14.03.2022 • Laser

Unterwasser-Laser-Verfahren zur Entschärfung von Kampfmitteln

Verfahren minimiert Risiko der Ausbreitung nicht umgesetzten Sprengstoffs im Meer.

In Nord- und Ostsee liegen schätzungs­weise 1,6 Millionen Tonnen Kriegs­munition auf dem Meeres­grund. Dabei ist nicht nur die Gefahr unvorher­gesehener Detonationen ein Problem. Durch das Wasser korrodiert die Stahlhülle der Kampfmittel mit der Zeit, wodurch der Sprengstoff ins Meer gelangt – mit erheblichen Folgen für Menschen, Tiere und das gesamte Ökosystem. Die Beseitigung der Kampf­mittel ist allerdings eine Heraus­forderung: Sprengungen unter Wasser sind nicht nur gefährlich, sie sorgen auch für erhebliche Druckwellen und beein­träch­tigen die Meeres­bewohner, die dort leben. Auch kann sich nicht umgesetzter, umwelt­schäd­licher Sprengstoff nach der Detonation im Meer ausbreiten. Im Projekt UNLOWDET arbeiten Wissen­schaftler des Laser-Zentrums Hannover gemeinsam mit Partnern an einer Lösung: Sie forschen daran, wie man Kampfmittel unter Wasser fern­ge­steuert mit dem Laser entschärfen kann. Damit soll die Auswirkung der Sprengung auf die Umwelt verringert werden.

Abb.: Das Laser-Zentrum Hannover ent­wickelt ge­mein­sam mit...
Abb.: Das Laser-Zentrum Hannover ent­wickelt ge­mein­sam mit Projekt­part­nern ein Ver­fahren, um Welt­kriegs­munition unter Wasser mit dem Laser zu ent­schärfen. (Bild: LZH)

Die Projektpartner knüpfen hierzu am Ansatz einer „Low-Order Detonation“ an, bei der im Gegensatz zur „High-Order Detonation“ nur ein kleiner Teil des Spreng­stoffs umgesetzt wird. In einem ersten Schritt wird mit einem Laserstrahl eine definierte Fuge in das Kampfmittel eingebracht und somit die Hülle geschwächt. Im zweiten Schritt soll dann mit dem Laserstrahl eine Low-Order-Detonation ausgelöst werden, so dass der Zünder herausgelöst und die Zündkette unter­brochen wird. Da die System­technik mit einem Tauch­roboter am Kampfmittel positioniert werden soll, kann der Prozess aus der Distanz gesteuert werden.

Dieses Verfahren macht den Prozess des Entschärfens nicht nur sicherer, sondern auch maßgeblich effizienter: Zum Beispiel kann so auf das zeit- und kosten­intensive Ausbringen von Blasen­schleiern, die bei Sprengungen üblicher­weise für den Schall­schutz zum Einsatz kommen, verzichtet werden. Gleich­zeitig wird das Risiko minimiert, dass sich nach der Detonation nicht umgesetzter Sprengstoff im Meer ausbreitet.

Am Projekt beteiligt sind neben dem Laser-Zentrum Hannover die Firmen Eggers Kampf­mittel­bergung und Laser on demand. Assoziierte Partner, die das Projekt beraten, sind die Feuerwehr Hamburg, das Landesamt für Geo­infor­mation und Land­vermes­sung Nieder­sachsen, die Polizei Bremen, das Landes­kriminal­amt Schleswig-Holstein, das Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozean­forschung Kiel sowie das Nieder­sächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz.

LZH / RK

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