22.07.2021

Höher, schneller, effizienter

Neuartiges Hybridraketentriebwerk absolviert erfolgreiche Tests.

Nach dem erfolgreichen Test des neuartigen Hybridraketen­triebwerks „Ahres-B“ im Frühjahr 2019 hat nun das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Juni und Juli 2021 zwei weitere erfolgreiche Tests mit der deutlich größeren Variante Viserion durchgeführt. Die Versuchs­vorbereitungen und die Inbetriebnahme erfolgten durch ein Team der Abteilung Raumfahrzeuge des Instituts für Aerodynamik und Strömungs­technik am Prüfstand für Hybridraketen­triebwerke am Standort Trauen.

 

Abb.: Test des Hybridraketen­triebwerks Viserion in Trauen (Bild: DLR)
Abb.: Test des Hybridraketen­triebwerks Viserion in Trauen (Bild: DLR)

Die Versuchsergebnisse der aktuellen Tests zeigen ganz klar: Das in den DLR-Projekten Ahres und Atek entstandene und nun im DLR-Querschnittsprojekt Simulation Based Certification (SimBaCon) getestete Triebwerk Viserion ist weit effizienter als die bisherigen Hybridraketentriebwerke. Für die Forscher des Instituts für Aerodynamik und Strömungstechnik ein besonderer Grund zur Freude, denn Hybridraketen­triebwerke sind nicht nur grundsätzlich günstiger und sicherer als herkömmliche Raketenantriebe, Viserion ist zudem deutlich effizienter als alle seine Vorgänger. „Die aktuellen Tests haben gezeigt, dass die technologische Entwicklung von Hybridraketen­triebwerken jetzt für den praktischen Einsatz weit genug fortgeschritten ist, beispielsweise für den Einsatz in Höhenforschungs­raketen“, erläutert Thino Eggers, Leiter der Abteilung Raumfahrzeuge vom DLR-Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik.

Im Gegensatz zu anderen Oxidator-Brennstoff-Kombinationen von Hybridtriebwerken hat die Nutzung von Wasserstoff­peroxid als Oxidator einige wesentliche Vorteile: Die Verwendung ermöglicht merklich kompaktere Triebwerke als beispielsweise bei Verwendung von flüssigem Sauerstoff. Der flache Verlauf des spezifischen Impulses erlaubt eine bessere Regelbarkeit und die einfache Zündung durch Katalyse erspart einen Zünder als zusätzliches Bauteil. Die deutlich niedrigere Brennkammertemperatur und die dadurch geringeren strukturellen Anforderungen bewirken ebenfalls eine Gewichtsersparnis der Thermalschutz­systeme. Weiterhin ist das hier verwendete Wasserstoff­peroxid, zum Beispiel im Vergleich zu üblicherweise verwendetem flüssigem Sauerstoff, einfacher zu handhaben und zu lagern.

Bei den Testläufen an der Versuchsanlage am DLR-Standort Trauen gelangte das katalytisch zersetzte Wasserstoff­peroxid mit etwa 650 Grad Celsius in die Brennkammer. Die freiwerdende Wärme wurde in Bewegungs­energie, bei einem Schub von etwa 12.000 Newton, umgewandelt. Dabei nutzte Viserion den Brennstoff über eine Zeit von 27 Sekunden nahezu vollständig aus und erzielte, ähnlich wie Ahres-B, eine deutlich erhöhte Abbrandrate im Vergleich zu früheren Hybrid­raketen­triebwerken. Letztere ist wichtig für den Entwurf eines effizienten und kompakten Triebwerks und wurde auch bei Viserion durch eine innovative, verwundene „Finnengeometrie“ realisiert.

Der für den Test genutzte Prüfstand in Trauen verfügt über zahlreiche moderne Mess- und Steuerungseinrichtungen und ermöglicht den sicheren Versuchsbetrieb von Hybridraketen­triebwerken. Die Infrastruktur für den sicheren, umweltschonenden Umgang mit großen Mengen Wasserstoff­peroxid ist deutschlandweit einzigartig.

„Der Funktionsnachweis ist ein wesentlicher Meilenstein auf dem Weg zu einer flugfähigen Brennkammer in Leichtbauweise mit einer tragenden Struktur aus Kohlefaser­verbund­werkstoffen (CFK). Die flugfähige Variante wird unter dem Namen Viserion+ weiterentwickelt und kann als Hybrid-Oberstufe für zukünftige Höhen­forschungs­experimente dienen“, ergänzt Eggers.

DLR / DE

 

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