27.06.2023

Atlas der un­gewöhnlichen Klänge

Michaela Vieser, Isaac Yuen: Atlas der un­gewöhnlichen Klänge – Eine Reise zu den akustischen Wundern unserer Erde, Knesebeck, ­München 2023, geb., 192 S., 22 Euro, ISBN 9783957286628

Michaela Vieser, Isaac Yuen

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Lässt sich der Klang von Eis mit Worten beschreiben? Was schwierig anmutet, gelingt Michaela Vieser und Isaac Yuen mit ihrem „Atlas der ungewöhnlichen Klänge“. Mit drei Dutzend Beispielen gehen sie auf eine Reise zu den akustischen Wundern unserer Erde. Diese finden sich an unter­schiedlichsten Orten und sind entsprechend von völlig verschiedener Natur. Dennoch gelingt es dem Duo, die Individualität und den Zauber jedes Klanges einzufangen und gleichzeitig zahlreiche Informationen dazu unterhaltsam aufzubereiten. 

Dazu bedienen sie sich eines stenografischen Stils aus kurzen, präg­nanten Sätzen. Innerhalb eines Absatzes zeigen zwei Schrägstriche „//“ als Trennzeichen an, wo ein neuer Gedanke beginnt. Das macht das Lesen gewöhnungsbedürftig, sorgt aber für die hohe Informationsdichte, die es braucht, um auf der klanglichen Reise um die Erde zahlreiche Fachgebiete zu streifen. Dazu gehören Biologie, Kunst, Musik und Geologie – und an einigen Stellen die Physik. 

Den Auftakt macht „Der Klang des Universums“. Dabei geht es um die kosmische Mikrowellen-Hintergrundstrahlung: Diesen Nachhall des Urknalls zeichneten ­Arno Penzias und Robert Wilson 1964 als ununterbrochenes „Zischen“ mit ­einer Radio­antenne auf. Eine unerwartete Wendung entführt zum Planetensys­tem Trappist-1, das sich als nahezu perfekte Manifestation pythago­räischer Sphärenharmonie herausstellt. Denn die Umlaufdauern der sieben Planeten stehen in Verhältnissen zueinander, die sich leicht in wohlklingende Tonintervalle umsetzen lassen. 

Eine ähnlich interessante Zusammenstellung enthält „Der Klang des atomaren Zeitalters“, der den scharfen Gewehrknall nach dem Zünden einer Atombombe dem lautlosen nuklearen Fallout und dem knisternd-knackenden Signal eines Geiger-Zählers gegenüberstellt. Den Abschluss der Klangreise bildet „Die Goldene Schallplatte der Voyager 1“, die sich mittlerweile fast 24 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt befindet. Nachdenklich beschreiben Vieser und Yuen, wie die Klangsammlung zustande kam und fragen sich, was diese wohl bewirkt, wenn eine fremde Zivilisation sie in ferner Zukunft anhört. 
Der handliche Band mit knapp 200 Seiten lädt zum Schmökern ein – in der vorgelegten Reihenfolge oder ganz nach Interesse an den Klängen. Am Ende versammelt eine ausführliche Bibliografie auf 16 Seiten weiterführende Literatur. Die Klänge verortet per QR-Code eine interaktive Weltkarte mit vielen Hörbeispielen. Dabei sorgt die eigene Hörerfahrung für manche Überraschung: Eis kann sich anhören wie die dröhnenden Motoren von Formel-1-Rennwagen.

Kerstin Sonnabend
 

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