12.04.2019

Von der Sternwarte in die Klinik

Projekt zur Anwendung astrophysikalischer Optiken bei der Krebsdiagnostik erhält einjährige Förderung.

Von der Galaxienforschung zur Krebsbekämpfung – das Kompetenzzentrum innoFSPEC des Leibniz- Institut für Astrophysik (AIP) erhält eine Förderung zur Entwicklung bahnbrechender Technologien für Wissenschaft und Gesellschaft von der Europäischen Kommission. Die prämierte Transferidee beruht auf den Leistungen in der Übertragung von Hochtechnologie aus der Astronomie in die Krebsdiagnostik. Ziel ist eine Optikdesignstudie zur Entwicklung eines für klinische Studien geeigneten Prototypen. Das innoFSPEC-Team unter Leitung von Martin Roth bewarb sich gemeinsam mit dem Industriepartner Winlight Systems (Frankreich) erfolgreich im Attract-Wettbewerb. In einer einjährigen Förderphase werden nun das Team und Winlight im Rahmen der Transferidee „3D-Cancer-Spec“ aus einem Laborexperiment zur Krebsdiagnostik, das auf einem Original-MUSE- Spektrographen beruht, ein kompaktes Gerät für Untersuchungen entwickeln. Das Konzept soll in einem wissenschaftlichen Journal und mit einem Vortrag auf der Attract-Abschlusskonferenz im September 2020 in Brüssel der Öffentlichkeit präsentiert werden. Es wird erwartet, dass mit dieser Unterstützung Fördermittelgeber oder Industrieunternehmen die Finanzierung eines medizinischen Geräts vorantreiben.
 

Abb.: Das Kompetenzzentrum innoFSPEC des Leibniz- Institut für Astrophysik...
Abb.: Das Kompetenzzentrum innoFSPEC des Leibniz- Institut für Astrophysik erhält eine Förderung zur Entwicklung neuer Technologien. (Bild: U. Potsdam, ZIM / NASA / Z. Maxim / stock.adobe.com)

Grundlagenforschung, wie sie am AIP betrieben wird, dient auch der Entwicklung von Hochtechnologien. Beispiele sind unter anderem die bildgebende Spektroskopie mit Instrumenten wie PMAS und MUSE und die Auswertung riesiger Datenmengen mit künstlicher Intelligenz im Bereich eScience. Seit seiner Gründung im Jahr 2009 engagiert sich das Zentrum für Innovationskompetenz innoFSPEC Potsdam neben Grundlagenforschung in optischen Technologien und der Photonik für die Nutzbarmachung von dabei entwickelter Hochtechnologie für Wirtschaft und Gesellschaft.

Ein Beispiel hierfür ist die Übertragung von bildgebender Spektroskopie aus der Astronomie in die minimal-invasive Krebsdiagnostik. Dieses Experiment in Zusammenarbeit mit der Charité Universitätsmedizin wurde im Jahr 2018 mit einer Publikation in dem renommierten Fachjournal Journal of Biomedical Optics erfolgreich abgeschlossen. Zusätzlich widmen sich im Rahmen des Engagements im Leibniz-Forschungsverbund Gesundheitstechnologien zwei Folgeprojekte mit Partnern aus der Industrie und der Leibniz-Gesellschaft der Diagnostik von Blasenkrebs und technischen Verbesserungen für den Einsatz im OP — hier kam es bereits zu einer Patentanmeldung.

Ein erklärtes Ziel im Pakt für Forschung und Innovation ist es, den Austausch der Wissenschaft mit Wirtschaft und Gesellschaft zu stärken. Vor diesem Hintergrund haben die großen europäischen Forschungsorganisationen wie das Hochenergielabor CERN, das Röntgenlaserlabor XFEL, oder die Europäische Südsternwarte ESO den Wettbewerb Attract ausgelobt, bei dem Fördermittel von insgesamt 17 Millionen Euro von der Europäischen Kommission bereitgestellt werden. In dem Vorhaben werden insgesamt 170 herausragende Transferideen im Bereich der Technologien von Detektion und Bildgebung prämiert. Dazu zählen vielversprechende Anwendungsinnovationen in Mikroelektronik, Information und Kommunikation oder Lebenswissenschaften und Medizintechnik.

AIP / DE
 

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