04.11.2019

Neues Instrument an Bessy II

Leistungsstarker Messplatz für spin- und winkelaufgelöste Photoelektronenspektroskopie.

Ende Oktober wurde ein neues Instrument an die Nutzerschaft von Bessy II übergeben. Das Instrument wurde durch das Russisch-Deutsche Labor an Bessy II entwickelt. Mono­chromator und Apparatur für spin- und winkel­aufgelöste Photo­emission haben ihre Testphase erfolgreich absolviert und ermöglichen präzise Messungen der elek­tronischen Bandstruktur mit Spinauflösung von unter­schiedlichen Materialk­lassen wie topologischen Isolatoren und magnetischen Sandwich­strukturen, aber auch von neuartigen Solarzellen­materialien auf Perowskit­basis. Ebenso wurde ein Photoelektronen­mikroskop entwickelt.

Abb.: Das Team vom Russisch-Deut­schen Labor betreibt ein neues Experiment am...
Abb.: Das Team vom Russisch-Deut­schen Labor betreibt ein neues Experiment am Synchro­tronring BESSY II in Berlin. (Bild: M. Setzpfandt, HZB)

Das Russisch-Deutsche Labor existiert seit mehr als fünfzehn Jahren bei Bessy II. Die Wissen­schaftler betreiben seitdem ein eigenes Strahlrohr für Absorptions­spektroskopie und Photoelektronen­spektroskopie. Nun haben sie zusätzlich zu dem Dipol-Strahlrohr auch einen leistungs­starken Messplatz für spin- und winkel­aufgelöste Photoelektronen­spektroskopie und Photoelektronen­mikroskopie an einem Undulator­strahlrohr aufgebaut. Dieser Messplatz ist in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden und der Freien Universität Berlin entstanden; er wurde vom Bundes­ministerium für Bildung und Forschung mit einer Million Euro finanziert. Von der kommenden Strahlzeit an steht dieser Messplatz nun auch russischen und deutschen Nutzerteams für Koopera­tionen zur Verfügung. 

Eckart Rühl von der Freien Universität Berlin, Vorsitzender des Lenkungs­ausschusses des Labors, hebt die starke Verbun­denheit mit den russischen Kollegen hervor: „Insbesondere mit dem Ziel, die russischen Forscher­gruppen mit den neuen Möglich­keiten des Instruments vertraut zu machen, haben wir die Eröffnung des neuen Instruments in einen inter­nationalen Workshop eingebettet.“ Sieben Forscherinnen und 19 Forscher aus Russland, Deutschland, Spanien und Japan werden an zwei Tagen über ihre Ergebnisse berichten.

„Die Spin-Bahn-Wechsel­wirkung, also die Kopplung von magnetischer Ausrichtung und Bewegungs­richtung der Elektronen, hat sich in den vergangenen Jahren konti­nuierlich zu einem zentralen Thema in der Physik der Festkörper entwickelt, insbesondere durch die neue Materialklasse der topo­logischen Isolatoren, deren Entdeckung durch den Nobelpreis für Physik 2016 gewürdigt wurde“, erklärt Oliver Rader vom Helmholtz-Zentrum Berlin, in dessen Abteilung das neue Instrument angesiedelt ist. „Das führte inter­national zu stark steigender Nachfrage nach Experimenten, mithilfe derer der Spin direkt nachgewiesen werden kann.“ Auch das aktuelle Interesse an stabilen zwei­dimensionalen Festkörpern könnte dazu beitragen, denn in den letzten Jahren wurden neuartige zwei­dimensionale Magnete wie CrI3 entdeckt.

Getragen wird die Kooperation von deutscher Seite von der Freien Universität Berlin, der Tech­nischen Universität Dresden, der Technischen Universität Freiberg und dem Helmholtz-Zentrum Berlin sowie auf russischer Seite von der Staat­lichen Universität St. Petersburg, dem Kurchatov Institut (Moskau), dem Ioffe Institut (St. Petersburg) und dem Shubnikov Institut für Kristallo­graphie (Moskau).

HZB / JOL

Weitere Infos

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Weiterbildung

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie
TUM INSTITUTE FOR LIFELONG LEARNING

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie

Vom eintägigen Überblickskurs bis hin zum Deep Dive in die Technologie: für Fach- & Führungskräfte unterschiedlichster Branchen.

Meist gelesen

Themen