Quantenphysik für sichere Netze

Konsortialvorhaben QuNET: 25 Millionen für optische Quantenkommunikation

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF plant zusammen mit der Fraunhofer-Gesellschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt eine Groß­initiative für ein abhörsicheres Quantennetz. Auf einer Presse­konferenz im Berliner Fraunhofer-Forum hat die Bundes­ministerin Anja Karliczek am Freitag die Förderung der Initiative QuNET bekannt­gegeben. Mit einem Förde­rvolumen von zunächst 25 Millionen Euro soll in den kommenden Jahren daran geforscht werden, wie man die Gesetze der Quanten­physik für sichere Kommunika­tionsnetze nutzbar machen kann.

Andreas Tünnermann, Institutsleiter am Fraunhofer-IOF, Gerd Leuchs, Direktor...
Andreas Tünnermann, Institutsleiter am Fraunhofer-IOF, Gerd Leuchs, Direktor em. am MPI für die Physik des Lichts, Bundes­ministerin Anja Karliczek und Fraunhofer-Präsident Reimund Neugebauer mit einer Verschränkte-Photonenpaar-Quelle für den Einsatz im Weltraum (v.l.n.r.; Bild: H.-J. Rickel, BMBF)

Ministerin Anja Karliczek stellte dazu die Pläne des BMBF vor: „Im digitalen Zeitalter sind Wirtschaft und Gesellschaft auf eine sichere Kommuni­kation mehr denn je angewiesen. Sichere Daten­leitungen sind die Lebens­adern unseres Zeitalters. Deshalb muss der Daten­austausch so sicher wie möglich gemacht werden. Die Quanten­kommunikation bietet dafür einzigartige Möglichkeiten. Deutschland und Europa müssen in diesem Bereich eigene Kompetenzen ausbauen, um nicht von anderen abhängig zu werden. Darum müssen wir die Forschung auf diesem Zukunfts­feld voranbringen. Deutschland und Europa sollen der vertrauenswürdigste Datenraum der Welt werden – deshalb werde ich das Thema auf die deutsche und europäische Agenda setzen. Mit der Initiative QuNET legen deutsche Spitzenforschung und Unternehmen gemeinsam den Grundstein für die sichere Kommunikation der Zukunft. Ich bin den Teilnehmern dieses einzigartigen Projekts dankbar, dass sie sich in diesem Zukunfts­feld engagieren.“

Ziel von QuNET ist die sichere Kommunikation zwischen Regierungs­organisationen. Das auf insgesamt sieben Jahre angelegte Vorhaben soll jedoch darüber hinaus als zentrale Plattform für den Aufbau einer deutschen Quanten­kommunikations­infrastruktur dienen und wird auch wegweisend für den Aufbau eines Quanten­internets sein. Auf europäischer Ebene verfolgen die Bundesregierung und die Konsortial­partner das Ziel, einen sicheren europäischen Datenraum zu schaffen.

Um dieser Herausforderung zu begegnen, hat sich die Fraunhofer-Gesellschaft mit ihren Instituten für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF sowie Nachrichten­technik, Heinrich-Hertz-Institut HHI mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie dem MPI für die Physik des Lichts zusammen­geschlossen. Auch Industrie­partner aus den Bereichen Telekommu­nikation, System- und Komponenten­entwicklung, Sicherheit, Satellitenbetrieb sind in das Projekt involviert; darunter Unternehmen wie Deutsche Telekom, ADVA Optical Networking und Tesat-Spacecom. Durch die enge Verzahnung mit der nationalen Industrie soll der Grundstein für einen schnellen Transfer der in QuNET entwickelten Lösungen sicher­gestellt werden.

Fraunhofer-Präsident Prof. Reimund Neugebauer erläuterte dazu die Strategie der Fraunhofer-Gesellschaft: „Mit QuNET legen wir an der Seite exzellenter Partner aus Forschung, Wirtschaft und Politik den Grundstein für den Aufbau einer einheit­lichen und sicheren europäischen Informations- und Kommunikations­infrastruktur. Dieses Vorhaben ermöglicht es, die Vorreiter­rolle und Technologie­führerschaft Deutschlands in diesem strategisch wichtigen Bereich weiter auszubauen. Langfristig planen wir, durch die Verbindung von quantenbasierter Kommunikations­infrastruktur mit den International Data Spaces Datensouveränität und Daten­sicherheit im europäischen Datenraum auf höchstem Niveau zu vereinen.“

Hintergrund der Initiative ist die steigende Leistungs­fähigkeit digitaler Technologien, die auf Daten­netzwerke von heute einwirken und eine zunehmende Gefahr für die Sicherheit unserer modernen Informations­gesellschaft darstellen. Vor allem Regierungs­organisationen, Banken und sicherheits­kritische Unternehmen müssen ihre Sicherheits­infrastrukturen dahingehend überdenken und erneuern.

Prof. Andreas Tünnermann, Leiter des Fraunhofer IOF und Initiator von QuNET erläutert: „Die Initiative vereint synergetisch die komplementären Kompetenzen hochrangiger deutscher Forschungs­einrichtungen im Bereich der Quanten­kommunikation. Das Vorhaben adressiert strategisch die Entwicklung neuer heterogener Quanten­kommunikations­netze, die einen Multi-User-Betrieb ermöglichen werden. Damit wird QuNET einen wichtigen Beitrag für eine physikalisch sichere Kommunikation in Deutschland und Europa leisten.“ Prof. Gerd Leuchs, Direktor emeritus am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts verwies ergänzend auf das technische Potenzial optischer Quanten­kommunikation: „Die spezielle Eigenschaft der Quanten­messung, immer nur einen Teil, aber nie die gesamte vorliegende Information preis­zugeben, bietet den Spielraum für interessante Anwendungen vom perfekten Zufalls­zahlen­generator bis hin zur Enttarnung von unerlaubten Mithörern. Beides ist wichtig für die sichere Kommuni­kation.“

Das in drei Phasen gegliederte Projekt startet offiziell Im Herbst 2019: Zunächst entwickeln die Forsche­rinnen und Forscher die Hardware­komponenten, im zweiten Schritt erarbeiten sie die techno­logischen Grundlagen für einen Mehr­benutzer­betrieb in heterogenen Netzwerken. In der dritten Phase implementieren sie gemeinsam mit der Industrie und Bundesnetz­betreibern das auf Quanten­technologie basierte Behörden­netzwerk.

FhG / od

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