03.02.2009

Denken lohnt sich

Ebert, V.

Denken hat es in sich: „Ich denke, also bin ich.“ „Wenn Du denkst, Du denkst, dann denkst Du nur Du denkst.“ Und jetzt auch noch das: „Denken lohnt sich.“ Eine schlichte Feststellung, die Vince Ebert, Diplomphysiker und Kabarettist, in seinem aktuellen Programm kritisch unter die Lupe nimmt. Ebert verschweigt seine physikalischen Ursprünge nicht, sondern hat sie bereits in seinem früheren Programm „Urknaller“ offensiv eingesetzt, um zu zeigen, dass Physik sexy ist. Wer wollte das bestreiten? Der Eros der Erkenntnis hat gerade in der Grundlagenwissenschaft Physik seinen festen Platz.
In seinem aktuellen Programm, von dem diese CD einen in Frankfurt live aufgenommenen Ausschnitt präsentiert, hat sich Vince Ebert nun dem Denken zugewendet, dem sicherlich eine interdisziplinäre Bedeutung zugesprochen werden muss. Daher wendet sich Ebert neben der Physik verstärkt den Erkenntnissen von Psychologie, Philosophie und Theologie und sogar der Esoterik zu – mit ebenso erhellenden wie ernüchternden Erkenntnissen: Forschung ist „langwierig und extrem aufwändig. Deshalb kann ein Esoteriker auch in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann.“ Da ist sicher was dran.
Vince Ebert erweist sich als unaufgeregter Comedian, der seinem Publikum genug Zeit zum Mitdenken lässt, ob nun über Doppler-Verschiebung, Unschärferelation oder Kausalbeziehungen. All diesen Themen gewinnt Ebert nachvollziehbare und nicht immer völlig unerwartete Pointen ab. Natürlich lässt er auch die gängigen Comedy-Themen nicht links liegen und widmet sich dem Geschlechter- und Beziehungskampf genauso wie dem Wahnsinn des Alltags, von feilgebotenen „Outdoor-Regenschirmen“ bis zum „Koch-Kokolores“ im Fernsehen.
Exaltiertes Auftreten à la Matthias Richling ist Vince Ebert fremd, allerdings lässt er sich auch nicht so viel Zeit wie sein Kollege Rüdiger Hoffmann, dem die Comedy-Szene die Entdeckung der Langsamkeit verdankt. Ebert verzichtet auch darauf, Kunstfiguren zu spielen, wie man das z. B. vom Kabarettisten Georg Schramm kennt. Ebert bleibt also Ebert. Das ist entweder gelebte Authentizität oder ausbaufähige Wandlungsfähigkeit.
Ein nettes Gimmick ist der zusätzliche CD-Rohling zum „legalen Schwarzbrennen“ des Original-Silberlings. So wird aus der Raubkopie ein Werbemittel für wissenschaftliches Kabarett. Wer sich unsicher ist, ob sich Denken wirklich lohnt, oder wer wissen möchte, wie man einen Elefanten in einen Kühlschrank bekommt, für den dürfte diese CD unverzichtbar sein.
Alexander Pawlak

V. Ebert: Denken lohnt sich
Eichborn Lido Presse, Frankfurt am Main 2008,1 CD mit Bonus-CD-R, ca. 79 Min., ISBN 9783821863023

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