14.11.2019

Probebetrieb für leise Landungen

Langzeiterprobung eines Piloten-Assistenzsystems bei Anflügen auf den Flughafen Frankfurt.

Am Flughafen Frankfurt begann im Oktober die Langzeit­erprobung des Piloten-Assistenz­systems „Low Noise Augmen­tation System“, kurz LNAS. Das vom Forum Flughafen und Region FFR initiierte Forschungs­projekt soll dazu beitragen, dass Lande­anflüge leiser werden und weniger Treibstoff als bislang benötigen. Gefördert wird das Projekt durch das Umwelt- und Nachbar­schafts­haus des FFR. Projekt­partner sind außerdem Fraport, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und die Deutsche Lufthansa, die die Flüge durchführt.

Abb.: Die Lufthansa erprobt das DLR-Assistenzsystem für leiseres Landen LNAS...
Abb.: Die Lufthansa erprobt das DLR-Assistenzsystem für leiseres Landen LNAS auf insgesamt 86 Flugzeugen ihrer A320-Flotte bei Anflügen auf den Flughafen Frankfurt. (Bild: Fraport)

Lufthansa hat das vom DLR entwickelte System LNAS in insgesamt 86 Flugzeugen ihrer Airbus A320-Familie installiert und eine Gruppe von frei­willigen Piloten in der Nutzung geschult. Eingesetzt wird LNAS im Endanflug bei ausreichend guten Wetter- und Wind­bedingungen. „Änderung der Verfahren gerade in der für Piloten belastenden Anflug­phase bedürfen guter Abstimmung, um akzeptiert zu werden und effektiv zu sein, daher unter­stützen wir diese Koopera­tion und Tests unter realen Bedingungen“, sagt Eike Bloemsma, der die LNAS-Testphase bei der Lufthansa koordiniert.

Die Langzeiterprobung läuft von Herbst 2019 bis Sommer 2020 mit einer sich anschlie­ßenden Auswertung bis Anfang 2021. Ziel ist es, für statistisch belastbare Aussagen umfassend Daten darüber zu sammeln, wie groß im Detail die Reduktion von Fluglärm und Treibstoff­verbrauch durch das Assistenz­system LNAS im Regel­betrieb ausfallen kann. „Die Innovation in diesem Projekt ist der Probe­betrieb im realen Umfeld der Airline und des Flughafens, da der Anflug­verlauf nicht nur vom Piloten bestimmt wird, sondern auch von indivi­duellen Bedingungen wie Wetter­verhält­nisse und Verkehrs­aufkommen“, erklärt Johann-Dietrich Wörner, Mitglied des Vorstands des FFR.

Mit Unterstützung des FFR hatte das DLR bereits 2016 erste erfolg­reiche Flug­versuche mit LNAS auf dem Forschungs­flugzeug A320 ATRA am Flughafen Frankfurt unter­nommen. Die Fortführung der Forschungs­arbeiten als Baustein des Maßnahmen­programms Aktiver Schall­schutz des FFR fußt auf den damals aufge­zeigten positiven Tendenzen hinsicht­lich Lärm­ein­wirkung und Treibstoff­verbrauch. In einer Vorerprobungs­phase integrierte die Lufthansa das System in Flugzeuge der A320-Familie. Für die jetzt beginnende Langzeit­erprobung im regulären Flugbetrieb am Flughafen Frankfurt waren vorab einige System­anpassungen notwendig, um den Anforderungen hinsichtlich der Flug­sicher­heit und des Frankfurter Luftraums gerecht zu werden.

Während des Probebetriebs des Assistenz­systems LNAS am Flughafen Frankfurt werden Daten über Treibstoff­verbrauch und Geräusch­einwirkungen von Anflügen auf die Landebahn Nordwest bei Westbetrieb erhoben. Fraport AG und das Umwelt- und Nachbar­schafts­haus des FFR haben dafür im Bereich des Endanflugs ein engmaschiges Messnetz mit insgesamt fünf Anlagen zur Erfassung der Flug­geräusche einge­richtet. Gemeinsam werden sie die gesammelten Daten bis Anfang 2021 auswerten und analysieren, ob unter realen Bedingungen eine Reduktion des Fluglärms erreicht wird.

LNAS ist ein Assistenzsystem, welches dem Piloten zusätzliche Informationen anzeigt, die heutige Cockpit­anzeigen nicht bieten. Diese unter­stützen dabei, Geschwindigkeit und Flugzeug­konfiguration zum optimalen Zeitpunkt anzupassen, bei gleich­zeitiger Einhaltung der Vorgaben zur Flug­sicher­heit und Flugverkehrs­kontrolle. Es erstellt eine Vorabplanung für den optimalen Anflug mit Triebwerken im geräusch­armen Leerlauf von der Zwischen­anflug­höhe bis zur Stabili­sierungs­höhe. „Das System zeigt dem Piloten dazu die optimalen Zeit­punkte für ein möglichst spätes Klappen­setzen und Ausfahren der Fahrwerke und korrigiert diese Planung aufgrund sich ändernder Umwelt­faktoren wie Wind“, erklärt Fethi Abdelmoula, der am DLR-Institut für Flug­system­technik die LNAS-Entwicklung leitet. Folgt der Pilot diesen Vorgaben werden unnötige besonders laute Momente im Anflug vermieden oder erst später im Anflug relevant.

DLR / RK

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