Züge dank 3D-Druck schneller wieder im Einsatz

Kürzere Wartezeiten bei der Instandhaltung: Deutsche Bahn lässt Ersatzteile aus Metall im 3D-Drucker herstellen.

Schicht für Schicht geht es voran: Ein Laserstrahl schmilzt Metall­pulver in einem 3D-Drucker des Hoch­techno­logie­unter­nehmens Trumpf zusammen und fertigt so das Schaufelrad einer Dampflok. Es gehört zu einem Dampf­generator, der Strom für die elek­trischen Systeme auf der Lok erzeugt. Ohne dieses Rad kann die Dampflok nicht fahren. Die Instand­setzung eines ver­schlis­senen Schaufel­rads war in der Ver­gangen­heit mit hohem Arbeits­aufwand verbunden, da das Bauteil bislang aus neunzig Einzel­schaufeln bestand. Warte- und Liefer­zeiten liegen bei Spezial­teilen häufig bei bis zu 24 Monaten. Das betrifft auch Ersatz­teile für Züge der Deutschen Bahn, die täglich für Kunden im Einsatz sind.

Abb.: Die Deutsche Bahn lässt Ersatzteile auf den 3D-Druckern von Trumpf...
Abb.: Die Deutsche Bahn lässt Ersatzteile auf den 3D-Druckern von Trumpf fertigen, darunter auch ein Turbinenschaufelrad für eine Dampflokomotive. (Bild: Trumpf)

Mit 3D-Druck kann die DB innerhalb kurzer Zeit Ersatz­teile aus Metall produ­zieren und so die Liefer­zeiten drastisch verkürzen. „So können wir eine bessere Versorgung mit Ersatz­teilen sicher­stellen und die Fahr­zeuge schneller wieder für unsere Fahr­gäste bereit­stellen“, erläutert Stefanie Brickwede, Projekt­leiterin für den 3D-Druck bei der Deutschen Bahn. „Insbe­sondere geht es um Teile, die mit langen Liefer­zeiten verbunden sind oder gar nicht mehr erhält­lich wären.“ Ziel der DB ist es, bis 2021 tausende verschie­dene Ersatz­teile über den 3D-Druck abrufbar zu machen.

 „Die Deutsche Bahn zeigt beispiel­haft, wie sich mit 3D-Druck kleine Stück­zahlen schnell und wirt­schaft­lich her­stellen lassen“, sagt Klaus Parey, Managing Director bei Trumpf Additive Manu­factu­ring. „Damit begegnet sie der zuneh­menden Indi­vidu­ali­sie­rung in der Industrie mit einem inno­va­tiven Fertigungs­ver­fahren. Wir sehen für diese Techno­logie noch viel Potenzial auch in anderen Branchen.“

Den Anfang im 3D-Druck bei der DB machte Ende 2015 ein einfacher, hell­grauer Mantel­haken aus Plastik. Heute kann die DB über Metall­druck­ver­fahren im 3D-Drucker sogar mehr als 27 Kilo­gramm schwere, betriebs­relevante Bauteile aus Metall für ICE-Züge herstellen, etwa die „Kasten­kulisse“. Dieses Bauteil wird unter dem Wagen­kasten montiert und sorgt für den sicheren Lauf des Wagens in engen Kurven oder beim Passieren von Weichen. Auch Teile für die Innen­aus­stattung der Züge im Komfort­bereich lässt die DB mit 3D-Druckern herstellen. Beispiels­weise fertigen die 3D-Drucker von Trumpf eine Abdeckung für die Gepäck­ablage im ICE.

Seit 2015 hat die Deutsche Bahn bereits mehr als 10.000 Ersatz­teile im 3D-Drucker gefertigt. Insgesamt kann sie heute mehr als 130 verschiedene Teile herstellen lassen: Darunter befinden sich beispiels­weise Lüfter­räder, Kopf­stützen für Regional­züge, unter­schied­liche Gehäuse wie ein Klemmen­kasten, der sensible Kabel für den Zugantrieb schützt, oder auch Ersatz­teile für Kaffee­maschinen. Um künftig noch schneller und in größeren Mengen Ersatz­teile zu drucken, lässt die DB als erstes Mobilitäts­unter­nehmen ihre Lieferanten im 3D-Druck zertifi­zieren. Prüfung und Zertifi­zierung über­nimmt dabei aktuell der TÜV SÜD.

Der 3D-Druck hat neben der Zeitersparnis noch einen weiteren Vorteil: Schon heute lassen sich Ersatz­teile nicht nur nach­bauen, sondern auch verbessern, wie das Beispiel des anfangs erwähnten Turbinen­schaufel­rads zeigt. „3D-Druck ermöglicht es, Teile aus Kunst­stoff und Metall so herzu­stellen, wie es mit konven­tio­nellen Fertigungs­verfahren nicht möglich ist“, so Parey.

3D-Druck spart außerdem Material und Kosten. Ersatz­teile werden nicht mehr in großen Mengen gelagert, sondern nur bei Bedarf herge­stellt. Durch dieses Print-on-Demand-Verfahren ist es möglich, nur die wirklich benötigten Teile zu produ­zieren. Zudem erfordert die Techno­logie weniger Rohmaterial. Produktions­abfälle lassen sich mini­mieren, Lager­bestände redu­zieren und Transport­wege entfallen durch den Druck der Teile in unmittel­barer Nähe. Damit leistet die additive Fertigung einen Beitrag zur Nach­haltig­keit.

Trumpf / RK

Weitere Infos:

 

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Jobbörse

Physik Jobbörse in Freiburg und Berlin
Eine Kooperation von Wiley und der DPG

Physik Jobbörse in Freiburg und Berlin

Freiburg, 13.-14.03.2024, Berlin, 19.-21.03.2024
Die Präsentationen dauern jeweils eine Stunde, am Ende der Veranstaltung ist Zeit für Q&A eingeplant.

Meist gelesen

Themen