29.11.2021

Erstflug mit dem Studiflieger

Ultraleichtflugzeug geht nach 14 Jahren Bau- und Entwicklungszeit an den Start.

Nach jahrelanger Bauzeit kann die Flugtechnische Vereinigung Henrich Focke an der Universität Bremen e.V. (FVHF) erleichtert und auch ein wenig stolz den erfolgreichen Abschluss eines Studentenprojekts verkünden: Unter Leitung von ZARM-Wissenschaftler Christian Eigenbrod waren mehrere Generationen von flugbegeisterten Studenten an der Konstruktion des Ultraleichtflugzeuges ZODIAC CH601 XL beteiligt und wurden so an die Praxis des Flugzeugbaus, deren Möglichkeiten und Vorschriften herangeführt. Nun können es die Beteiligten kaum erwarten, den Flieger mit dem Kennzeichen D-MARE am 04. Dezember 2021 um 12 Uhr zum offiziellen Erstflug vom Flugplatz Rotenburg/Wümme abheben zu sehen.

 

Abb.: Einbau des Tanks (Bild: ZARM, U. Bremen)
Abb.: Einbau des Tanks (Bild: ZARM, U. Bremen)

Die FVHF beschäftigt sich neben dem Fliegen vor allem mit der Entwicklung und dem Bau von Flugzeugen. In den Räumen des ZARM (Zentrum für angewandte Raumfahrt­technologie und Mikro­gravitation) haben die Vereinsmitglieder mit Studenten der Universität Bremen über insgesamt 14 Jahre ein Ultraleicht­flugzeug gebaut. Zu Beginn gab es nichts weiter als den Entwurf des französisch-kanadischen Flugzeug­konstrukteurs Christophe Heintz, der neben seiner Entwicklungs­arbeit an der Concorde zunächst in seiner Freizeit und später hauptberuflich viele erfolgreiche Sportflugzeuge entworfen hat. Bei dem ZODIAC CH601 XL handelt es sich um ein zweisitziges, 300 Kilogramm schweres Ganzmetall­flugzeug, ausgestattet mit einem 100-PS-ROTAX-Boxermotor, sowie einem Gesamt­rettungs­system, welches im Fall des Kontroll­verlusts Flugzeug samt Passagieren an einem Fallschirm zum Boden bringen kann.

Die Klasse der Ultraleichtfluggeräte lässt im Vergleich zu zertifizierten Flugzeugen viele Entwicklungsfreiheiten und vor allem den Selbstbau zu. Daher war es für Studenten an der Universität Bremen möglich, ihre individuellen Projekte in die Praxis umzusetzen und an einem verkehrs­tauglichen Flugzeug zu testen. Diesem Umstand ist es beispielsweise zu verdanken, dass das Flugzeug bereits mit einer Instrumenten-Tafel ausgestattet ist, die neben den vorgeschriebenen Instrumenten zusätzlich ein App-basiertes digitales Flug­informations­system enthält – eine zukunfts­weisende Funktion, die über den bisherigen Standard in Klein­flugzeugen weit hinausgeht. Ebenso wie die studentische Entwicklung eines „Annunciator“, der dem Piloten mit Mehrfarb-Leuchtioden verschiedenste Überschreitungen von Warn- oder Alarmwerten mitteilt, etwa bei Motoröldruck, Benzindruck, Kühlwasser­temperatur, Abgas­temperatur oder dem Kraftstoff-Füllstand.

Der Bau des Flugzeugs wurde kontinuierlich von einem Muster­betreuer und einem zertifizierten Prüfer genauestens überwacht, bevor dann am 14. September 2021 vom Luftfahrt-Bundesamt die vorläufige Betriebs­zulassung erteilt wurde. Bereits am 26. September ließ das Wetter erste Schwebeversuche über der Piste 08 des Flugplatzes Rotenburg/ Wümme zu. Nach Abstellen kleinerer Probleme kann nun also endlich der Jungfernflug erfolgen.

Für die Zukunft ist die Umsetzung zahlreicher weiterer Projekte geplant. Diese beschäftigen sich unter anderem mit der Entwicklung von Höhen- und Seitenleitwerken aus Kohlefaser, Tragflächen, die in Schalen­bauweise ebenfalls aus Faserverbundstoff gebaut werden oder der Entwicklung eines „Wingbooms“, der aus einer Tragfläche nach vorne herausragt und an dessen Spitze flug­physikalische Größen außerhalb der Strömungs­störung durch Tragfläche und Propeller ermittelt werden können. Zum Einsatz kommen wird der Studenten-Flieger unter anderem im Rahmen eines Forschungs­projekts des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) als Träger für Übertragungstechnik im Rahmen des geplanten 6G-Netzstandards.

Es besteht die Möglichkeit,  unter Einhaltung der 3G-Regelung am offiziellen Erstflug der D-MARE am Samstag, den 04.12.2021 ab 12 Uhr, auf dem Flugplatz Rotenburg/Wümme teilzunehmen. Formlose Anmeldung bitte unter office(at)zarm.uni-bremen.de. Eine Anfahrts­beschreibung erhalten Sie mit der Bestätigung.

 

UPDATE: Aufgrund der gestiegenen Infektionszahlen musste der Erstflug am 04.12.2021 leider abgesagt werden.

 

ZARM / DE

 

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