Neue Erkundungsmethode für die Geothermie
15.11.2019 - Verfahren lokalisiert interessante potenzielle Bohrstellen unter Wasser.
Wo bohren? Das ist die zentrale Frage bei der Suche nach unterirdischen Energieressourcen, etwa für die Geothermie. Wasser in Gesteinen fließt entlang durchlässiger Pfade, die die Hauptzielpunkte für geothermische Bohrungen darstellen. Aus Bohrloch- und Bohrkerndaten, sowie Daten von Mikro-Erdbeben weiß man, dass es sich bei den Pfaden um räumlich miteinander zusammenhängende, durchlässige Strukturen handelt, beispielsweise um Brüche oder andere Störungen im Gestein. Mit bislang verfügbaren Techniken zur Lokalisierung dieser Strukturen lässt sich deren geothermisches Potenzial jedoch nicht voll ausschöpfen
Ein Forschungsteam um Maren Brehme, bis August am Deutschen Geoforschungszentrum, jetzt an der TU Delft, stellt eine neue Methode zur Lokalisierung interessanter potenzieller Bohrstellen vor, die von Wasser bedeckt sind. „Mit unserer Methode wird es in Zukunft möglich sein, geologische Strukturen unter Wasser besser kartieren und eine Aussage über den Zufluss aus umliegenden Schichten treffen zu können“, sagt Brehme.
Da Geothermiefelder oft in vulkanischen Gebieten liegen, treten diese häufig bei oder unter Kraterseen auf. „Diese Seen verdecken aber für die Geothermie wichtige Strukturen“, erklärt Brehme. „In der Studie haben wir gezeigt, dass vulkanische Seen, wie der von uns untersuchte Linausee in Indonesien, Sweetspots besitzen, tiefe Löcher mit Fluidzufluss aus dem umgebenden Gestein.“ Die Methode ist jedoch nicht auf vulkanische Seen beschränkt, sondern kann auch auf andere Bereiche unter Wasser angewendet werden.
Der neue Ansatz kombiniert Bathymetrie-Messungen mit geochemischen Profilen. Die Bathymetrie wird in diesem Fall zur Kartierung von Störungszonen und geysirähnlichen Löchern im Seeboden genutzt. Ihr wichtigstes Werkzeug ist das Echolot. Die geochemischen Profile aus Daten zur Temperatur, Salinität, Dichte und pH-Wert in unterschiedlicher Tiefe zeigen in welchem Bereich des Sees Zuflüsse aus dem umliegenden geothermischen Reservoir auftreten. Die Kombination erlaubt die Unterscheidung von durchlässigen und nichtdurchlässigen Strukturen, was bisher so nicht möglich war. Mit der Methode lassen sich vielversprechende Orte für Bohrungen zielgenauer lokalisieren.
Die der Studie zugrundeliegenden Geländearbeiten fanden 2018 während einer von Brehme am GFZ geleiteten Expedition zum Linausee statt. Der Linausee befindet sich nur wenige Kilometer von dem Standort Lahendong entfernt, an dem 2017 das vom GFZ und indonesischen Partnern gemeinsam entwickelte erste geothermische Niedertemperatur-Demonstrationskraftwerk in Indonesien erfolgreich in Betrieb genommen wurde.
GFZ / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung:
M. Brehme et al.: Geothermal sweetspots identified in a volcanic lake integrating bathymetry and fluid chemistry, Sc. Rep. 9, 16153 (2019); DOI: 10.1038/s41598-019-52638-z - Georessourcen und Geoenergie, Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches Geoforschungszentrum
- Department of Geoscience and Engineering, Delft University of Technology, Niederlande