24.06.2021

Nukleare Abrüstung ist dringender denn je

DPG: Aktuelle Ausgabe von Physikkonkret über die Gefahr eines Nuklearkriegs.

Abrüstung, Rüstungs­kontrolle und -begrenzung sind Kernaufgaben der Friedens­sicherung. Die Rüstungs­kontrolle bleibt daher eine Überlebensfrage für die Menschheit. Deswegen arbeiten Physi­kerinnen und Physiker der Deutschen Physi­kalischen Gesellschaft (DPG) beispiels­weise an Verifikations­methoden, die belegen, dass Abrüstungs­verträge einge­halten werden und ob jemand gegen das Verbot von Nukleartests verstößt. Sie hoffen so, die Büchse der Pandora, die sie einst mit geöffnet haben, wieder verschließen zu können und die Gefahr eines Nuklear­krieges auf ein Minimum zu reduzieren. Dieses wichtige Thema steht im Mittelpunkt der aktuellen Ausgabe von Physik­konkret der DPG.

Abb.: Schätzung der welt­weiten Bestände an Atom­sprengköpfen seit Ende...
Abb.: Schätzung der welt­weiten Bestände an Atom­sprengköpfen seit Ende des zweiten Weltkriegs bis heute. (Bild: H. M. Kristensen & M. Korda, Fed. Am. Sc. / DPG)

Die Zahl der nuklearen Spreng­köpfe hat sich nach Ende des Ost-West-Konfliktes zwar erheblich verringert, aber der Einsatz von Nuklearwaffen ist als globale Gefahr geblieben. Ein Nuklearwaffen­einsatz aus Versehen ist heute daher ebenso wenig ausgeschlossen wie ein beab­sichtigter Einsatz. Würde auch nur ein Prozent des bestehenden militärischen Nuklear­arsenals zum Einsatz kommen, hätte dies neben den unmittel­baren katastro­phalen Konse­quenzen wegen des Ausbruchs eines „nuklearen Winters“ auch unabsehbare Folgen für das globale Klima und wegen der damit zusammen­hängenden Ernteausfälle auf Ernährung und Lieferketten.

Neue techno­logische Entwicklungen im Bereich Quanten­technologien, Laserphysik, künstliche Intelligenz oder Material­wissenschaften sowie der Verlust von Rüstungskontroll­regelungen heizen das Wettrüsten derzeit zusätzlich an. Zudem bleibt die Gefahr des Nuklear­terrorismus bestehen.

In der DPG bearbeitet die Arbeits­gruppe Physik und Abrüstung Fragen der nuklearen Rüstungs­kontrolle und Abrüstung. Deren Mitglieder forschen etwa zu Problemen der Risikofolgen­abschätzung, der Verifikation von Abrüstungs­verträgen und zur Nicht­verbreitung nuklearer Waffen­systeme und -materialien. Mit Hilfe neuer Messmethoden für Radionuklide, mit Detektoren für Infra- und Hydroschall und mit seismischen Instru­menten lassen sich beispiels­weise Verstöße gegen das Verbot von Nukleartests aufdecken.

Physikerinnen und Physiker arbeiten ferner daran, Verifikations­messungen vorzunehmen, beispielsw­eise ob ein dekla­rierter Sprengkopf, der abgerüstet wurde, nicht in Wirklichkeit eine Attrappe ist. Solche Authenti­fizierungen lassen sich mittels Messung von Gamma­spektren sowie von Neutronen an den zerlegten Komponenten durchführen. Eine Heraus­forderung besteht allerdings darin, die nuklearen Sprengköpfe zu authenti­fizieren und zu zerlegen, ohne dass proliferations­relevantes Wissen verraten oder weitergegeben wird. Dabei nutzen die Abrüstungs­kontrolleure krypto­graphische Verfahren sowie die „Zero-Knowledge“-Veri­fikation, bei denen eine Partei die andere stichhaltig und nachvoll­ziehbar von der Tatsache überzeugen kann, dass eine Kernwaffe authentisch ist, ohne dabei jegliche Infor­mationen über die Waffe oder deren Design zu offenbaren.

Mit diesen und weiteren Maßnahmen und Akti­vitäten hoffen die Physikerinnen und Physiker, die Büchse der Pandora, die sie einst mit geöffnet haben, wieder verschließen zu können und die Gefahr eines Nuklear­krieges auf ein Minimum zu reduzieren.

DPG / JOL

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