15.09.2017

Adieu Cassini

Heute verglüht die Raumsonde Cassini auf dem Saturn.

Zwanzig Jahre ist es her, dass in Cape Canaveral eine Trägerrakete zu ihrer siebenjährigen Reise Richtung Saturn startete – mit an Bord die Raumsonde Cassini. Von 2004 bis 2017 hat sie den zweitgrößten Planeten unseres Sonnensystems mit seinen markanten Ringen und mehr als 60 Monden in bisher unerreichter Genauigkeit untersucht und Daten geliefert, die viele neue Erkenntnisse ermöglichten. Die Sonde hat unter anderem den Saturn 294 Mal umrundet, ist 113 Mal am größten Saturnmond Titan vorbeigeflogen und hat auch viele weitere Saturnmonde oft besucht.

Montage vom Planeten Saturn und einigen seiner Monde (Bild: NASA /JPL-Caltech / Space Science Institute)

Heute endet die Mission, da die Treibstoffvorräte von Cassini erschöpft sind. Die Sonde soll gezielt auf dem Saturn abstürzen und dort verglühen. Damit will man vermeiden, dass sie unkontrolliert mit einem der Eismonde zusammenstößt, auf denen möglicherweise Leben existieren könnte.

Die erste Phase der Mission (Prime mission) war zunächst für vier Jahre geplant. Gleich zu Beginn flog Cassini nahe an Titan vorbei und koppelte die Landesonde Huygens ab, die am 14. Januar 2005 mit einem Fallschirm auf dem Saturnmond landete und einzigartige Bilder von dessen eisiger Oberfläche aufgenommen hat. Gleichzeitig untersuchte Cassini in vielen weiteren Vorbeiflügen Titan von oben, hauptsächlich mit Radar. Dabei wurde der Orbit der Sonde ständig verändert, um auch den Saturn und seine Ringe von oben beobachten zu können. Der größte Abstand zum Saturn führte Cassini nahe an dem Mond Iapetus vorbei, dessen „zwei Gesichter“ Fragen nach seiner Entstehung aufwarfen, zu deren Klärung Cassini beitragen konnte. Die unterschiedliche Farben kommen zustande, weil Iapetus mit einer Seite durch Staub und Gesteine fliegt, die vom Mond Phoebe stammen.

2008 entschloss sich die NASA, die Mission um zwei Jahre zu verlängern und gab dieser Phase den Namen Equinox. Der Schwerpunkt lag nun auf Aufnahmen der Nordhalbkugel des Saturn und der nördlichen Breiten der Saturnmonde, weil zu dieser Zeit dort mit der Tag- und Nachtgleiche der Frühling begann.

Während der insgesamt 3 Missionen flog Cassini zahlreiche Umlaufbahnen um Saturn und seine Monde. (Bild: NASA)

Da auch nach dem erfolgreichen Ende dieser Phase alle Instrumente noch funktionierten, verlängerte die NASA die Mission mit „Solstice“ ein zweites Mal um gleich sieben Jahre bis 2017. Mit einem spektakulären Finale, bei dem die Sonde seit April 22 Mal zwischen Saturn und seinem innersten Ring hindurchtauchte, geht die Reise nun zu Ende. Bei dieser letzten Missionsphase näherte sich Cassini den Wolken des Saturn bis auf 3000 Kilometer. Der Abstand zum innersten Ring betrug 300 Kilometer. Die einzelnen Umlaufbahnen der Sonde variierten: Einige führten eher durch die Atmosphäre des Saturn, andere mehr durch den innersten Ring, den sog. D-Ring, den Cassini Ende Mai durchquerte.

Eines der letzten Bilder von Cassini von den Ringen des Saturn, aufgenommen am 14. September 2017.
(Bild: NASA / JPL-Caltech / Space Science Institute)

Die finale Phase soll Aufschluss darüber geben, welche Masse die Ringe haben und woher ihre Teilchen stammen. Neben Bildern aus bisher unerreichter Nähe vom Saturn und den oberen Atmosphärenwolken erhofft man sich eine detaillierte Kartierung des Gravitationsfelds sowie des Magnetfelds des Planeten, um Hinweise darauf zu erhalten, wie schnell sich der Saturn um die eigene Achse dreht.

Nach zwanzig Jahren im All ist Cassinis Flug nun zu Ende, doch die Daten sind längst nicht alle ausgewertet und könnten noch für so manche Entdeckung sorgen.

Anja Hauck

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