f-Elemente herauszufinden, zu denen die Schwermetalle Uran, Plutonium, Neptunium sowie andere Elemente zählen, die auch unter dem Begriff „Aktiniden“ bekannt sind. Um mehr über die chemische Zusammensetzung dieser Nebengruppe des Periodensystems zu erfahren, setzt die Physikerin spezielle Werkzeuge wie die synchrotronbasierte Röntgenspektroskopie-Methode im Hochenergie-Auflösungsmodus ein. Die Erkenntnisse ihrer Grundlagenforschung können unter anderem wichtige Erkenntnisse für die sichere Verwahrung radioaktiver Abfälle in einem Endlager liefern.

Kvashnina studierte zunächst Theoretische Physik an der Uralischen Föderalen Universität in Jekaterinburg. In 2006 promovierte sie an der Uni Uppsala in Schweden und führte parallel dazu Experimente an der Advanced Light Source des Lawrence Berkeley National Laboratory sowie dem schwedischen Synchrotron MAX IV-Labor durch. Schon früh spezialisierte sie sich auf die f-Elemente des Periodensystems, zu denen neben den Aktiniden auch die Lanthanide gehören, und ging nach ihrer Promotion ans ESRF, um diese Elemente besser zu verstehen. 2015 trat sie die Stelle an der ROBL an, wo sie unter anderem das spezielle Röntgenspektrometer und weitere neue Methoden entwickelte. Die Leitung der Abteilung Molekulare Strukturen am Institut für Ressourcenökologie des HZDR übernahm sie im vergangenen Jahr 2023.

HZDR / RK

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