23.04.2009

Der Mond - Entstehung, Erforschung, Raumfahrt

Ralf Jaumann, Ulrich Köhler, Der Mond, Fackelträger, Köln 2009, geb., 320 Seiten, 49,95 Euro, ISBN 9783771643874

Jaumann, R., Köhler, U.

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Zum vierzigsten Jahrestag der ersten bemannten Mondlandung legen das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und der Fackelträger Verlag ein prächtiges Buch über den Erdtrabanten und seine Erforschung vor, das dieses Jubiläums mehr als würdig ist. Das sehr hochwertig produzierte und hervorragend bebilderte Werk nimmt den Leser mit auf eine spannende und lehrreiche Reise zum Mond. Ein Gespräch zwischen Edwin „Buzz“ Aldrin und Thomas Reiter dient gewissermaßen als erste Raketenstufe. Auf über 40 Seiten gewährt dieses Gipfeltreffen zweier begeisterter Raumfahrer detaillierte Einblicke in die Apollo-Flüge. Thomas Reiter, der 2006 an der ersten europäischen Langzeitmission an Bord der Internationalen Raumstation ISS teilnahm, spricht mit dem „Helden seiner Kindheit“, Buzz Aldrin, einem der beiden ersten „Moonwalker“. Der Leser ist nah am Geschehen, wenn Aldrin seinen Mondausflug wortreich beschreibt.

Aldrin wird die Geschichte seiner Mondfahrt im Laufe der Jahrzehnte unzählige Male erzählt haben, doch so authentisch, spannend und ausführlich wie hier findet sie sich nur selten. Das ist sicher auch durch die geschickten Einwürfe und Fragen Thomas Reiters begünstigt. Wir erfahren auch eine späte - altersmilde? - Rechtfertigung dafür, warum Aldrin kein einziges Foto von Neil Armstrong auf dem Mond aufnahm. Diese Lesart lässt nicht Rivalität als Grund erkennen.
Um die reichhaltigen wissenschaftlichen Ergebnisse der Apollo-Missionen geht es in den folgenden Kapiteln. Den Fotografien stehen Texte mit großem Tiefgang ebenbürtig gegenüber. Flüssig und informativ präsentieren die Geologen Ralf Jaumann und Ulrich Köhler ein umfassendes Portrait des Mondes. Die beiden Mitarbeiter des Berliner DLR-Instituts für Planetenforschung spannen den Bogen von frühen Mondbeobachtungen da Vincis oder Galileis über die Apollo-Missionen bis hin zu aktuellen Ergebnissen der Mondforschung und den vielen offenen Fragen, die nach weiteren Mondmissionen förmlich schreien.

Plausibel und in die Tiefe gehend begründen die Autoren, weshalb der Mond ein „geologischer Glücksfall“ ist und Apollo nur den Beginn seiner Erforschung markieren kann: Von den rund 2000 auf der Erde bekannten Mineralien ließen sich in den Mondgesteinen nur weniger als 100 nachweisen, weil die Mineralienbildung auf dem Mond anderen Regeln folgt als auf der Erde. Damit haben Forscher einen direkten Zugang zum Verständnis der Frühgeschichte des inneren Sonnensystems. Auch die ersten zwei Milliarden Jahre der Erdgeschichte - hier sind diese frühen Spuren durch endogene und exogene Prozesse weitgehend ver-schwunden - lassen sich durch weitere Erforschung der Mond-oberfläche, insbesondere des Mondstaubs, ergründen.

Nur zwölf Menschen war bislang das Privileg beschieden, auf einem anderen Himmelskörper als der Erde zu stehen, unseren Heimatplaneten von der Mondoberfläche aus zu sehen und die geringe Schwerkraft des Mondes zu spüren. Beschreibende Worte können da nur - um mit Nietzsche zu sprechen - ein Schatten der Empfindungen sein. Auch „Der Mond“ ist ein Buch, das diesen letzten Schritt natürlich nicht gehen kann, die Grenze in Richtung des Mysteriums aber noch einmal deutlich verschiebt. Somit bietet dieses Werk auch dem Mondbegeisterten viel Neues. Ein Buch mit Wow-Effekt, das gleichsam Fakten wie Faszination vermittelt und seinen Preis allemal wert ist.

Stefan Oldenburg, Heidelberg

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