07.03.2013

Rauschen im Physikalische Blätter-Wald!

Alle Jahrgänge der Physikalischen Blätter sind nun frei online zugänglich!

Max Planck, Lise Meitner, Werner Heisenberg, Max Born, Max von Laue, Otto Hahn, Pascual Jordan, Wolfgang Pauli, Wilhelm Walcher … die Autorenliste der Physikalischen Blätter, die Vorgänger-Zeitschrift des Physik Journals, ist tatsächlich ein Who’s who der Physik. Wohl keine andere deutschsprachige Zeitschrift dokumentiert die Entwicklung der modernen Physik in den ersten fünf Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg in all ihren Facetten so gründlich wie die „Blätter“. Nun ist diese unerschöpfliche Quelle mit ihren insgesamt weit über 30.000 Seiten auf der Wiley Online Library zugänglich und lädt zum Stöbern und Schmökern ein. Der Wissenschaftsverlag Wiley-VCH, bei dem die Physikalischen Blätter bzw. das Physik Journal seit langem erscheinen, hatte sich gegenüber der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) verpflichtet, die Retrodigitalisierung auf eigene Kosten durchzuführen und die gesamten Jahrgänge als Open Access zu veröffentlichen.

Das Web-Archiv der Physikalischen Blätter bietet einen zeitgenössischen Blick auf die Trends der modernen Physik und spiegelt auch den Zeitgeist wider. So lässt sich nachlesen, wie sich der Laser in Forschung und Anwendung etablierte, welche Forschungsinteressen Physiker an den Mondlandungen hatten, oder wie sie auf die Tschernobyl-Katastrophe reagierten.

Bereits ein flüchtiger Blick in die Hefte des Jahrgangs 1955 fördert viele spannende Fundstücke zutage: Max Born und Max von Laue diskutieren die Frage, ob die klassische Mechanik wirklich deterministisch ist, Robert Oppenheimer bietet „Ausblicke[n] auf Kunst und Wissenschaft“, man erfährt, wie sehr die Atomwaffenproblematik die Physiker-Gemeinde umtreibt, und sogar Papst Pius XII kommt zu Wort. Der 50. Geburtstag von Spezieller Relativitätstheorie und Lichtquantenhypothese wird in den Physikalischen Blättern ebenso gewürdigt wie der Tod ihres Schöpfers Albert Einstein am 18. April 1955.

Der Ausgangspunkt für die Physikalischen Blätter liegt dieses Jahr übrigens 70 Jahre zurück: Im August 1943 beschloss der Vorstand der DPG die Gründung einer „Informationsstelle Deutscher Physiker“. Der Start verlief alles andere als erfolgreich, denn die gesamte Auflage des ersten Heftes wurde im Januar 1944 durch einen Luftangriff vernichtet. Der Nachdruck erreichte erst im Mai die ersten rund 600 Empfänger. Den Jahrgang 1945 wird man übrigens vergeblich suchen. Die zwei Hefte aus diesem Jahr kamen nur noch in wenigen Einzelexemplaren in Umlauf, so dass der Jahrgang nicht berücksichtigt werden kann. Einen Überblick über die wechselvolle Geschichte der Physikalischen Blätter bietet der zweiteilige Artikel in ihrem 50. Jubiläum, den der Physikhistoriker Helmut Rechenberg und der damalige Chefredakteur Ernst Dreisigacker 1994 verfasst haben (siehe den Link unten zum kombinierten PDF).

Was als Experiment begann, entwickelte sich nach dem Krieg stetig weiter. Die Physikalischen Blätter wurden erst im Laufe der Siebzigerjahre zum offiziellen DPG-Organ. Mit dem Jahrgang 1980 kam die Umstellung auf ein größeres Format. Das Layout wurde in den Folgejahren immer wieder modernisiert, der Farbdruck hielt auf allen Seiten Einzug und das Themenspektrum erweiterte sich. Heute erreicht das Physik Journal als Mitgliederzeitschrift der DPG über 60000 Leserinnen und Lesern.

Physik Journal / Alexander Pawlak
 

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