14.02.2018

ESA und FAIR ziehen an einem Strang

Im Rahmen einer neuen Kooperation sollen Zusammensetzung und Auswirkung der kosmischen Strahlung erforscht werden.

Mitte Februar unterzeichnete die FAIR-Geschäftsführung, vertreten durch Paolo Giubellino, Jörg Blaurock sowie Ursula Weyrich, und ESA-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner am GSI Helmholtzzentrum in Darmstadt einen Kooperationsvertrag. Das internationale Beschleunigerzentrum FAIR und die Europäische Weltraumorganisation ESA wollen in Zukunft bei der Erforschung kosmischer Strahlung eng zusammenarbeiten. Der Vertrag legt dazu den rechtlichen Rahmen fest.

Über den Kooperationsvertrag von FAIR und ESA freuten sich (von links) Jörg...
Über den Kooperationsvertrag von FAIR und ESA freuten sich (von links) Jörg Blaurock, Technischer Geschäftsführer von GSI/FAIR, Paolo Giubellino, Wissenschaftlicher Geschäftsführer von GSI/FAIR, ESA-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner, Ursula Weyrich, Administrative Geschäftsführerin von GSI/FAIR und ESA-Astronaut Thomas Reiter. (Quelle: G. Otto / GSI)

Kosmische Strahlung besteht aus hochenergetischen Teilchen. Vorwiegend handelt es sich um Protonen, aber auch Elektronen und vollständig ionisierte Atome kommen vor. Wenn die Teilchen außerhalb der Atmosphäre ungebremst auf Astronauten oder Satelliten treffen, kann es zu gefährlichen Strahlenschäden kommen. Um die Folgen der Schäden für Mensch und Material abschätzen zu können, ist es notwendig, die Zusammensetzung und Energieverteilung der kosmischen Strahlung möglichst genau zu simulieren. Das ist heute bereits am GSI Helmholtzzentrum möglich, der einzigen Beschleunigeranlage weltweit, die Ionenstrahlen aller stabilen Elemente von Wasserstoff bis Uran zur Verfügung stellt. „In Zukunft liefert FAIR noch intensivere Ionenstrahlen und verbessert die bestehenden Möglichkeiten weiter“, versicherte Paolo Giubellino, wissenschaftlicher Geschäftsführer von FAIR und GSI.

Zur Begrüßung wies Thomas Reiter auf mehrere erfolgreiche gemeinsame Forschungsprojekte von ESA und GSI hin. Der ehemalige Astronaut koordiniert die Zusammenarbeit der ESA mit anderen internationalen Agenturen und hat den Kooperationsvertrag mit FAIR initiiert. Aus eigener Erfahrung kennt er die Folgen kosmischer Strahlung auf den Organismus: „Auf der internationalen Raumstation zählt man nicht Schäfchen zum Einschlafen, sondern Lichtblitze, die auch bei geschlossenen Augen auf der Netzhaut entstehen.“ Er hofft, dass der Kooperationsvertrag ermöglicht, in sieben Forschungsfeldern mehr über den Einfluss der kosmischen Strahlung zu lernen, beispielsweise der Strahlenbiologie, der Kalibrierung empfindlicher Instrumente und der Strahlungshärte elektronischer Komponenten.

Für ESA-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner stellt der Vertrag einen wichtigen Schritt dar, um die Innovationskette von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung zu schließen und unterschiedliche Forschungsbereiche miteinander zu verknüpfen. Die Raumfahrt ermögliche dabei, drängende Probleme auf der Erde zu lösen. Als Paradebeispiel nannte er die Experimente zur Gesundheitsforschung, die auch Thomas Reiter im Columbus-Modul der internationalen Raumstation ISS durchgeführt hat. Umgekehrt helfen die Untersuchungen am FAIR-Beschleunigerzentrum, die europäische Infrastruktur im Orbit, beispielsweise die Galileo- oder Copernicus-Satelliten, vor Schäden zu bewahren.

Wörner betonte, dass die Kooperation von FAIR und ESA einmalige Möglichkeiten für exzellente Forschung von der Materialwissenschaft bis zur Radiobiologie bietet. „Mit den Experimenten zu kosmischer Strahlung holen wir an FAIR einmal mehr das Universum ins Labor“, freut sich Paolo Giubellino auf die bevorstehende Zusammenarbeit.

Kerstin Sonnabend

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