Rezension

Einstein in Bohemia

Michael D. Gordin: Einstein in Bohemia Princeton University Press, Princeton 2022, brosch., 360 S., 16,99 £, ISBN 9780691203829

Michael D. Gordin, Slawist an der Universität Princeton, widmet sich in seinem Buch dem 16-monatigen Intermezzo Albert Einsteins von 1911/12 an der Deutschen Universität Prag im Kontext der Geschichte Böhmens als Teil der K.-u.-k.-Monarchie. Mit beeindruckender wissenschaftlicher Akribie und detaillierter Quellenkenntnis entdeckt er im Wechselspiel des mit­einander verschränkten Paares „Einstein und Prag“ unbekannte Zusammenhänge und vergessene Personen wie die von Philipp Frank, dem Biographen und Nachfolger Einsteins in Prag.

Dort überwand Albert Einstein das Konzept einer statischen Theorie der Gravitation und wurde nach seinem Auftreten auf dem 1. Solvay-Kongress 1911 berühmt. Pessimistischer war er hinsichtlich der Quanten, wenn er den Besuchern in seinem Institut in der Weinberggasse mit Blick auf die benachbarte Irrenanstalt erklärte: „Sie sehen dort den Teil der Verrückten, der sich nicht mit der Quanten­theorie beschäftigt.“ Dennoch verfasste er wichtige Arbeiten zu deren Anwendung in der Photochemie, begleitet von seinem Assistenten Otto Stern, aus dessen Schule später ungewöhnlich viele Nobelpreisträger hervorgingen.

Im Salon der Bertha Fanta traf er sich mit Berühmtheiten der deutsch-jüdischen Community wie Franz Kafka und Max Brod, der in seinem Roman über Tycho Brahe dem jungen Kepler die Züge Einsteins verlieh. Im Gegensatz zu seinem tschechisch sprechenden Idol Ernst Mach, der als Rektor der Universitas Carolina die deutsch-tschechische Spaltung 1882 miterleiden musste, lebte Einstein in seiner „splendid isolation“ ohne Kontakte zur Tschechischen Universität. Nach dem Zerfall der Donaumonarchie 1918 entwickelte sich der Sprachenstreit zur Zündschnur für das Pulverfass, welches nach dem Münchner Abkommen 1938 explodierte und in die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges führte. 
Gordins Buch ist der ideale Vorgänger der Bücher von Dieter Hoffmann und Hubert Goenner über Einstein in Berlin. Für die Wissenschaftsgeschichte ist sein Buch eine ergiebige Quelle, und für alle an Einstein und/oder Prag Interessierten unbedingt zu empfehlen.

Prof. em. Dr. Peter Bussemer, Duale Hochschule Gera-Eisenach

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