06.10.2021

Adleraugen fürs All

Optiken für Weltraumteleskop Euclid bestehen wichtige Tests vor dem Raketenstart.

Im September bestand das Nutzlastmodul für das Euclid-Weltraum­teleskop seine letzten Tests und ist nun bereit für die Integration mit dem Servicemodul. Die beiden Instrumente VIS und NISP, dessen Optik am Max-Planck-Institut für extra­terrestrische Physik federführend entwickelt und gebaut wurde, lieferten nach einem simulierten Raketenstart zusammen mit dem Euclid-Teleskop scharfe Bilder. Die Euclid-Mission soll 2022 ins All starten, um das „dunkle Universum“ zu untersuchen.

 

Abb.: Blick ins Innere von NISP (kalter Teil) vor der Installation der...
Abb.: Blick ins Innere von NISP (kalter Teil) vor der Installation der thermischen Multi-Schichten. Das NISP-Detektor­system mit seinen 16 Nah-Infrarot-Detektoren befindet sich auf der linken Seite. Die Filter- und Grismen­räder befinden sich in der Box ganz rechts vor der optischen Baugruppe. (Bild: MPE / ESA)

„Die Instrumente funktionieren und das Bild ist scharf“, fasst Frank Grupp die Tests am Euclid-Nutzlast-Modul zusammen. Der Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) und der Universitäts­sternwarte München ist der deutsche Projektmanager und verantwortlich für die Optik von NISP, einem der beiden Instrumente für das Euclid-Weltraum­teleskop. Dieses soll durch die Untersuchung der „dunklen Seite“ des Universums Licht auf die Frage werfen, wie sich das Universum in den letzten zehn Milliarden Jahren entwickelt hat.

Euclid besteht dabei aus einem Teleskop mit 1,2 Metern Durchmesser sowie den beiden Instrumenten VIS und NISP. Über die sechsjährige Missionszeit hinweg wird VIS im sichtbaren Licht die Form der Galaxien am Himmel beobachten, während NISP im nah-infraroten Spektral­bereich die Entfernung der Galaxien misst. Aus diesen beiden Informationen, der dreidimensionalen Verteilung der Galaxien am Himmel und der durch Gravitation hervorgerufenen minimalen Verzerrung der Form dieser Galaxien, wird das Weltraum­teleskop Euclid nach seinem Start Ende 2022 Fragen zur dunklen Materie und dunklen Energie untersuchen.

Das MPE ist im Euclid Projekt verantwortlich für die optischen Komponenten des NISP-Instruments sowie für das optische Design und die Modellierung der Bildqualität. Die in NISP verbauten Linsen sind mit Durchmessern von rund 20 Zentimetern die größten und bei weitem präzisesten Optiken, die jemals in der zivilen Erforschung des Weltraums zum Start in einem Satelliten vorgesehen waren.

„Wir sind alle froh und glücklich, dass unser NISP die Tests, vor allem die Vibrationstests zur Simulation des Raketenstarts gut überstanden hat,“ sagt Frank Grupp. „Unter realistischen Bedingungen, also unter Nachbildung des kalten, luftleeren Weltraums in der Testkammer, zeigt es auch zusammen mit dem Teleskop ein gutes Bild.“

Nach den erfolgreichen Tests wird das Nutzlast-Modul bestehend aus dem Teleskop sowie den beiden Instrumenten derzeit verpackt und für den Versand nach Italien vorbereitet. Dort wird es mit dem Service-Modul verbunden, welches die Bordcomputer, die Lageregelung der Raumsonde und die Kommunikation mit den Boden­stationen zur Verfügung stellt.

Ende 2022 wird Euclid dann auf der Spitze einer Sojus-Rakete vom französischen Weltraum­bahnhof in Kourou starten und seine Reise zum äußeren Lagrange­punkt 2 des Sonne-Erde-Systems in 1,5 Millionen Kilometer Entfernung zur Erde antreten. „Das waren nun die letzten Bilder die wir von unserem Instrument sehen, bevor Euclid im Weltraum die Augen öffnen wird“, ergänzt Frank Grupp. „Wir sind gespannt und fiebern auf die ersten Bilder des realen Himmels hin.“

MPE / DE

 

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