26.06.2020

Extraterrestrische Exempel

Die „Breakthrough Listen“-Initiative veröffentlicht einen Katalog von astronomischen Objekten, die sich als Ziele für die Suche nach intelligentem Leben eignen.

Ist da draußen jemand? Die Frage nach der Existenz nach außerirdischen Intelligenzen ist ebenso faszinierend wie frustrierend. Die beiden Physiker Giuseppe Cocconi und Philip Morrison initiierten 1959 mit einem Artikel in der Zeitschrift „Nature“ die wissenschaftliche Suche nach außerirdischer Intelligenz, kurz SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence), die bis heute ergebnislos verlaufen ist.

Mit SETI@home konnte sich bis vor Kurzem jeder mit seinem eigenen Computer an der Suche nach intelligenten Signalen in den Beobachtungen von Radioteleskopen beteiligen. Doch am 31. März diesen Jahres erklärten die Projektverantwortlichen bis auf Weiteres ein Ende dieser verteilten Computeranalyse, versprachen aber neue Wege, mit denen sich die breite Öffentlichkeit an SETI beteiligen kann.

Seit 2015 existiert mit “Breaktrough Listen” ein weiteres wissenschaftliches Programm, um Hinweise auf die Existenz technologisch hochentwickelter außerirdischer Intelligenzen zu finden. Dieses Projekt ist Teil einer Reihe von wissenschaftlichen und technologischen Projekten, die der Internet-Investor Yuri Milner ins Leben gerufen hat. Dazu zählen Breakthrough Watch, eine visuelle Suche nach erdähnlichen Planeten in den bewohnbaren Zonen naher Sterne, und Breakthrough Starshot, der Versuch, eine Raumsonde zu entwerfen und zu entwickeln, die einen anderen Stern erreichen kann. Breakthrough Listen zielt auf die Durchmusterung von einer Million naher Sterne, der gesamten galaktischen Ebene und 100 nahen Galaxien in einem breiten Spektrum von Radio- und optischen Bändern ab.

Am 20. Juli verkündete Yuri Milner (links) den Start der Breakthrough...
Am 20. Juli verkündete Yuri Milner (links) den Start der "Breakthrough Listen"-Initiative. Unterstützt wurde er von Stephen Hawking, dem Astrophysiker Martin Rees, SETI-Pionier Frank Drake, der Filmproduzentin Ann Druyan und Geoff Marcy, Professor für Astronomie an der Universität Berkeley. (Foto: Breakthrough Initatives)

Nun haben Forscherinnen und Forscher des Projekts einen neuartigen Katalog von Objekten veröffentlicht, die für Astronomen von potenziellem Interesse sind auf der Suche nach „Technosignaturen“ – Indikatoren für Technologien, die außerirdische Intelligenzen entwickelt haben. Der Katalog umfasst über 700 verschiedene Ziele, wobei „eins von jeder Art“ existierender Objekte im Universum enthalten sein soll – von Planeten über Monde, Kometen bis zu Galaxien, von gewöhnlichen Objekten wie Sternen zu den verschiedenen Zeitpunkten ihres Lebenszyklus bis hin zu exotischen Objekten wie dem vermutlich interstellaren Asteroid ‘Oumuamua oder Supernovae und anderen extremen Strahlenausbrüchen.

Begleitet wird der Katalog von einer ausführlichen Diskussion der Klassifizierung von Objekten und einem neuen Klassifikationssystem für Anomalien, und er skizziert die Beobachtungsmöglichkeiten auf Basis dieser Überlegungen. Dabei ist der Katalog nicht nur auf SETI beschränkt, sondern soll auch anderen astrophysikalisch orientierten Durchmusterungen von Nutzen sein.

„Wenn es um die Suche nach intelligentem Leben geht, ist es entscheidend, einen offenen Geist zu bewahren“, betont S. Pete Worden, Exekutivdirektor der Breakthrough Initiatives. „Bis wir besser verstehen, welche Formen eine andere Zivilisation und ihre Technologie annehmen könnte, sollten wir alle plausiblen Ziele untersuchen. Sie zu katalogisieren ist dabei der erste Schritt.“

Ob dieses Katalogisierungsbemühen die Suche nach außerirdischen Zivilisationen voranbringt, muss sich nun zeigen. Die Astronomen Tom Westby und Christopher Conselice von der Universität Nottingham legten kürzlich eine optimistische Abschätzung vor, die eine Fülle von Faktoren berücksichtigt, wie die galaktische Sternentstehung, die Wahrscheinlichkeit, dass Sterne erdähnliche Planeten in ihren Lebenszonen beherbergen und die – wie es die beiden Astronomen nennen – astrobiologischen starken bzw. schwachen kopernikanischen Annahmen, die auf den Bedingungen basieren, die intelligentes, kommunikatives Leben auf der Erde ermöglicht haben. Damit kommen sie zu dem Ergebnis, dass es rund 36 kommunizierende Zivilisationen in unserer Galaxis geben könnte.

Alexander Pawlak

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