21.02.2023

Die Apollo-Morde

Chris Hadfield: Die Apollo-Morde, dtv, München, 2022, 640 S., 12,95 Euro, ISBN 9783423220101

Chris Hadfield

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Der erfahrene kanadische Astronaut Chris Hadfield war bislang dreimal im Weltraum, zuletzt ab Dezember 2012 ein halbes Jahr auf der Internationalen Raumstation, wo er als erster Kanadier das Kommando übernahm. Besonderes Aufsehen erregte er, als er vor seinem Rückflug zur Erde David Bowies Song „Space Oddity“ in der Schwerelosigkeit zum Besten gab. Das war nicht der erste musikalische Auftritt auf der ISS, aber sicher einer der publikumswirksamsten, der Hadfield zu einem Social-Media-Star machte. Nun hat er seinen ersten Roman vorgelegt, einen „Thriller“ über eine fiktive Apollo-18-Mission, die 1973 unter strenger Geheimhaltung zum Mond startet.1) Das hat glücklicherweise nichts mit dem Film „Apollo 18“ gemein, der als eine Art „Blair Witch Project“ auf dem Mond bei Publikum wie Kritik durchfiel.
Hadfield spinnt eine alternative Vergangenheit, die sich um die in der Realität nicht sehr erfolgreichen militärischen Almaz-Satelliten der Sowjetunion und einen rätselhaften Fund auf dem Mond dreht. Herausgekommen ist dabei weniger ein packender Thriller, sondern eher ein Raumfahrt-Western mit Showdown im All. Hadfield hat sichtlich Spaß daran, sich in die Atmosphäre der Apollo-Ära zu versetzen und nimmt sich daher viel Zeit für die Exposition. Die Einbettung der fiktiven Mission in reale Gegebenheiten funktioniert durchaus, die technischen Details und Vokabeln sitzen und wenn geschossen wird, dann fliegt nicht einfach nur eine Kugel, sondern ein „6 Gramm leichte(s) Metallmantelgeschoss mit einer Geschwindigkeit von knapp 1000 Fuß pro Sekunde“.

Bei der Vorstellung einer militärischen Apollo-Mission, die einen bemannten sowjetischen Spionage-Satelliten entern soll, knirscht es schon ein wenig im Flugplan des Romans. Schluckt man die Grund­idee, wird man Zeuge einiger Todesfälle im All sowie überraschender Besatzungsänderungen, die auch die Raumfahrtgeschichte gehörig durcheinander bringen. Dabei erhält man nicht nur die amerikanische, sondern auch die sowjetische Perspektive auf das Geschehen. Dadurch ergeben sich Szenenwechsel, die schon erste Fingerzeige für eine Verfilmung bieten könnten. Doch eine solche erscheint mir wenig reizvoll, der „MacGuffin“ auf dem Mond überzeugt mich nicht und der Roman hebt einfach nicht mit genug Schub ab, um mich vor Spannung in den Sessel zu pressen.

Aber vielleicht hat das Buch über die eingefleischten Fans von Chris Hadfield hinaus einen Reiz für all diejenigen, die Andy Weirs Roman „Der Marsianer“ oder dessen Verfilmung durch Ridley Scott mögen oder sich für eine alternative Raumfahrt­geschichte begeistern können, wie sie in der Fernsehserie „For All Mankind“ erzählt wird. Da betritt der sow­jetische Kosmonaut Alexei Leonow als erster Mensch den Mond, und die USA forcieren daraufhin das Apollo-Programm und beschleunigen so den Aufbruch der Menschheit ins All. Ich muss allerdings gestehen, dass ich die realen Apollo-Missionen nach wie vor spannender finde.

Alexander Pawlak

1)    Chris Hadfield ist nicht der erste Astronaut, der einen Roman vorlegt. Ihm kam z. B. Buzz Aldrin mit „Encounter with Tiber“ (1996) zuvor.

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