21.07.2021

Druckbare Elektronik auf dem Weg zur Marktreife

Organische Elektronik nähert sich dem Gigahertz-Bereich.

Forscher am Institut für Angewandte Physik der Technischen Universität Dresden stellen die erste Implementierung einer komplementären vertikalen organischen Transistor­technologie vor, die bei niedriger Spannung arbeiten kann, über einstellbare Inverter­eigenschaften verfügt und eine Abfall- und Anstiegszeit von jeweils weniger als zehn Nanosekunden aufweist. Mit dieser neuen Technologie sind sie nur noch einen Steinwurf von der Kommerzialisierung einer effizienten, flexiblen und druckbaren Elektronik der Zukunft entfernt.

 

Abb.: Bild eines fünfstufigen komplementären Ring­oszillators, der aus...
Abb.: Bild eines fünfstufigen komplementären Ring­oszillators, der aus organischen permeablen Basis­transistoren besteht. (Bild: E. Guo)

Der Kommerzialisierung von flexibler, nachhaltiger und druckbarer Elektronik steht derzeit noch die vergleichsweise schlechte Performance der Bauteile im Weg. Daher wird die Entwicklung von komplementären Schaltungen mit niedriger Spannung, hoher Verstärkung und hoher Frequenz als eines der wichtigsten Ziele der aktuellen Forschung auf diesem Gebiet angesehen. Hochfrequente Logikschaltungen, wie Inverter­schaltungen und Oszillatoren mit geringem Stromverbrauch und schneller Reaktionszeit, sind die wesentlichen Bausteine für großflächige, stromsparende, flexible und druckbare Elektronik der Zukunft.

Die Arbeitsgruppe „Organische Bauelemente und Systeme“ (ODS) des Instituts für Angewandte Physik (IAP) der TU Dresden unter Leitung von Hans Kleemann arbeitet an der Entwicklung neuartiger organischer Materialien und Bauelemente für eine leistungsfähige, flexible und möglicherweise sogar biokompatible Elektronik und Opto­elektronik. Die Steigerung der Leistungs­fähigkeit organischer Schaltungen ist eine der zentralen Heraus­forderungen in ihrer Forschung. Erst vor einigen Monaten konnte Doktorandin Erjuan Guo einen wichtigen Durchbruch mit der Entwicklung von effizienten, druckbaren und einstellbaren vertikalen organischen Transistoren vermelden.

Aufbauend auf ihren bisherigen Erkenntnissen demonstrieren die Physiker nun erstmals vertikale organische Transistoren (organic permeable base transistors, OPBTs), die in funktionale Schaltungen integriert sind. Hans Kleemann und seinem Team gelang damit der Nachweis, dass solche Bauelemente eine zuverlässige Performance, Langzeit­stabilität sowie noch nie dagewesene Leistungsmaße besitzen.

„In früheren Arbeiten haben wir herausgefunden, dass die zweite Steuerelektrode in der vertikalen Transistor­architektur einen weiten Bereich der Schwellen­spannungs-Steuerbarkeit ermöglicht, was solche Bauelemente ideal für effiziente, schnelle und komplexe Logik­schaltungen werden lässt. In der aktuellen Publikation fügen wir der Technologie ein wichtiges Merkmal hinzu, indem wir komplementäre Schaltungen wie integrierte komplementäre Inverter und Ring-Oszillatoren demonstrieren. Mit solchen komplementären Schaltungen lassen sich die Leistungs­effizienz und die Arbeits­geschwindigkeit um mehr als eine Größenordnung verbessern. Das könnte möglicherweise den Eintritt der organischen Elektronik in den Gigahertz-Bereich ermöglichen", erklärt Erjuan Guo, die mittlerweile ihre Promotion an der TU Dresden mit Auszeichnung absolviert hat.

Die am IAP entwickelten komplementären Inverter und Ringoszillatoren stellen einen Meilenstein auf dem Weg zu einer flexiblen, stromsparenden GHz-Elektronik dar, wie sie zum Beispiel in drahtlosen Kommunikations­anwendungen benötigt wird. „Darüber hinaus könnten unsere Ergebnisse die gesamte Forschungs­gemeinschaft dazu inspirieren, alternative vertikale organische Transistor­designs ins Auge zu fassen, da sie gleichzeitig einen Hochfrequenz­betrieb und eine kostengünstige Integration ermöglichen“, ergänzt Erjuan Guo begeistert.

TU Dresden / DE

 

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