20.01.2023

Heimkehr der Mondflug-Dummies

Erfolgreiche Messung der Strahlenbelastung bei einem Flug zum Mond.

Im Rahmen der Nasa-Mission Artemis I flog das Raumschiff Orion angetrieben und versorgt vom Europäischen Service Modul ESM erstmals zum Mond und zurück. Mit an Bord die beiden Astro­nautinnen-Phantome Helga und Zohar, die erstmals in der Raumfahrt die Strahlen­belastung auf den weiblichen Körper bei solch einem Flug gemessen haben. Nach der erfolg­reichen Landung der Orion-Kapsel am 11. Dezember 2022 im Pazifik hat die Nasa nun am Kennedy Space Center beide Messpuppen an das vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) geleitete MARE-Forschungs­team übergeben. Noch vor Ort finden erste Auswertungen der Messdaten statt. Im Februar werden Helga und Zohar zurück am DLR-Standort Köln erwartet.

Abb.: Die bei­den Astro­­nau­tin­nen-Phan­to­me Hel­ga und Zo­har...
Abb.: Die bei­den Astro­­nau­tin­nen-Phan­to­me Hel­ga und Zo­har be­stückt mit den DLR-Mess­ge­rä­ten im Ken­ne­dy Space Cen­ter. (Bild: DLR)

„Wir sind froh und stolz, Helga und Zohar so wohlbehalten mit einem Schatz an Daten zurückerhalten zu haben“, sagt Jens Jordan, Direktor des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrt­medizin, der stellvertretend für das DLR die Astro­nautinnen-Phantome gemeinsam mit dem Forschungsteam entgegennahm. „Jetzt sind wir gespannt auf alle Details aus den Strahlungs­messungen in bis zu mehr als 400.000 Kilometer Entfernung von der Erde.“ Über die gesamte Mission bis zur Landung haben Helga und Zohar die Strahlungs­werte gemessen. Die beiden Astronautinnen-Phantome sind weiblichen Körpern samt Fortpflanzungs­organen nachempfunden, sodass die Strahlungsdosis auch in besonders strahlungs­empfindlichen Organen gemessen werden kann.

Die beiden Messkörper bestehen aus jeweils 38 Scheiben, sind 95 Zentimeter groß, 36 Kilogramm schwer und enthalten aus Kunststoff nach­gebildete Organe und Knochen unterschiedlicher Dichte. Zohar, bereitgestellt von der israelischen Raumfahrt­agentur ISA, wiegt mit der zusätzlichen AstroRad-Strahlen­schutzweste der Firma StemRad sogar 62 Kilogramm. „Die aktiven Strahlungs­detektoren des DLR überprüfen wir direkt hier am Kennedy Space Center und lesen deren Messdaten aus“, sagt der MARE-Projekt­leiter Thomas Berger. „Wir haben bereits jetzt hervor­ragende Daten von der ersten bis zur letzten Minute des mehr als 25-tägigen Fluges – Helga und Zohar haben auf ihrer Reise zum Mond einen super Job gemacht! Eine detaillierte Daten­auswertung folgt nun allerdings in den kommenden Monaten.“

Im Inneren und auf der Oberfläche beider Phantome sind insgesamt 18 aktive Detektoren der Nasa und 16 aktive Detektoren des DLR verbaut, die über den gesamten Flug die Strahlungs­dosis unter anderem in den strahlen­empfindlichsten Organen des Körpers – Lunge, Magen, Gebärmutter und Knochenmark – gemessen haben. Hinzu kommen über 12.000 passive Strahlungs­detektoren aus kleinen Kristallen, die über die gesamten Messkörper verteilt platziert sind. Mit dem Auslesen der Kristalle entsteht ein drei­dimensionales Abbild des menschlichen Körpers, das zeigt, wie hoch die Strahlen­belastung auf Knochen und Organen an unterschiedlichen Stellen während eines Mondflugs insgesamt ist. Zusätzlich wird betrachtet, wie viel Abschirmung die mitgeführte Strahlungs­weste bei Zohar ermöglichte. Diese aufwendige Auswertung wird zum größten Teil am DLR in Köln, aber auch in den Laboren der Projektpartner der NASA und der inter­nationalen Universitäten erfolgen.

DLR / JOL

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