01.02.2021

Apollo 14: Vollversion mit Hindernissen

Bei der dritten bemannten Mondlandung hatten die Astronauten bei ihrem wissenschaftlichen Programm mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Nach dem „erfolgreichen Fehlschlag“ Apollo 13 geriet das amerikanische Mondprogramm ins Trudeln. Gekürzte Mittel und erste Entlassungen ließen nichts Gutes erwarten. Apollo 14, gestartet am 31. Januar 1971, sollte als rein wissenschaftlich orientierte „Full-Up“-Mission den Umschwung bringen.

Die Apollo-14-Crew wurde angeführt vom einzigen Mitglied der „Mercury Seven“, der auf dem Mond war: Alan Shepard. Zehn Jahre zuvor war er mit einer ballistischen Mercury-Mission der erste Amerikaner im All. Mit 47 Jahren sollte er der älteste Mensch auf dem Mond werden. Pilot der Landefähre war Edgar Mitchell, der in „Science in Aeronautics and Astronautics“ promoviert hatte. Stuart Roosa übernahm die Rolle des Piloten der Kommandokapsel. Für Mitchell und Roosa war es der erste Flug ins All.

Apollo 14 gelang die Mondlandung am 5. Februar 1971, ebenso wie die Rückkehr zur Erde vier Tage später, doch die Mission war von vielen Schwierigkeiten begleitet: Das Andocken der Landefähre in der Erdumlaufbahn gelang erst beim sechsten Versuch, die Landung auf dem Mond wäre fast durch einen fehlerhaften Abbruchmechanismus vereitelt worden. Programmierer im Kontrollzentrum konnten das Problem beheben.

Shepard und Mitchell hatten ein ausgiebiges geologisches Training für ihre Mission absolviert, unter anderem im August 1970 unter Anleitung deutscher Geowissenschaftler im Nördlinger Ries. Ziel von Apollo 14 war die ursprünglich von Apollo 13 angepeilte Fra-Mauro-Formation, eine dunkle Vulkanebene, statt wie bei Apollo 11 und 12 ein Mare-Gebiet. Die geologische Community erhoffte sich insbesondere Proben vom Cone-Krater, der mit über 300 Meter Durchmesser Material aus größeren Tiefen erwarten ließ.

Leider erwies sich die Orientierung im Gelände als schwierig, und das Handwägelchen für die Ausrüstung, das nur in dieser Mission zum Einsatz kam, musste zeitweise von den Astronauten getragen werden. Die beiden Moonwalker kamen dem Krater wohl bis auf rund 20 Meter nahe, bevor sie wegen der schwindenden Sauerstoffvorräte zur Landefähre zurückkehren mussten.

Dennoch war die Mission alles andere als ein Fehlschlag. Shepard und Mitchell installierten vier Seismometer und führten sogar aktive seismische Experimente durch, indem sie mit einem Schlaggerät Erschütterungen auslösten. Außerdem installierten sie einen Granatwerfer, der Sprengkörper 150 bis 1500 Meter weit schoss, wo sie explodierten. Die Seismometer registrierten die dadurch ausgelösten Schwingungen, ebenso wie den Einschlag eines mehrere Meter großen Meteoriten, der am 13. Mai 1972 nahe der Fra-Mauro-Region einschlug und für Apollo 14 eine Gefahr dargestellt hätte.

Stuart Roosa sollte von der Umlaufbahn um den Mond unter anderem hochauflösende Aufnahmen von möglichen Landestellen für die folgenden Apollo-Missionen aufnehmen, hatte aber damit zu kämpfen, dass die dafür vorgesehene Kamera nicht funktionierte und er auf ein anderes Kameramodell ausweichen musste. Damit konnte er doch noch ein umfangreiches Fotoprogramm absolvieren.

Auch der Rückflug zur Erde war wissenschaftlichen Aufgaben gewidmet. Hier führten die Astronauten erstmals Experimente durch, wie sie heute in großem Umfang auf der Internationalen Raumstation stattfinden. In einem Elektrophoreseversuch konnten die Apollo-14-Astronauten zeigen, dass sich organische Moleküle in der Schwerelosigkeit voneinander trennen lassen. Weitere Experimente befassten sich mit dem Wärmetransport, der Lagerung von Flüssigkeiten im Weltraum und der Verarbeitung von Gussmetallen, faserverstärkten Materialien und Kristallen. Auf der Erde freuten sich die Geologen über mehr als 42 Kilogramm neue Gesteinsproben vom Mond, auch wenn einiges davon nicht mit der gewünschten Sorgfalt dokumentiert worden war.

Die Auswertung der Gesteinsproben bestätigten unter anderem, dass das Fra-Mauro-Hochland durch den Auswurf eines Einschlags im Imbrium-Becken entstanden war. Die Proben lieferten als Datierung des Einschlags eine Zeit vor 3,82 bis 3,85 Milliarden Jahren.

Apollo hatte aber auch seine menschlichen und skurrilen Momente. Kurz nach seinem Ausstieg aus der Landefähre wagte Shepard einen Blick nach oben. Der Anblick der Erde überwältigte ihn so, dass er weinen musste. Humor bewies er mit dem ersten Abschlag eines Golfballs auf dem Mond. Dafür hatte er aus den Ausrüstungsgegenständen einen Schläger improvisiert. Edgar Mitchell offenbarte nach der Rückkehr, dass er an Bord der Apollo-Kapsel Experimente zur Telepathie durchgeführt hatte. Er beschäftigte sich nach seiner Astronautenkarriere mit parapsychologischen Phänomen und gründete ein entsprechendes Institut.

Die Sowjetunion führte während Apollo 14 mit Lunochod 1 eine unbemannte Konkurrenzmission durch. Dieser erste Rover auf einem fremden Himmelskörper legte vom 17. November 1970 bis zum 19. Februar 1971 im Mare Imbrium mehr als fünf Kilometer zurück.

Alexander Pawlak

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