23.04.2020

Hubble wird 30

Vor dreißig Jahren startete das Hubble-Weltraumteleskop an Bord des Spaceshuttle Discovery ins All.

Seit 30 Jahren überrascht das Hubble-Weltraumteleskop die astronomische Community und die Öffentlichkeit mit spektakulären Bildern und Daten. Am 24. April 1990 trat es an Bord des Spaceshuttle Discovery seinen Weg in den Weltraum an.

Knapp einen Monat später setzte Ernüchterung ein, denn die am 20. Mai 1990 mit Hubble aufgenommen Bilder waren unscharf. Der dafür verantwortliche Fehler im Hauptspiegel konnte erst im Dezember 1990 durch eine aufwändige Spaceshuttle-Mission mit Hilfe einer „Korrekturbrille“ behoben werden.

Die Bedeutung des Hubble-Weltraumteleskops ist immer noch ungebrochen, auch wenn erdgebundene Teleskope dank modernster adaptiver Optiken und interferometrischer Techniken höhere Auflösungen erzielen können. Doch das Weltraumteleskop arbeitet ungestört von den Beschränkungen der Erdatmosphäre und kann größere Himmelsregionen schärfer und extrem lichtschwache Objekte detaillierter als Riesenteleskope auf der Erde abbilden.

Die mit Hubble aufgenommenen und oft aufwändig, aber stets nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten aufbereiteten Fotos haben die Faszination für die Astronomie in der Öffentlichkeit nachhaltig geprägt.

Dem trägt das Jubiläumsfoto am diesjährigen „Geburtstag“ von Hubble Rechnung, das mittlerweile zur jährlichen Tradition geworden ist. Das aktuelle Bild zeigt den Riesennebel NGC 2014 und seinen Nachbarn NGC 2020, die zusammen Teil eine riesigen Sternentstehungsregion in der Großen Magellanschen Wolke bilden, einer Satellitengalaxie der Milchstraße.

„Wenn ich an besondere Leistungen des Hubble-Weltraumteleskops aus den letzten Jahren denke, dann liegen diese vor allem im Bereich der Struktur und Entwicklung der Galaxien, bei der Vermessung des Universums und der Erforschung der Umgebung und chemischen Zusammensetzung von Exoplaneten“, sagt der Kosmologe Matthias Bartelmann von der Universität Heidelberg. Hubble habe tiefe Einblicke ins junge Universum ermöglicht, um die Entwicklung weit entfernter Galaxienpopulationen und der ersten Sterne zu beobachten. Auch die Verteilung der Dunklen Materie ließ sich mit Hubble bestimmen, vor allem in Galaxienhaufen.

Hubbles Beobachtungsbereich reicht von Objekten in unserem Sonnensystem und in der Milchstraße bis in sehr ferne kosmische Weiten. Nicht zuletzt trugen Beobachtungen mit Hubble entscheidend dazu bei, das Alter des Universums auf 13,7 Milliarden Jahre zu bestimmen und seine beschleunigte Expansion nachzuweisen.

Kurz nach dem 25-jährigen Start-Jubiläum wurde Hubble genutzt, um ein Objekt im Kuiper-Gürtel (KBO) aufzuspüren, dass sich für einen Vorbeiflug der New-Horizons-Sonde eignen könnte, nachdem sie den Pluto passiert hat. Hubble entdeckte gleich fünf neue KBOs; eines davon – 486958 Arrokoth– beobachtete New Horizons am 1. Januar 2019 erfolgreich. Das skurril geformte Objekt, provisorisch Ultima Thule getauft, ist das bislang erdfernste Objekt, das von einer Sonde besucht wurde

Im März 2019 gelang es mit Hubble-Beobachtungen und Daten der ESA-Sonde Gaia die Masse der Milchstraße auf 1,5 Billiarden Sonnenmassen und ihren Radius auf 129.000 Lichtjahre zu bestimmen.

Zwei neue  „Hubblecasts“ würdigen das 30-jährige Jubiläum und sind auf spacetelescope.org in verschiedenen Formaten zum Herunterladen und zur weiteren Verwendung verfügbar. Die eine befasst sich mit einigen der größten wissenschaftlichen Entdeckungen, die Hubble in den drei Jahrzehnten seines Bestehens gemacht hat, die andere berichtet die Hintergründe der jährlichen Jubiläumsbilder.

Zum Geburtstag von Hubble hat die NASA auch eine passende Suchmaschine eingerichtet, die Bilder nach dem Aufnahmedatum sortiert. Damit lässt sich dann mühelos herausfinden, was Hubble etwa am eigenen Geburtstag gesehen hat.

Am  Jubiläumstag werden ESA Web TV und die Facebook-Seite der ESA ab 16:30 Uhr eine Live-Veranstaltung in fünf Sprachen mit Hubble-Experten präsentieren, auf Deutsch ab 18 Uhr.

Die Ablösung für Hubble, das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST), steht seit Jahren in den Startlöchern und soll noch leistungsfähiger sein. Während Hubble im sichtbaren, nahen ultravioletten und nahen infraroten Spektralbereich arbeitet, soll das JWST fast ausschließlich der Infrarotastronomie dienen. Der voraussichtliche Starttermin ist für den 30. März 2021 angesetzt und könnte dann das Ende der Hubble-Ära einläuten.

Alexander Pawlak

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