22.03.2023

Rekordschnelle Datenübertragung

Drahtlose Übertragungsrate von 200 Gigabit pro Sekunde geglückt.

Einen neuen Geschwindigkeits­weltrekord haben Forscher am IHP – Leibniz-Institut für innovative Mikro­elektronik aufgestellt. Die von den Wissenschaftlern in Frankfurt (Oder) entworfene Schaltung kann drahtlos Daten mit bis zu 200 Gigabit pro Sekunde übertragen. Damit übertrifft sie den bisherigen Rekord, zuletzt im Jahr 2019 veröffentlicht, der bei rund 120 Gigabit pro Sekunde lag. Die Ergebnisse der Entwicklung wurden nun veröffentlicht. Ein Forschungs­team am IHP hat damit weltweit zum ersten Mal die generelle Machbarkeit von extrem hohen Daten­übertragungen im D-Band (Frequenzen zwischen 110 und 170 GHz) bewiesen und eine Grund­voraussetzung geschaffen, um Anwendungen für die nächste Generation der Mobil­kommunikation (6G) zu realisieren.

 

Abb.: Der vierkanalige Transceiver unter dem Mikroskop (Bild: IHP)
Abb.: Der vierkanalige Transceiver unter dem Mikroskop (Bild: IHP)

Der Durchbruch ist IHP-Wissenschaftler Alper Karakuzulu und seiner Arbeitsgruppe unter Leitung von Andrea Malignaggi gelungen. Die Experten für Kommunikations­schaltungen höchster Datenraten haben innerhalb der 130-nm-SiGe-BiCMOS-Technologie einen neuen Chip entwickelt, der Sender, Empfänger und On-Chip-Antennen enthält und eine Datenübertragung von 200 Gigabit pro Sekunde ermöglicht. „Unser Entwurf wurde bis ins letzte Detail simuliert, bevor die Schaltung in die Fertigung ging“, erläutert Andrea Malignaggi.

Die im IHP-Reinraum gefertigten Mikrochips wurden anschließend ausgiebig getestet, und die Leistungsfähigkeit in der Antennen­messkammer des IHP gemessen, in der es keine ablenkende Strahlung gibt. Das Ergebnis, die Übertragung über eine Reichweite von zunächst 15 Zentimetern, ist Basis für die Weiter­entwicklung der Technologie. „Um für den Mobilfunkbereich 6G realisieren zu können, brauchen wir eine ganz neue Architektur. Pikozellen sind ein Beispiel dafür. Diese Funkzellen sollen sehr hohe Datenraten auf kurzer Entfernung ermöglichen, beispielsweise in Konferenz­räumen oder im privaten Bereich, wenn Mobiltelefone, Fernseher und andere Geräte miteinander vernetzt sind“, erklärt Andrea Malignaggi.

Durch die Weiterentwicklung der integrierten Bauelemente und Schaltungs­blöcke des einzelnen Chips, die Integration weiterer Antennen sowie die Kombination mehrerer Mikrochips zu komplexen Systemen wird es künftig möglich sein, Daten ultraschnell auch über eine größere Entfernung zu übertragen. Das IHP bringt seine Expertise aktuell in zwei bedeutenden Forschungs­projekten im Bereich der 6G-Entwicklung ein.

Das EU-Projekt „Open6GHub – 6G für Mensch, Umwelt & Gesellschaft“ soll im europäischen Kontext Beiträge zu einem globalen 6G-Harmonisierungs­prozess und -Standard liefern. Das 6G Research and Innovation Cluster, kurz 6G-RIC ist ein Forschungs­zentrum, das die wissenschaftlichen und technischen Grundlagen für 6G auf allen Technologieebenen schaffen soll, vom Funkzugang über Kernnetze bis hin zu Glas­faser­transport­netzen. Das IHP liefert mit seiner Forschung somit einen wichtigen Beitrag, um die technologische Souveränität sowie die Position Deutschlands und Europas im internationalen Wettbewerb um 6G zu stärken.

Leibniz-IHP / DE

 

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