25.08.2021

Lem – Die große Hörspiel-Box

Stanisław Lem, Die große Hörspiel-Box, 8 CD, 475 min, 30 Euro, ISBN 9783742414793

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Mit Verfilmungen seiner Werke war der Schriftsteller Stanislaw Lem, der am 12. September 2021 100 Jahre alt geworden wäre, so gut wie nie zufrieden, obwohl Andrei Tarkowskis Verfilmung von Solaris aus dem Jahr 1972 sicher auch zu Lems Ruhm beitrug.

Viel weniger bekannt sind indes die Hörspiele, die auf Werken von Lem beruhen oder die er eigens für das Radio geschrieben hat. Daher ist es besonders erfreulich, dass nun eine Box mit insgesamt acht Lem-Hörspielen erschienen ist. Diese sind vor allem in den Jahren 1973 bis 1984 entstanden, zwei neuere Produktionen datieren auf 2006 und 2018. Zwei Produktionen stammen aus der DDR und eine aus Österreich.

Die Aufmachung der aufklappbaren Pappbox ist einfach. Darin finden sich die CDs in Klarsichthüllen und das Booklet. Enthalten sind Monologe wie „Die Lymphatersche Formel“ (WDR 1973), komische Grotesken wie „Professor Tarantogas Sprechstunde“ mit seinem Reigen an absurden Erfindungen (ORF 1978) und Hörspielbearbeitungen von Lems Romanen „Solaris“ (MDR 2006), „Rückkehr zur Erde“ (SWF 1974) und „Der Unbesiegbare“ (MDR 2018). Lems Stoffe sind immer noch lesens- wie hörenswert. „Der getreue Roboter“ treibt beispielsweise die Vorstellung einer gängelnden Technik, wie sie heute möglich ist, auf persönlichere Art auf die Spitze.

Die Machart und Tonqualität der einzelnen Hörspiele variiert je nach Entstehungsjahr, die Sprecher:innen sind meist hochklassig, zu hören sind etwa Martin Held, Felix von Manteuffel, Maria Simon und Gert Westphal. Und es gibt auch musikalische Entdeckungen zu machen, wenn in „Rückkehr von den Sternen“ Musik von Emerson, Lake und Palmer zu hören ist. Das 12-seitige Booklet liefert kurze Inhaltsangaben und die wesentlichen Produktionsdaten zu den einzelnen Hörspielen, allerdings ohne die Sprecher ihren Rollen zuzuordnen. Das lässt sich aber in der ARD-Hörspieldatenbank nachlesen.

Schön wären noch mehr Hintergrundinformationen gewesen, etwa ein Essay zu Lems Hörspielen oder allgemeiner zu Science-Fiction-Hörspielen im deutschen Rundfunk. Hier hätten sich Texte von Dieter Hasselblatt angeboten, der 1963 die Hörspielredaktion des Deutschlandfunk in Köln übernahm und ein großer Freund der Science-Fiction war. Er überredete Lem dazu, mit „Mondnacht“ (1976) sein erstes Originalhörspiel für das deutsche Radio zu schreiben.

Schade, dass ausgerechnet dieses Hörspiel, das bislang nur auf Kassette erhältlich war, in dieser Box fehlt. Immerhin wird es von Bayern 2 am 100. Geburtstag von Stanisław Lem gesendet (siehe unten). Ebenso fehlt das Hörspiel „Testflug“ um den Raumpiloten Pirx, das der WDR 1974 produziert hat. Das hätte die Box vorteilhaft komplettiert. Abgesehen davon gibt es noch weitere Adaptionen (Radio Bremen 1961, SDR 1972, DDR 1976) der Erzählung „Gibt es Sie, Mr. Jones?“, die auch dem Hörspiel „Schichttorte“ (auf CD 8) zugrunde liegt.

Für Fans von Lem oder Science-Fiction-Hörspielen ist diese Box ein Muss, zumal die meisten bisher auf CD unveröffentlicht sind. Wer eine längere Kostprobe sucht, der kann die Hörspielversion von „Solaris“ an Lems Geburtstag auf MDR Kultur hören (siehe unten).

Alexander Pawlak
 

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